Ab 18 Geburtstag gefeiert

Wetter / 28.02.2016 • 18:55 Uhr
Rosmarie Ammon feiert heute ihren 80. Geburtstag. Wenn kein Schaltjahr ist, begeht sie ihren Ehrentag am 1. März. Foto: VN/Steurer
Rosmarie Ammon feiert heute ihren 80. Geburtstag. Wenn kein Schaltjahr ist, begeht sie ihren Ehrentag am 1. März. Foto: VN/Steurer

Rosmarie Ammon ist an einem Schalttag geboren. Als Kind wusste sie nicht, wann sie Geburtstag hat. 

Dornbirn. (VN-kum) Als sie am 29. Februar 1936 in Brixen das Licht der Welt erblickte, fragte man ihren Vater, ob man die Geburtsurkunde auf den 1. März datieren solle. „Doch das wollte Papa nicht. Er sagte, dass es bleiben solle, wie es ist.“ Als Kind verstand Rosmarie nicht, warum ihr Geburtstag nur alle vier Jahre im Kalender aufscheint. Ein Erlebnis in der Volksschule dokumentierte dies. „Eine Mitschülerin fragte mich, wann ich Geburtstag habe. Ich antwortete ihr, dass ich es nicht weiß. Da sagte die Lehrerin zu mir: ,Wenn du so dumm bist und nicht weißt, wann du Geburtstag hast, dann musst du das Lied von der Glocke zehnmal schreiben.‘“

„Bei uns wurde nicht gefeiert“

Geburtstage spielten im Leben der kleinen Rosmarie keine große Rolle. „Bei uns wurde nicht gefeiert. Man hat kein Fest gemacht, für keines der Kinder. Aber Mama buk einen Kuchen. Da wir neun Kinder waren, gab es für jeden nur ein Stück.“ Für Geschenke reichte das Budget nicht. „Ich kann mich an kein Geschenk erinnern.“ Nachsatz: „Ich habe auch nie eine Puppe bekommen.“

Ihre Eltern waren 1940 aus Südtirol ausgewandert und hatten sich in Rankweil niedergelassen. „Wir waren die ersten, die in die Südtirolersiedlung gezogen sind.“ Der Vater war Schuhmacher. Von seinem Einkommen konnte die Großfamilie mehr schlecht als recht leben. „Zu Mittag gab es eine Suppe, danach nichts mehr“, erinnert sich die 80-Jährige an ihre von Armut geprägte Kindheit. Es reichte auch nicht für ein eigenes Bett. „Meine Schwestern und ich schliefen zusammen in einem Bett.“

Schon als Kind musste Rosmarie „schaffa“ gehen. „Ich musste auf die Kinder fremder Leute aufpassen.“ Im Sommer schickten sie ihre Eltern auf die Alpe, damit sie ein Maul weniger stopfen mussten. „Es war hart für mich, weil ich mich vor dem Vieh gefürchtet habe.“ Rosmarie wäre gerne Kindergärtnerin geworden. „Aber Mama sagte, dass ich selber genug Kinder bekommen würde.“ Nach der Schule arbeitete die Jugendliche als Näherin in einer Fabrik.

Mit 17 lernte sie auf einem Ball Heinz kennen, ihren zukünftigen Ehemann. „Er kam zur Tür herein und ich wusste: Der ist es. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Das erste Geschenk, das sie zum Geburtstag bekam, war ein Armband. „Heinz hat es mir zu meinem 18. Geburtstag geschenkt. Ich habe es heute noch.“

Seit sie Heinz kennt, feiert sie ihre Geburtstage. „Am Anfang war es für mich ganz seltsam, diesen Tag zu begehen“, gesteht die dreifache Mutter. Ihr Ehemann verwöhnt sie dann unter anderem mit einem selbstgebackenen Kuchen. Wenn kein Schaltjahr ist, feiert das Paar Rosmaries Ehrentag gewöhnlich am 1. März.

60er: der schönste Geburtstag

Den schönsten Geburtstag ihres Lebens feierte Rosmarie übrigens in Zypern. Zu ihrem 60er gönnte sich das Ehepaar erstmals eine Flugreise. „Wir waren in einem Luxushotel untergebracht. Das Personal stellte uns Blumen, Obst und Sekt aufs Zimmer.“ Noch heute denkt die pensionierte Verkäuferin gerne daran. 20 Jahre sind seither vergangen. In dieser Zeit geschah viel. Rosmarie musste einige gesundheitliche Rückschläge einstecken. Seit die Dornbirnerin nach einem Schlaganfall kaum mehr gehen kann, sind große Sprünge nicht mehr drin. Aber ins Gasthaus „Helvetia“ schafft sie es mit Hilfe ihres Mannes immer noch. Dort wird sie heute im Kreise ihrer Familie ihren runden Geburtstag feiern.

Am Anfang war es für mich seltsam, Geburtstag zu feiern. 

Rosmarie Ammon

Zur Person

Rosmarie Ammon

erblickte an einem Schalttag das Licht der Welt.  

Geboren: 29. Februar 1936

Ausbildung: Verkäuferin

Famile: drei Kinder, sieben Enkel und drei Urenkel

Hobby: Lesen, Fernsehen