Von der Geige zum Bass

Johannes Schwendinger singt den Zuniga in der „Carmen“-Produktion am Vorarlberger Landestheater. Foto: VN/Paulitsch
Schon der bisherige Werdegang von Johannes Schwendinger informiert über heimisches Opernschaffen.
Bregenz. (VN-cd) Wenn die Aufführungsserie jener „Carmen“ beendet ist, die am 27. Jänner im Kornmarkttheater Premiere hat, feiert der Vorarlberger Sänger seinen 30. Geburtstag. Dass ein Gespräch mit ihm Erinnerungen an viele erfolgreiche Produktionen des Landestheaters und der Bregenzer Festspiele wachruft, hat damit zu tun, dass der Bass schon als kleiner Bub auf der Bühne stand, zumeist als Mitwirkender in einem Kinderchor, in dem er gelegentlich auch Solopartien übernahm. So erzählt er von der „Tosca“-Produktion des Landestheaters, die 15 Jahre zurückliegt und die sich für ihn gerade noch ausging. Wenige Tage nach der Dernière kam er nämlich in den Stimmbruch.
Hartnäckige Lehrerin
Dass er heute Basspartien am Wiener Volkstheater (in „Die sieben Todsünden“), an der Neuen Oper in Wien (in „Punch and Judy“) oder eben am Landestheater in Bregenz übernimmt, wo er im letzten Jahr in Verdis „Rigoletto“ mitwirkte und heuer den Zuniga in Bizets „Carmen“ singt, hat auch mit der Hartnäckigkeit einer Lehrerin zu tun. Interessanterweise war es keine Gesangspädagogin, sondern die in Vorarlberg bestens bekannte Geigerin Grete Urbanek. Im Hause Schwendinger erzählt man sich gerne noch die witzige Geschichte von den ersten Auftritten des Sprösslings. Beide Eltern – als Pädagogen, Sänger und Chorleiter sind Anna und Wolfgang Schwendinger wohl jedermann ein Begriff – glaubten an eine musische Begabung des Kindes und wollten sie auch entsprechend fördern. Die Lieder, die der kleine Bub sang, seien, wie er schmunzelnd ausführt, aber nur aufgrund des Textes oder vielleicht noch durch den Rhythmus erkennbar gewesen, Johannes Schwendinger sang sie nämlich alle beharrlich auf einem einzigen Ton und wurde daraufhin der Instrumentalisten-Abteilung zugeordnet. Besagte Grete Urbanek, die, wie man weiß, auch die frühe Begabung der inzwischen international erfolgreichen Brüder Manfred und Rainer Honeck in die entsprechenden Bahnen lenkte, glaubte an eine Zukunft von Johannes Schwendinger. Allerdings nicht als Geiger, sondern als Sänger.
Der Ausbildung an der Musikhauptschule und dem Musikgymnasium folgte ein Studium an der Wiener Universität. Er ist glücklich, zu den Meisterschülern von Robert Holl zählen zu dürfen und erarbeitet sich über Engagements in Wien, Bregenz oder in der Schweiz Schritt für Schritt eine Rolle nach der anderen.
Wunschrollen
In Bregenz zu arbeiten sei jeweils wunderbar, unterstreicht er die professionell-kollegiale Stimmung unter Regisseur Alexander Kubelka und Dirigent Alexander Drcar am Landestheater.
Zu den Wunschrollen zählen Sarastro in der „Zauberflöte“, Philipp in „Don Carlo“ oder Kaspar im „Freischütz“. Den Kuno hat er bereits gesungen. Das war vor allem eine Herausforderung für den Maskenbildner, der den Jungspund mit tiefer Stimme auf Alt zu schminken hatte. Mit den Bregenzer Festspielen verbindet ihn übrigens auch einiges. Zum einen gab es wunderbare Auftritte auf der Seebühne, und zum anderen wirkte er als Kind schon in einer Produktion mit, mit der David Pountney – lange bevor er Intendant wurde – dem Festival einen internationalen Preis bescherte, nämlich in der „Griechischen Passion“ von Martinu.
Keine Frage, dass auch der Sarastro eine wunderbare Partie wäre.
Johannes Schwendinger
Zur Person
Johannes Schwendinger
Geboren: 1985 in Bregenz
Ausbildung: Musikhauptschule Bregenz, Musikgymnasium Feldkirch, Geigenunterricht bei Grete Urbanek, Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, Masterstudium bei Robert Holl
Tätigkeit: freiberuflicher Sänger, Engagements in Musiktheaterproduktionen und Konzerten
Wohnort: Lochau und Wien
Die Premiere von „Carmen“ findet am 27. Jänner, 19.30 Uhr, im Bregenzer Theater am Kornmarkt statt.