Polizist und Flugretter

Wetter / 11.03.2016 • 18:58 Uhr
Günter Alster bildet mit Leidenschaft Alpinpolizisten aus. Foto: VN/Sohm
Günter Alster bildet mit Leidenschaft Alpinpolizisten aus. Foto: VN/Sohm

Günter Alster über die Alpinpolizei und den Einsatz im Gebirge.

Egg. (VN-gs)  Auch Ski-Bretter können die Welt bedeuten. Die Anfänge des Bregenzerwälders Günter Alster gingen zunächst ganz in die Richtung einer Skikarriere. Mit Ergebnissen, die sich sehen lassen konnten. Als Beispiel sei hier nur die Abfahrtswertung im Europacup 1977 genannt, bei der er den Gesamtsieg errang. Und 0,61 Sekunden hinter Franz Klammer hieß es im selben Jahr bei den österreichischen Abfahrtsmeisterschaften in Bad Kleinkirchheim, als der damals 22-jährige Bregenzerwälder den führenden Klammer noch einmal um seinen Sieg bangen ließ.

Nach einer schweren Verletzung gab er 1978 seinen Rücktritt aus dem Skirennsport bekannt. Ohne sich jedoch von seiner Leidenschaft für die alpine Welt zu verabschieden. Da ergab sich mit der Polizei (damals noch Gendarmerie) die richtige Option: „Ich wählte die Ausbildung zum Alpinpolizisten“, so Alster zu den VN, „und damit  gleichzeitig die Gelegenheit, berufliche und private Interessen zu verbinden.“ Seit nunmehr 13 Jahren ist der mittlerweile 60-Jährige mitverantwortlich für die Ausbildung der Vorarlberger Alpinpolizei.

„Es gibt im Land 40 Alpinpolizisten, aufgeteilt auf drei Einsatzgruppen“, informiert er. Es sind Beamte, die neben dem gewöhnlichen Polizeidienst speziell für Einsätze im Gebirge geschult sind. Und die sind breit gefächert. Alster: „Im Sommer sind es verunglückte Wanderer,
Unfälle beim Canyoning
oder Paragleiten, Suchaktionen  und so weiter. Im Winter natürlich vor allem Kollisionen auf Skipisten und natürlich Lawinenereignisse, die uns auf den Plan rufen.“

Für die Aufnahme der zahlreichen Kollisionsunfälle im organisierten Pistenbereich sind zusätzlich weitere 30 Polizist(inn)en speziell dafür ausgebildet.

Stichwort Lawinen: Alster führt hier eine interessante Entwicklung in den vergangenen Jahren an: „Die Zahl der tödlich verunglückten Lawinenopfer blieb  im Großen und Ganzen gleich, allerdings hat sich die Zahl der Tourengeher, die sich in den oft gefährlichen freien Skiraum begeben, geradezu verdoppelt.“ Und das bedeute eine Herausforderung an die Verantwortung der Skiführer, die unter extremen Druck stünden.

„Auf Messers Schneide“

„Wer sich von denen weigert, eine Skigruppe in den freien Raum zu führen, ist gleich mal weg vom Fenster. Sie stehen auf Messers Schneide.“

Nach seiner langjährigen Erfahrung als Alpinpolizist und Flugretter kann Alster natürlich auch etwas erzählen. Als eines der prägnantesten Erlebnisse fällt ihm etwa die Beinahe-Kollision mit einem ZDF-Hubschrauber in der Luft ein, dessen Pilot den Funk nicht aktiviert hatte. Oder ein anderes Ereignis, das er fast als ein Wunder bezeichnet: „Zwei Skifahrer, die auf dem Diedamskopf 20 Stunden zwei Meter unter einer Lawine begraben waren. Während der eine tot war, kam der andere mit einer Unterkühlung davon.“

Die Zahl der Tourengeher im freien Skiraum hat sich verdoppelt.

Günter Alster

Zur Person

Günter Alster

Geboren: 10. Oktober 1955

Ausbildung: Alpinpolizist

Laufbahn: Skirennläufer, Polizist

Familie: in Lebensgemeinschaft