“Ich habe Benzin im Blut”

Wetter / 02.07.2015 • 19:53 Uhr
Egon Willi schwärmt für Oldtimer. Der Gortipohler bewirbt jedes Jahr die Silvretta Classic Rallye Montafon.

Egon Willi schwärmt für Oldtimer. Der Gortipohler bewirbt jedes Jahr die Silvretta Classic Rallye Montafon.

Der Gortipohler engagiert sich seit 15 Jahren für die Silvretta Classic Rallye Montafon.

Gortipohl. (VN-kum) Seit gestern ist das Oldtimer-Rennen voll im Gange. Die Veranstaltung wird heuer bereits zum 18. Mal von der „Motor Presse Stuttgart“ ausgetragen. Im Teilnehmerfeld sind Oldtimer aus acht Jahrzehnten zu sehen und zu bestaunen. Wenn die Boliden der Zwanzigerjahre die Silvretta-Hochalpenstraße bezwingen, gefolgt von den Luxus-Karossen der Dreißiger, wenn legendäre Sportwagen den liebenswerten Alltagsmobilen der Nachkriegszeit begegnen, dann werden die großen Epochen der Automobilgeschichte für die Teilnehmer und Zuschauer mit allen Sinnen erlebbar. 160 Old- und Youngtimer nehmen an der Traditionsveranstaltung teil, die mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Das Montafon und die angrenzenden Gebiete rund um den Piz Buin, das Silvrettamassiv und Vorarlberg dienen ihr als Bühne für eine automobile Show der Sonderklasse. 588 Kilometer sind an drei Tagen zu fahren, an die 20 Wertungsprüfungen zu absolvieren.

Im Rennfieber

„Wir müssen stolz sein, dass wir diese Veranstaltung im Montafon haben. Das ist Werbung fürs Tal. Da muss man einen Beitrag leisten“, findet Egon Willi, einer von 250, die sich für die Rallye engagieren.

Vor 15 Jahren fragte man ihn, ob er nicht bei dem Event mithelfen wolle. „Man hat gemerkt, dass ich für Oldtimer, diese wunderschönen Autos, brenne. Deshalb hat man mich gefragt“, erzählt der Betreiber einer Pension in Gortipohl. Willi sprang fortan ein, wo man ihn brauchte. „Ich bin der Mann für alles.“ In den ersten Jahren chauffierte er vor allem die Leute von der Zeitmessung. Seit zehn Jahren ist er aber nun für die Werbung zuständig. Zusammen mit seiner Frau verteilt der Touristiker im Vorfeld des Rennens in Hotels und Tourismusämtern Programmhefte und Broschüren. Er stellt Werbetafeln auf und bringt Werbetransparente an Brücken und Häusern an. Diese Arbeit beschäftigt ihn zwölf bis vierzehn Tage.

Schon beim Verteilen des Werbematerials ist er im Rennfieber. „Wenn ich dann vor dem Start zwischen den Autos durchgehe, werde ich wieder zum Kind. Es kommt mir vor, als ob ich Benzin im Blut hätte. Nicht jeder hat die Chance, so etwas mitzuerleben.“ Ein weiterer Höhepunkt ist für ihn der Start. „Es ist ein Getöse in Partenen, als ob Krieg ausbrechen würde. Es tönt wie vor hundert Jahren. Diese Autos haben einen Sound, das gibt es heute gar nicht mehr. Man fühlt sich um viele Jahrzehnte zurückversetzt“, schwärmt er. Einmal bot sich ihm sogar die Gelegenheit, mit einem Oldtimer zu fahren. „Ich durfte mit einem Mercedes 300 SL eine Runde drehen. Es war wunderschön. Da schlug mein Herz höher.“

Ferrari in der Garage

Im Vorjahr vertraute ihm ein Teilnehmer seinen 300-PS-starken Ferrari (Baujahr 1967) an. „Sechs Wochen war er in meiner Garage geparkt. Jeder, der uns besuchte, sah sich den Prachtwagen an.“ Der Ferrari-Besitzer hatte ihm den Schlüssel ausgehändigt und ihm gesagt, dass er mit dem Wagen auch fahren dürfe. „Aber ich habe mich nicht getraut. Immerhin hat das Auto einen Wert von zirka 200.000 Euro.“

Wenn der Silvretta-Classic-Tross wieder talauswärts reist, kommt bei dem Oldtimerfan Wehmut auf. „Dann ist es wieder wie ausgestorben.“ Aber Willi freut sich dann schon wieder aufs nächste Jahr. Wenn die ersten alten Autos anrollen, wird er ganz unruhig. „Ich höre sie schon, wenn sie im Zentrum von Gortipohl sind. Dann bin ich sofort an der Straße.“

Ich brenne für Oldtimer. Deshalb engagiere ich mich für die Rallye.

Egon Willi

Zur Person

Egon Willi

Der Touristiker aus Gortipohl wirbt seit zehn Jahren für die Silvretta Classic Rallye Montafon.

Geboren: 1. Oktober 1950

Beruf: Touristiker

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbys: Wandern, Biken, Skifahren