Den Schmerz reduzieren

Renate Sandrell aus Tschagguns hat die Zusatzausbildung zur „Pain Nurse“ gemacht.
Bludenz. (VN-sas) Renate Sandrell wollte sich nicht entscheiden und übt deswegen gleich beide ihrer Traumberufe aus: Neben ihrer 50-prozentigen Tätigkeit als Landwirtin in Tschagguns ist die diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester auch im SeneCura Laurentiuspark in Bludenz, mit 97 Pflegebetten und sieben Betreuten Wohnungen das drittgrößte Pflegeheim im Land, tätig. „Es ist die Vielseitigkeit, die den Beruf ausmacht. Wer sagt, dass Langzeitpflege langweilig ist, hat das noch nie gemacht“, betont sie. Schön, aber gleichzeitig auch herausfordernd an ihrer Arbeit sei die Begleitung der Bewohner. „Und spannend auch deswegen, weil unser Klientel bunt gemischt ist“, führt die dreifache Mutter aus. Wichtig in ihrem Beruf sei auch der enge Kontakt und Austausch mit den Angehörigen. „Das ist für beide Seiten eine tolle Sache“, sagt die smarte Leiterin des Palliativteams.
Wissen breit gestreut
Seit drei Jahren darf sich Sandrell auch eine sogenannte „Pain Nurse“ nennen, also eine Krankenschwester, die speziell für den Umgang mit Schmerzen geschult ist. Mittlerweile haben im Laurentiuspark 16 Mitarbeiter die zehnwöchige Ausbildung zur „Pain Nurse“ an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg absolviert. Fortan sollen alle diplomierten Mitarbeiter zur „Pain Nurse“ geschult werden: „Wenn dieses Wissen im Haus breit gestreut ist, bringt es auch umso mehr“, so Sandrell.
Wichtig scheint die Ausbildung jedenfalls zu sein, wie Pflegedienstleiter Daniel Siegl unterstreicht: „Eine von der SeneCura im Jahr 2010 in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass 60 bis 80 Prozent der pflegebedürftigen Senioren unter chronischen Schmerzen leiden.“ Der Betreiber von mehr als 70 Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in ganz Österreich habe sich deshalb das Projekt „Schmerzfreies Pflegeheim“ zum Ziel gesetzt. „Wobei wir aber nicht garantieren können, dass die Senioren völlig schmerzfrei werden. Zumindest können wir aber die Schmerzen lindern bzw. reduzieren“, ergänzt Sandrell. „Und wenn ein Bewohner von weniger Schmerzen geplagt ist, wirkt sich das auf sein ganzes Leben positiv aus: Er ist beweglicher, schläft besser und isst auch mehr“, führt die 46-Jährige als Beispiele an.
Im Lehrgang werde unter anderem vermittelt, wie Schmerz entsteht, wie er gemessen wird und vor allem, wie er bekämpft werden kann. Hier sei die Zusammenarbeit mit Ärzten und Apothekern besonders wichtig: „Und sie funktioniert auch gut“, betont Sandrell. Doch wird in der Ausbildung weitaus mehr als nur medikamentöse Schmerzbehandlung thematisiert: „Auch Wickel, Öle, Wärme, Kälte oder intensive Zuwendung können Schmerzen lindern“, weiß die diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester. Sie ist davon überzeugt, dass „wir mit unserem Wissen den Bewohnern zu mehr Lebensqualität verhelfen“. Sie selbst jedenfalls sei nun in Sachen Schmerzen noch aufmerksamer und sensibler, was selbstredend nicht nur bei den Bewohnern, sondern auch bei den Angehörigen gut ankomme.
Ausgleich in der Natur
Ihren Ausgleich findet die sympathische Montafonerin im Musizieren, in der Natur – und in der Käseproduktion in der eigenen Landwirtschaft, die sie seit 1991 gemeinsam mit ihrer Familie betreibt. „Da brauche ich kein Fitnessstudio mehr“, sagt sie und lacht. „Ich bin gerne draußen in der Natur, das lüftet so richtig durch.“
Weniger Schmerzen wirken sich auf alles positiv aus.
Renate Sandrell
Zur Person
Renate Sandrell
dipl. Gesundheits- und Krankenschwester und “Pain Nurse”
Geboren: 21. September 1968
Wohnort: Tschagguns
Familie: verheiratet, drei erwachsene Kinder
Interessen: Landwirtschaft, Mitglied bei der Harmoniemusik Tschagguns