Unterricht für „Nikoläuse“

Bregenzerwälder Theologe vermittelt die Mystik um die Gestalt des heiligen Nikolaus.
Egg. (VN-ral) „Liebe Nikoläuse, schön, dass ihr heuer früher vom Himmel gekommen seid, um euch schulen zu lassen, obwohl ihr schon alles wisst“, begrüßt Hanspeter Sutterlüty seine Nikolausschüler und grinst verschmitzt. Etwa 50 Männer folgten Ende November der Einladung der Jungen Kirche Vorarlberg zu einer Nikolausschulung. In der Rolle eines Nikolausdarstellers gilt es, vor allem Tradition und pädagogische Ansprüche angemessen zu vermitteln.
Dem 56-Jährigen ist es ein großes Anliegen, den Brauch des heiligen Nikolaus realistisch weiterzugeben. Darum besteht er darauf, dass es sich bei den weißbärtigen Figuren, die dieser Tage von Haus zu Haus gehen, nicht um den Nikolaus, sondern um Nikolausdarsteller handelt. Es gab nur einen Nikolaus, und der ist bereits seit 1700 Jahren tot.
Christliche Frohbotschaft
Mit der Gestalt des heiligen Nikolaus beschäftigt sich der Ur-Egger, wie er sich selbst bezeichnet, schon lange. Aber nicht nur aus historischer und theologischer Perspektive: Sutterlüty interessiert auch, was hinter Vorarlbergs Türen am Nikolaustag geschieht. „Meine Schüler berichten mir oft von haarsträubenden Situationen mit Drohgebärden und Angstmacherei“, erzählt der Religionspädagoge, der seit 30 Jahren am BORG Egg unterrichtet. Seine Schüler waren es, die ihn dazu motivierten, die positive Botschaft des Brauchtums den Nikolausdarstellern zu vermitteln, mit dem Hauptanliegen, die christliche Frohbotschaft weiterzugeben.
In Erinnerungen schwelgen
Vor etwa 25 Jahren zelebrierte Sutterlüty mit seiner Frau und seinen zwei Kindern noch jährlich den Nikolaustag. Ein Lächeln überzieht sein Gesicht. Es ist ihm anzusehen, dass dieses Fest im Kreis seiner Familie stets etwas Wertvolles war. Gemeinsam Lieder singen, die Nikolauslegende erzählen, Geschenke teilen und motivierender Zuspruch anstatt Strafen und Drohen. Bestandteile, die seiner Ansicht nach die Feier des Glaubens ausmachen. Über seine Türschwelle durfte aus diesem Grund der Krampus nie.
Als Sutterlüty selbst noch ein Kind war, wartete er stets gespannt auf den Nikolaus mit dem Krampus im Schlepptau. Angst hatte er als Ältester weniger, mehr kristallisierte sich damals bereits seine Ader für das Beschützen und Umsorgen heraus: „Ich sah meinen Brüdern an, wie sie sich fürchteten. Mit der Krampusfigur ging es früher wirklich um Erziehung. Aus heutiger Sicht ist das für Kinder schrecklich.“ Seine persönlichen Erlebnisse sieht er auch als einen Mitgrund für sein Bestreben an, den ursprünglichen Sinn der Frohbotschaft zu vermitteln.
Jugendseelsorger
In einer Art Vermittlerrolle fühlt sich Sutterlüty auch als Theologe und Religionspädagoge. Mit Enthusiasmus erzählt er von seinen Tätigkeiten, die von Lehrer über Seelsorger bis hin zum Theologiefachmann reichen. Im Mittelpunkt seines Interesses liegt immer der Puls der Zeit, der für ihn die Welt der Jugend ausmacht: „Mir sind die jungen Leute ganz wichtig. Ich sehe auch, welches Potenzial in ihnen steckt und wie tief religiös sie eigentlich sind.“
Als seine Aufgabe sieht es Sutterlüty, die hohe Theologie für Jugendliche verständlich zu machen und neue Formen zu suchen, um die christliche Grundbotschaft der Liebe weiterzugeben.
Die Nikolausdarsteller sollen keine Lügen erzählen.
Hanspeter Sutterlüty
Zur Person
Hanspeter Sutterlüty
bildet bei der Jungen Kirche Vorarlberg Nikolausdarsteller aus
Geboren: 1. September 1958
Wohnort: Egg
Beruf: Religionspädagoge
Ausbildung: Theologiestudium
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Hobbys: Skifahren, Wandern, Waldarbeit, Lesen