Baumkauf per Kutsche

Wetter / 13.12.2015 • 18:17 Uhr
Auch Eselin „Sissy“ gehört zu Weihnachten, wie es Alois Heidegger für seine Kunden arrangiert.  Foto: vn/RP
Auch Eselin „Sissy“ gehört zu Weihnachten, wie es Alois Heidegger für seine Kunden arrangiert. Foto: vn/RP

Alois Heidegger macht die Suche nach dem Christbaum zum besonderen Erlebnis.

möggers. (VN-mm) Würde Schnee liegen, könnte Alois
Heidegger seinen Kunden ohne Übertreibung die perfekte Weihnachtsidylle liefern. Doch auch ohne die weiße Pracht ist es ein Erlebnis, in seinem Wald in Möggers nach dem passenden Christbaum zu suchen. Denn es geht mit Ross und Wagen in den grünen Tann. Und dort wartet nicht nur echte heimische Nadelpracht darauf, gefunden und geschmückt zu werden. Anton Heidegger hat in einem kleinen Stall auch eine lebende Krippe eingerichtet, in der sich Kalb, Esel und Zwergziegen tummeln. Sehr zur Freude der großen und kleinen Besucher.

Jeden Tag auf Tour

Derzeit müssen „Ringo“ und „Ronja“, zwei kräftige Schwarzwälder Füchse, fast jeden Tag vor die Kutsche, so groß ist das Interesse an dieser Form von Christbaumkauf. Vor zwanzig Jahren hat Alois Heidegger damit begonnen und sich inzwischen eine solide Zahl an Stammkunden erarbeitet. „Es sind hauptsächlich Familien mit kleinen Kindern“, erzählt er. Seit Heidegger vor vier Jahren die Idee von der lebenden Krippe umsetzte, schauen auch Kindergartenkinder und Schulklassen im Wald vorbei. Im Herbst hat er zudem mit Kindern gemostet. Ihm sind solche Aktivitäten ebenfalls wichtig, weil er möchte, dass Kindern der Bezug zur Natur nicht ganz verloren geht.

An diesem Sonntag hat sich eine Familie aus Feldkirch zum Baumkauf per Kutsche angemeldet. Während Alois Heidegger den Pferden routiniert das Geschirr anlegt, stellt seine Frau Annelies einen Korb in das Gefährt. Apfelpunsch, natürlich alkoholfrei, und Keksle gibt sie den Gästen mit auf die Fahrt. „Möchtet ihr noch eine Rundfahrt oder gleich in den Wald?“, fragt der Kutscher. Bei diesem Prachtwetter sind alle für eine Rundfahrt.

Irgendwann geht es plötzlich scharf rechts in den Wald hinein. „Jetzt wird es etwas holprig“, warnt Alois Heid­egger lachend vor. Ja, ruhig ist anders. Aber weit mehr erstaunt, wie scheinbar leichtfüßig „Ringo“ und „Ronja“ die schmale Straße hinaufziehen. „Es sind wirklich tolle Tiere“, schwärmt Heidegger von seinen zwei gut gepflegten Pferdestärken. Er mag Pferde, schon seit Kindertagen. Jedes Jahr organisiert er in Möggers das „Rösslarfäscht“ mit Fahrturnier. Er ist Obmann der Pferdefreunde Möggers und Mitglied des Kulturhistorischen Vereins Möggers-Eichenberg, der sich bemüht, Althergebrachtes zu bewahren.

Weißtannen und Fichten

Mit den Pferden bringt Alois Heidegger außerdem jeden Winter 50 bis 100 Kubikmeter Holz ins Trockene. Derzeit sind „Ringo“ und „Ronja“ jedoch mit leichterer Fracht unterwegs, nämlich mit Menschen und Christbäumen. Auf fünf Hektar wachsen Weißtannen sowie Fichten, unter denen die Käufer wählen können. „Vor zwanzig Jahren stand keine einzige Weißtanne mehr“, berichtet Alois Heidegger von einem enormen Wildverbiss damals.

Seit die Gemeinde zur Eigenbejagung übergegangen ist, sprießen sie wieder, die als Weihnachtsbäume beliebten Weißtannen. „Das Verhältnis von Wald und Wild muss einfach passen“, merkt der Landwirt noch an, bevor die Pflicht ruft. Mit seinen Kunden durchstreift er den Wald. Ist der Baum gefunden, darf er selbst geschlagen werden, oder Alois Heidegger greift zur Säge. Wie auch immer: Mit diesem Ausflug hätte sogar das Christkind seine helle Freude.

Vor zwanzig Jahren stand keine einzige Weißtanne mehr.

Alois Heidegger

Zur Person

Alois Heidegger

Geboren: 3. April 1950 in Möggers

Wohnort: Möggers

Familie: verheiratet, 4 Kinder,
6 Enkelkinder

Beruf: Pensionist, Landwirt

Hobbys: Musik, Pferde