Toleranz ist „grenzenlos“

Mladjan Antic hat seine Pizzeria zur einzigartigen Oase des Zusammenlebens gemacht.
Bregenz. (MaM) Stolka stammt aus dem heutigen Bosnien-Herzegowina, Habib aus Tunesien,Duygen aus der Türkei, die Künstler Wolfgang und Steffi aus Deutschland, ebenso wie Mitarbeiterin Nina. Sabina und Zelko sind Serben, Reinhard, Maria und ihr Sohn „waschechte“ Vorarlberger. Der eingebürgerte Serbe Mladjan Antic hat es mit seinem kleinen Lokal „Stella Rossa“ in Bregenz-Vorkloster geschafft, ein Vorzeige-Beispiel für Integration zu sein. Ohne irgendwelche Institutionen oder ein „Islamgesetz“. In dieser Oase treffen sich Kinder und Enkel des letzten Balkan-Kriegs 1991 bis 1995. Rund 300.000 Menschen vor allem aus Serbien und Kroatien flüchteten. Mladjan ist kurz vor Ausbruch der entsetzlichen Massaker als 19-Jähriger ausgewandert. „Meine Mutter lebte damals schon in Vorarlberg.“ Dennoch war er vom Krieg betroffen, Cousins wurden getötet oder dauerinvalid.
Keine Barrieren
Antic hat einen Teil seiner Kindheit im damaligen Kroatien verbracht. Nachbarin Stella hat ihm eine Sammlung mit italienischen Rezepten, etwa für das originale Pesto, in die Hand gedrückt. Zwei Pfannen und diese Aufzeichnungen nahm er mit nach Vorarlberg. Denn das Kochen war für den ausgebildeten Agrar-Ingenieur stets eine große Leidenschaft. Den ersten Job bekam er in einer Gärtnerei. Praktische Erfahrungen im Gastronomiebereich machte er in einem Barbetrieb, ehe er 2006 das Lokal in Bregenz übernehmen konnte. Seine serbische Gattin Sanja ist wohl die erste studierte Zahnärztin, die im Gastrobetrieb mitarbeitet. Aus dieser Vergangenheit ist zu verstehen, dass es für Mladjan keine nationalen Barrieren gibt. Im Gegenteil: „Je mehr Kontakte geknüpft werden, desto größer ist das Verständnis für andere Kulturen. Jeder kann etwas bringen und geben. Ich leiste meinen kleinen Beitrag dazu.
Jeden Tag ein Lächeln für alle, ist mein Motto.“ Im
Bregenzer Stadtteil Vorkloster wohnen neben den Einheimischen Menschen aus mehr als 30 Nationen. Da ist ein konfliktfreies Miteinander keine Selbstverständlichkeit.
Rücksicht auf Religionen
Mit der Zeit steige die emotionale Intelligenz. 20 bis 30 Prozent seiner Klientel sind Muslime. Das berücksichtige er selbstverständlich nicht nur bei Gerichten ohne Schweinefleisch, die Hygiene bei der Zubereitung geht bis zu besonders gereinigten Küchengeräten.
Das ist ein Teil der Einzigartigkeit. Und grundsätzlich: „Die Gäste mit Herkunft aus Asien, Syrien, dem Balkan, der Türkei, Afrika und aus Vorarlberg fühlen sich hier einfach wohl, und meine Rechnung ist für alle gleich.“ Macho, wie er genannt wird, wartet nicht nur mit der vorzüglichen Küche auf, er hat ständig neue Ideen für die Gestaltung des Ambientes im Lokal. Die Kinder Lav und Tara wachsen zweisprachig auf. Es gibt kein Stehenbleiben: Wenn Sanja jetzt Englisch lernt, versucht Mladjan in seiner spärlichen Freizeit, ihr zu folgen.
Zur aktuellen Debatte über die Aufnahme von zusätzlichen Asylwerbern im Ländle meint Antic: „Ich glaube, dass wir das finanziell schaffen können. Flüchtlinge verlassen doch nicht freiwillig ihre Heimat.“
Jeden Tag ein Lächeln für alle, das ist mein Motto geworden.
Mladjan Antic
Zur Person
Mladjan Antic
Geboren: 6.März 1971
Wohnort: Bregenz
Familie: verheiratet mit Sanja, zwei Kinder, Lav (3) und Tara (5)
Hobbys: Schwimmen, Wandern, Kochen
Lieblingsspeise: Serbische Bohnensuppe