Späte Quereinsteigerin

Wetter / 28.12.2014 • 18:00 Uhr
Birgit Gebhard wagte den Schritt zur beruflichen Neupositionierung und balancierte erfolgreich Kinder und Studium. Foto: lip
Birgit Gebhard wagte den Schritt zur beruflichen Neupositionierung und balancierte erfolgreich Kinder und Studium. Foto: lip

Ein erfolgreiches Studium geht auch mit Kindern, wie Birgit Gebhard vorzeigt.

Nüziders. (VN-lip) Birgit Gebhard zeigt vor, dass ihr die Welt auch mit drei Kindern offensteht: Die Nüziderin absolvierte ihr Bildungswissenschaftsstudium und Praktikum „familienbegleitend“. Heute ist sie als Weiterbildungskoordinatorin des Landeskonservatoriums Feldkirch tätig.

Von Treuhand zur Bildung

Die 43-Jährige ist über Umwege im Bildungsbereich gelandet, denn in ihrem ersten Beruf war Gebhard gelernte Bankkauffrau. „Nach der Geburt meines zweiten Sohnes war mir klar, dass der Wiedereinstieg in den Treuhandbereich kein Thema war, da eine Teilzeitanstellung kaum möglich war“, erklärt sie.

Die Neuorientierung brachte sie schließlich an die Fernuniversität Hagen, denn: „Ich wollte immer schon studieren.“ Bildung habe sie dann eben begeistert. „Die verschiedenen Aspekte wie Soziologie, Pädagogik und Sozialpsychologie haben mich sehr interessiert“, erklärt die 43-Jährige. Schlussendlich wollte Gebhard auch mehr mit Menschen arbeiten und in der Gesellschaft etwas bewirken.

Flexibel studieren

Die Quereinsteigerin entschied sich wegen der Flexibilität für die Fernuniversität: „Man muss kaum an der Universität präsent sein, außer für die Prüfungen. So konnte ich daheim auf die Kinder schauen und gleichzeitig studieren.“ Doch das Fernstudium hatte auch seine Nachteile: der persönliche Austausch fehlte.

Durch das Studiencenter Bregenz fand Gebhard jedoch eine Lerngruppe in Vorarlberg. „Der Austausch mit anderen Studierenden war sehr hilfreich, und ich fand sogar eine Studienpartnerin für das Fernstudium.“ Auch die Geburt ihres dritten Kindes brachte die Mutter nicht vom Studium ab: Sie verpasste keine Prüfungen.

„Während einer Prüfung musste ich sogar eine kurze Pause zum Stillen einlegen“, erzählt Gebhard. Viel Disziplin und Unterstützung aus der Familie halfen der 43-Jährigen, ihr Studium diesen Sommer nach zwölf Semestern abzuschließen. „Ich habe das Studium einfach als einen Job gesehen und mein Umfeld hat mir das auch ermöglicht“, so die Bildungswissenschaftlerin. Für ihre Kinder war das Studium außerdem ein Vorbild: „Sie erfuhren so, dass Lernen und Hinterfragen konstante Begleiter im Leben sind.“

Studium in der Praxis

Ihr Pflichtpraktikum absolvierte Gebhard bei der ifs Beratungsstelle Feldkirch, wo sie ein Projekt mit tschetschenischen Asylantinnen unterstützte. „Unser Ziel war es, Vertrauen zu den Frauen aufzubauen, damit die Integration auch tatsächlich funktioniert.“ Das Ergebnis war dann ein tschetschenisches Kochbuch: „Weil Kochen das Kapital dieser Frauen ist.“

Kurz darauf sicherte sich Gebhard den Job als Weiterbildungskoordinatorin des Feldkircher Landeskonservatoriums. „Das war einfach die perfekte Stelle und dazu noch Teilzeit“, erzählt sie begeistert. Nun ist die Quereinsteigerin für die Koordination von vier verschiedenen Programmen für insgesamt 34 Laienmusiker zuständig. „Meine eigenen Erfahrungen vom Studium sind sehr hilfreich, da ich die Ansprüche eines berufsbegleitenden Kurses kenne und auf verschiedene Bedürfnisse näher eingehen kann“, so Gebhard.

In ihrer Freizeit ist sie außerdem als Ministrantengruppenleiterin in der Pfarre engagiert. „Das macht einfach Spaß, und das zählt ja im Leben.“

Das Studium habe ich als einen Beruf verstanden.

Birgit Gebhard
Birgit Gebhard wagte den Schritt zur beruflichen Neupositionierung und balancierte erfolgreich Kinder und Studium. Foto: lip
Birgit Gebhard wagte den Schritt zur beruflichen Neupositionierung und balancierte erfolgreich Kinder und Studium. Foto: lip

Zur Person

Birgit Gebhard

Geboren: 7. März 1971

Ausbildung: HAK, Fernuniversität Hagen

Laufbahn: Bankkauffrau, Weiterbildungskoordinatorin Landeskonservatorium Feldkirch

Familie: verheiratet, drei Kinder