Abhängen ganz ohne Seil

Wetter / 29.11.2015 • 18:29 Uhr
Bouldern wurde zum Trendsport. Guntram Jörg hat es schon früh für sich entdeckt. Foto: dominik hadwiger
Bouldern wurde zum Trendsport. Guntram Jörg hat es schon früh für sich entdeckt. Foto: dominik hadwiger

Guntram Jörg betreibt Bouldern aus Leidenschaft und plant jetzt eine Halle.

nüziders. (VN-mm) Guntram Jörg ist ein umtriebiger junger Mann. Gerade einmal 17, sorgte er schon mit seinen „Gu-Caps“ für einen Hype. Seine Mutter, eine Handarbeitslehrerin, kreierte die trendigen Mützen, Oma und Tante strickten, was das Zeug hielt. Für Nachschub an Wolle sorgte der Sohn. Dank verwandtschaftlicher Bande zur Inhaberin einer Wolle-Boutique in Bludenz war die Materialbeschaffung einfach. „Die Kundinnen haben gestaunt, wenn ich mit 300 Knäuel aus dem Geschäft ging“, erzählt Guntram Jörg. Die „Gu-Caps“ sind inzwischen Geschichte, obwohl er daran denkt, diesen Geschäftszweig wieder aufleben zu lassen.

Muskelkraft gesucht

Doch vorerst konzentriert sich der Student der Wirtschaftswissenschaften auf ein neues Projekt. Gemeinsam mit drei Kollegen richtet Jörg in Rankweil eine Boulderhalle ein. Bis zu den Semesterferien im Februar sollen Kletterfreunde und solche, die es noch werden wollen, auf vier bis sechs Metern abhängen. Guntram Jörg ist selbst ein begeisterter Boulderer, der es auch zu großer Bekanntheit in dieser Sportart gebracht hat. Über 1200 Begehungen von vorwiegend schwierigen Steinblöcken haben den Bergfreund aus Nüziders rund um den Globus geführt.

Dabei gehörte seine Vorliebe zuerst dem Downhillfahren. „Wir haben echt wildes Zeug mit den Rädern gemacht“, erinnert sich Guntram Jörg mit einem Schmunzeln. Allerdings mangelte es dem schlanken Jugendlichen an der nötigen Muskelkraft. Weil er sich die nicht im Fitnessstudio holen wollte, begann er mit dem Klettern. Und dann, eines Tages, entdeckte Jörg im Wald einen Steinblock, unter dem eine Matte lag. Von da an drehte sich bei ihm fast alles nur noch ums Bouldern.

Viele Routen erschlossen

Bouldern ist das Klettern ohne Seil in Absprunghöhe an Wänden und Blöcken. Doch im Gegensatz zu einer Kletterhalle gibt es in Boulderhallen keine Sicherung durch Seile. Stattdessen sorgen dicke Matten für eine weiche Landung. Noch faszinierender ist das Bouldern jedoch in freier Natur. Geeignete Steinblöcke gibt es auch hierzulande genug. Guntram Jörg hat Routen vom Bieltal in der Silvretta bis zum Schwarzen See in Rankweil erschlossen. Seine Spuren führen aber auch von Südafrika bis in den hohen Norden. „Das Erforschen unbekannter Gebiete hat mich fasziniert“, sagt er.

Das Messen mit anderen war hingegen zweitrangig. „Ich wollte mein persönliches Limit ausreizen und körperliche sowie mentale Probleme bewältigen, die anfangs als unbezwingbar erschienen sind“, erklärt Guntram Jörg seine Motivation. Dazu kommt, dass jede Bewegung mit absoluter Präzision ausgeführt werden muss. „Die ganze Energie bündelt sich auf wenige Sekunden“, merkt der Profi an. Auch deshalb bezeichnet er das Bouldern als den perfekten Ausgleich für Körper und Geist. Dieses laut seiner Definition „absolute Maximalerlebnis“ will Guntram Jörg jetzt auch anderen ermöglichen. Bouldern gelte zudem auch für sportlich Ungeübte als der einfachste Weg, mit dem Klettersport in Berührung zu kommen. Und Muskeln macht Bouldern ebenfalls. Aber es türmen sich keine Pakete auf den Oberarmen. Vielmehr sind die Muskeln fein definiert. „Der Körper ist durchtrainiert“, bringt Guntram Jörg einen Nutzen des Boulderns auf den Punkt. Der andere ist, dass es einfach Spaß macht.

Ich wollte immer nur mein persönliches Limit ausreizen.

Guntram Jörg

Zur Person

Guntram Jörg

Geboren: 23. September 1988 in Bregenz

Wohnort: Nüziders und Innsbruck

Familienstand: liiert

Beruf: Student, Unternehmer

Hobbys: Karpfenfischen, im Jänner absolviert er außerdem die Jagdprüfung

Ausbildung: Studium der Wirtschaftswissenschaften