Für die “gefühlte Heimat”

Daniela Stanic ist mit totalem Einsatz für die Hochwasseropfer am Balkan tätig.
Bludenz. (VN-hk) Sie ist in Vorarlberg auf die Welt gekommen, doch ihre „gefühlte Heimat“ liegt in Bosnien. Daniela Stanic konnte das zu keinem Zeitpunkt eindrucksvoller beweisen als in diesen Tagen. Die 21-jährige Logistik-Expertin gehört zu den Schlüsselfiguren bei den groß angelegten Hilfsaktionen
für den Balkan in Vorarlberg. Seit Tagen ist Stanic – die
VN berichteten – als Vertreterin der Serben in Vorarlberg für die Hochwasseropfer im Einsatz, kann sich dabei als Disponentin beim Transportunternehmen Gebrüder Weiss wirkungsvoll einbringen und wird zudem von ihrer Firma tatkräftig unterstützt.
Hilfe für alle
„Als ich die ersten Bilder vom Hochwasser sah, war für mich sofort klar: Ich muss helfen. Zusammen mit zwei Kolleginnen haben wir die ersten Initiativen gesetzt. Nie hätte ich gedacht, dass sich alles zu einer derart groß angelegten Aktion entwickelt“, erzählt die 21-Jährige über das, was sich in den vergangenen Tagen bei ihr und in ihrem Umfeld ereignet hat. Wichtig für die junge Frau mit serbischem Hintergrund: „Die Hilfe kommt allen betroffenen Volksgruppen zugute. Da gibt es keine Unterschiede.“ Wichtig ist Daniela Stanic die Heimat, so wie sie ist. „Die Heimat ist für mich in Bosnien. Das Zuhause ist Vorarlberg, wo ich auf die Welt gekommen bin, wohne, arbeite und auch Freunde habe.“ Doch wann immer sie kann, fährt Daniela nach Prnjovor, die Stadt ihrer Vorfahren und Verwandten.
Ort der Sehnsucht
„Glücklicherweise hat es Prnjovor selbst nicht erwischt. Aber viele Orte in unmittelbarer Nähe“, weiß die kaufmännische Angestellte. Noch bis kommenden Sonntag wird sie die Sammlung für die Hochwassergebiete in Bosnien koordinieren. Danach schließen die Sammelstellen, während der Wiederaufbau im Katastrophengebiet noch viele Monate, wenn nicht Jahre, in Anspruch nehmen wird. Warum Daniela Stanic den Flecken Erde im ehemaligen Kriegsland so liebt? „Es ist für mich wie eine Reise in eine andere Welt. In eine Welt ohne Zeitdruck und viel Zusammenhalt. Der Krieg ist für mich Gott sei Dank etwas, woran ich mich nicht erinnern kann – weil ich zu klein war.“ Jeden Urlaubstag, viele verlängerte und auch nicht verlängerte Wochenenden verbringt die im perfekten Oberländer Dialekt sprechende junge Dame an jenem Ort, der für sie erfüllte Sehnsucht und harmonisches Wohlbefinden verkörpert.
Als Kind in Vandans
Ein bisschen von alledem hatte Daniela jedoch auch im Montafon. In Vandans verlebte sie nämlich ihre Kindheit und ging auch dort zur Schule. „Das Ländliche mochte ich immer gerne.“ Später dann zog sie mit ihren Eltern nach Bludenz und besuchte dort auch
Handelsschule, ehe sie
beim Transportunternehmen Weiss eine Anstellung fand. Auch in ihrem Job dreht sich alles ums Organisieren. Freilich ist die Hochwasserhilfe für sie etwas, das den rein professionellen Rahmen sprengt. Gelernt hat sie in den letzten sieben Tagen für sich sehr viel. „Ich habe herausgefunden, wie schön Helfen ist. Du kannst mit wenig Aufwand eine große Wirkung erzielen. Und was für dich etwas Kleines ist, kann für andere etwas Großes und Bedeutendes sein.“
Nicht kleinmachen lässt sich Daniela auch angesichts der Hochwasserkatastrophe in ihrem geliebten Bosnien ihre Lebensfreude. Sie ist ein geselliger Mensch, gerne unterwegs und mit ihren Freunden zusammen. Viel Wärme und Freundschaft gibt es schließlich auch „zu Hause“.
In Bosnien erfahre ich eine Welt ohne Zeitdruck.
Daniela Stanic
Zur Person
Daniela Stanic
Geboren: 16. April 1993
Wohnhaft: Bludenz
Beruf: Angestellte
Familie: ledig
Hobbys: Tanzen, Lesen
Lieblingsessen: Italienisch