Mit Mut zu heißen Eisen

Wetter / 01.10.2014 • 18:00 Uhr
Provokanter Kongresstitel, aber er hat Interesse geweckt, und Dieter Morscher freut sich über viele Anmeldungen.  Foto: VN/Hofmeister
Provokanter Kongresstitel, aber er hat Interesse geweckt, und Dieter Morscher freut sich über viele Anmeldungen. Foto: VN/Hofmeister

Dieter Morscher ist Mitorganisator eines ganz besonderen Pflege­kongresses.

feldkirch. (VN-mm) Er kennt das mitunter schwierige Geschäft der Pflege seit 30 Jahren. So lange schon ist Dieter Morscher in diesem Beruf beheimatet. Der Intensivstation folgte die Berufung als Pflegedienstleiter nach Gaisbühel. Als die Lungenheilstätte ihre Pforten schloss und ins LKH Hohenems umsiedelte, erhörte Morscher die Anfrage des Direktors der Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Feldkirch nach einer kurzen Überlegungsphase. Seitdem unterrichtet er dort, obwohl das in seiner Lebensplanung eigentlich nicht vorgesehen war. Aber: „Ich habe den Wechsel noch keine Sekunde bereut“, sagt Dieter Morscher. „Das gilt auch für meine vorherigen Tätigkeiten“, ergänzt er.

 Unkonventionell

Jetzt ist noch ein Job dazugekommen. Der Rankweiler organisiert mit Bernd Schelling, dem stellvertretenden Pflegedienstleiter des LKH Feldkirch, den 4. ICP-Kongress. Hinter der Abkürzung verbirgt sich der Begriff „Intensiv Care Power“ und ein bisschen mehr, nämlich der Mut, auch heiße Eisen anzugreifen. Diesmal lautet der unkonventionelle Titel „Sex, Drugs and Rock´n´Roll“. Zuerst sei da schon die Sorge gewesen, diese doch einigermaßen plakative Überschrift könnte abschreckend wirken, räumt Dieter Morscher ein.

Doch fast 400 Anmeldungen zu der heute im Kulturhaus in Dornbirn beginnenden Veranstaltung sprechen eine andere Sprache. Der Lehrer ist froh darüber. Denn: „Das Thema Respekt und Distanz in der Pflege wird immer wichtiger.“

Ländle-Pflegepreis

Außerdem hat Morscher gleich auch den Ländle-Pflegepreis wiederbelebt. Schon 2006 versuchte er, einen solchen zu etablieren. Doch nach dem ersten Mal war schon wieder Schluss. Nun sah er eine neue Chance gekommen. „Fachbereichsarbeiten, schriftliche Abschluss- oder Projektarbeiten machen viel Arbeit und sind deshalb bei den Pflegeschülern nicht unbedingt beliebt“, weiß er. Ein Preis soll diese Mühen künftig regelmäßig aufwerten. Er ist mit 1500 Euro dotiert. Das Geld sponserte spontan die Krankenhausbetriebsgesellschaft.

Zum Auftakt gab es acht Einreichungen. „Ein guter Samen“, befindet einer der letzten Stockschützen im Land, wie sich Dieter Morscher selbst bezeichnet. Eine Jury hat die Arbeiten bewertet, heute gibt es dazu die Siegerehrung. Eine Anerkennung erhalten alle, fünf Teilnehmern winken Geldpreise, die anderen bekommen Gastro-Gutscheine.

Genug Bewerbungen

Was das Interesse am Pflegeberuf insgesamt betrifft, zeigt sich der Pädagoge, der auch die Intensiv-Sonderausbildung für alle Krankenhäuser in Vorarlberg leitet, zufrieden. „Wir haben genug Bewerbungen“, bestätigt er. Vielsagender Nachsatz: „Wenn die Wirtschaft stagniert, haben Sozialberufe Konjunktur.“ Deshalb bereitet ihm die bevorstehende Pensionierungswelle im Pflegebereich wenig Sorgen. Durch zusätzliche Lehrgänge könne der Personalbedarf in den nächsten Jahren gedeckt werden. Zumindest in der Akutpflege. „Die jungen Leute möchten ihr Wissen eben sofort umsetzen“, zeigt Dieter Morscher dafür durchaus Verständnis.

Gleichzeitig moniert er das Fehlen von Personal in der Langzeitpflege. „Andererseits liegen auch in den Spitälern viele alte Menschen“, meint er. Was er sich aber wünschen würde, das wäre mehr Geriatrie in der Ausbildung. Und wie verhält es sich mit dem Rock´n´Roll beim Kongress? „Da geht am Abend die Post ab“, verspricht Dieter Morscher.

Stagniert die Wirtschaft, haben Sozialberufe Konjunktur.

Dieter Morscher

Zur Person

Dieter Morscher

Geboren: 10. Mai 1957 in Feldkirch

Beruf: Lehrer, Diplom-Pfleger, zuständig für Intensivpflege-Sonderausbildung und Weiterbildung für basales und mittleres Management

Hobbys: Radfahren, Stockschießen