Ein Bergbauer aus Passion

Wetter / 06.03.2016 • 18:29 Uhr
„Ich bin ganz bestimmt kein Marketingbauer“: Stefan Muxel mit seinem Stier „Gustav“.    Foto: VN/Hofmeister
„Ich bin ganz bestimmt kein Marketingbauer“: Stefan Muxel mit seinem Stier „Gustav“.    Foto: VN/Hofmeister

Hotelier und Bauer: Der Oberlecher Stefan Muxel ist in Hotel und Stall mit Leidenschaft bei der Sache.

Oberlech. (VN-tw) 70 Gästebetten, ein Terrasse mit rund 200 Sitzplätzen und ein modernes Stallgebäude mit elf Stück Vieh, zehn Ziegen und zwei Eseln: Als Betreiber des Hotels Mohnenfluh in Oberlech scheinen Stefan und Raingard Muxel den Begriff Langeweile nicht zu kennen. Vor allem während der Wintermonate, wenn Skisportler aus aller Welt die Herberge frequentieren oder vor einem prächtigen Bergpanorama einen Tisch an der Wintersonne ergattern und sich vor der Talfahrt nach Lech stärken wollen.

Könige und Jetset-Damen

Stichwort Stärkung: Auch für die niederländische Königsfamilie mit Willem-Alexander und Maxima sowie Königsmutter Beatrix und die Prinzessinnen stellt die Terrasse des Hotels einen gerne besuchten Platz dar. Dass sich in dem gerade mal einen Steinwurf weit von der Mohnenfluh entfernt liegenden Luxustempel „Chalet N.“, wo einst die Gemäuer des Berggasthofs Schlössle die Heimat der Familie Muxel bildeten, sich auch schon Jetset-Partygirls wir Paris Hilton die Nächte um die Ohren schlug, hat man bei Muxels zwar mitbekommen. An die große Glocke gehängt wird das Ganze allerdings nicht. Auch eine Promi-Dame wie Hilton soll am Arlberg inkognito urlauben dürfen.

Apropos inkognito: Bundeskanzler Werner Faymann schaut beim Skifahren ebenso gerne bei Muxel vorbei und macht es sich in einem mit Plexiglas vom Vieh getrennten Stüble bei einem Stamperl Hochprozentigem gemütlich. Welcher Gast dem Bergbauern das über der Eingangstür zum Stüble hängende Schild mit der Aufschrift „Privilegierter Nobelbauer“ geschenkt hat, ist freilich nicht bekannt.

„Täglich bei meinen Tieren“

Bekannt ist hingegen, dass sich der Vater einer Tochter und zweier Söhne in keiner Weise als Marketingbauer verstanden wissen will. „Ich bin Bergbauer aus Passion. Wenn es sich machen lässt, bin ich täglich bei meinen Tieren“, sagt Muxel, und ist hörbar stolz darauf, dass sein Hof auf 1750 Metern als höchstgelegener ganzjährig bewirtschafteter Bergbauern­betrieb im Land gilt, auch wenn es sich dabei „nur“ um eine reine Mutterkuhhaltung handelt: Er bewirtschaftet den Stall zur Viehzucht und zur Fleischproduktion. Mit Sorge verfolgt Muxel das Thema TBC und war erleichtert, als der Tierarzt seine Tiere unter die Lupe genommen hatte.

70 Betten und 35 Angstellte

Muxel ist seit 1989 Hotelier. Gestartet hat er damit für Arlberger Verhältnisse vergleichsweise bescheiden: „Damals hatten wir 18 Betten und einen Mitarbeiter, heute sind es 70 Betten und 35 Angestellte.“ Als Bergbauer Vieh zu halten, begann er jedoch erst vor vier Jahren. Interessiert habe ihn die Landwirtschaft seit den Jugendjahren. „Ich war schon als Kind gern auf unserer Alpe.“ Nebenher hatte sich der 53-Jährige über zwei Jahrzehnte hinweg als Volksvertreter, davon zehn Jahre im Gemeindevorstand, im Lecher Rathaus ins Zeug geworfen.

„Auf Qualitätskurs halten“

Den abrupten Rückzug bei den jüngsten Gemeindewahlen hat Muxel, übrigens ein Cousin von Langzeitbürgermeister Ludwig Muxel, nicht bereut. Den Tourismusmachern und Rathausoberen in seiner Heimatgemeinde stellt der Oberlecher dennoch ein denkbar gutes Zeugnis aus: „Wir entwickeln uns in die richtige Richtung, müssen auf dem jetzigen Qualitätskurs bleiben und bloße Quantität hintanstellen.“

Die Entwicklung beim Thema TBC sehe ich mit großer Sorge.

Stefan Muxel, Oberlech

Zur Person

Stefan Muxel

betreibt den höchstgelegenen Bergbauernhof Vorarlbergs.

Geboren: 31. Mai 1962

Beruf: Hotelier und Bergbauer

Familie: verheiratet, drei Kinder

Lebensmotto: “Gelassenheit und Zufriedenheit statt Konflikten”