Ein Funken für die Hofner

Wetter / 20.02.2015 • 19:16 Uhr
Der Funken ist fertig. Jetzt muss Emil Stocker nur mehr die Funkenhexe auf den Holzturm bringen. Foto: VN/Hofmeister
Der Funken ist fertig. Jetzt muss Emil Stocker nur mehr die Funkenhexe auf den Holzturm bringen. Foto: VN/Hofmeister

Dank Emil Stocker brennt auch in der kleinen Parzelle Hof in St. Gallenkirch ein Funken. 

St. Gallenkirch. (VN-kum) In der Küche geht es hoch her. Emil Stocker bäckt in einer großen Pfanne Schaumrollen heraus. Seine Schwester Brunhilde fertigt den Teig an. Onkel Kaspar und Mutter Irma fungieren als Handlanger. Insgesamt will das Quartett 120 Schaumrollen backen. Damit aber nicht genug. Heute Nachmittag wollen sie noch 120 Funkenküchle und 50 Polsterzipfel auf den Tisch bringen.

Die leckeren Backwaren werden beim Funkenfest heute abend verschenkt. „Spenden sind natürlich willkommen“, sagt Brunhilde, während sie den Teig auszieht. Sie sorgt auch dafür, dass es am heutigen Abend genug Getränke gibt: Glühwein, Bier, Limo, … Die 54-Jährige hat auch die Funkenhexe gebastelt. „Ich habe ihr ein altes Dirndl von meiner Mutter angezogen.“

Vom Onkel gelernt

Ihr Bruder Emil war in den vergangenen zwei Tagen damit beschäftigt, den Funken zu bauen. Vor 20 Jahren brannte in der kleinen Parzelle Hof in St. Gallenkirch zum ersten Mal ein Scheiterhaufen – weil Emil Erbarmen mit seinen kleinen Neffen hatte. „Die haben einen Haufen Zweige angezündet. Da sagte ich ihnen, dass ich für sie einen richtigen Funken baue, wenn sie mir helfen.“

Emil lernte das Funkenbauen von seinem Onkel Ingo. „Der zeigte mir, wie es geht.“ Emils Holztürme sind sechzehneckig. Für den neun Meter hohen Turm sind zirka 1200 Holzscheite vonnöten. „Die mache ich im Sommer mit einem Holzspalter.“ Der Hofner verwendet für den Funken nur das schönste Holz. „Denn man muss die Scheite auch nageln können.“ Zirka 30 Kilo Nägel benötigt der pensionierte Schlosser für den Turm. „Wenn du gehörig nagelst, fällt der Funken nicht um.“ Früher nagelte er den ganzen Tag. „Da tut dir der Arm weh.“ Heute überlässt er das seinen Neffen, die inzwischen längst erwachsen sind und wie ihr Onkel immer noch mit Feuereifer bei der Sache sind. Die Familie hält die Tradition des Funkenabbrennens hoch – obwohl es viel Arbeit bedeutet. „Es macht uns Spaß. Das ist das Wichtigste“, sagt der Hofner Funkenbauer. Emil und seine Familie freuen sich riesig, wenn viele Leute zum Funken kommen. Im Vorjahr bewirtete man zirka hundert Besucher, fast vier Mal so viele Menschen, wie in der Parzelle Hof leben. Die meisten Hofner sind miteinander verwandt. Als Emil als Zehnjähriger mit seiner Familie „auf den Hof“ kam, standen hier nur drei Häuser. Heute sind es acht.

Wollte nie wegziehen

Dass er so abgelegen wohnt, hat ihn nie gestört. „Man kennt ja nichts anderes.“ Der Gedanke, ins Dorf zu ziehen, kam ihm nie. Im Gegenteil: „Wenn ich in Schruns einkaufen geh‘, komme ich gerne wieder heim.“ Es zog den ledigen Mann nie weg. Selbst in seiner Jugend blieb Emil lieber zu Hause als fortzugehen. „Er war immer sehr solide“, verrät seine Schwester, die nach Schruns geheiratet hat. Der 65-Jährige ist zwar ledig, aber nicht einsam. Er lebt mit seiner Mutter Irma und seinem Onkel Kaspar unter einem Dach. Der Junggeselle ist „auf dem Hof“ alt geworden. Hier möchte er auch einmal sterben. Emil bedauert, dass sich die Zeiten geändert haben. „Früher haben wir Hofner zusammengehalten. Wir haben jeden Geburtstag und jedes Silvester zusammen gefeiert. Heute ist das nicht mehr so.“ Aber er hat erkannt, dass er als Funkenbauer die Menschen zusammenbringen kann. Das ist einer der Gründe, warum er sich noch so engagiert.

Der Funken in der Parzelle Hof wird heute, Samstag, um zirka 20 Uhr angezündet.   

Ich verwende für den Funken nur das schönste Holz.

Emil Stocker

Zur Person

Emil Stocker

Geboren: 13. Juli 1949 in St. Gallenkirch

Wohnort: St. Gallenkirch

Ausbildung: Feinmechaniker, Schlosser

Familie: ledig

Hobbys: Wandern, Funken bauen