Polizei, Oper und nun Pop

Der Staatsoperntenor aus Bludenz beschreitet mit Sohn Mario neue Wege.
Bludenz, wien. (JU) Er war schon immer einer, der nie das Risiko gescheut hat und für eine Sache brannte, wenn er davon überzeugt war. Schon als 27-Jähriger ist Herwig Pecoraro aus dem engen heimatlichen Städtle ausgezogen, um als Tenor die Musikwelt zu erobern, und hat dafür leichten Herzens sogar den sicheren Job als Stadtpolizist an den Nagel gehängt. Heute ist er als Kammersänger der Wiener Staatsoper in fordernden Partien wie dem König Herodes in der Oper „Salome“ von Richard Strauss ebenso erfolgreich wie als gefragter Balsamico-Produzent. Jetzt stürzt er sich erneut in ein Abenteuer, das ihn viele schlaflose Nächte gekostet hat.
Gemeinsam mit Sohn Mario (38), inzwischen zum namhaften Popsänger, Komponisten und Arrangeur gereift, realisiert er ein aufwendiges Crossoverprojekt in opulenter Besetzung, in dem die beiden ungleichen Musiker nichts weniger als eine Synthese zwischen Oper und Pop anstreben. „When Father & Son“ hat am Samstag im Bregenzer Festspielhaus Premiere. Die CD „For us – per noi“ mit gemeinsamen, durchwegs eigenen Songs von Mario in Deutsch und Italienisch ist seit Dezember auf dem Markt und wurde beim Opernball als Herrenspende gereicht. Es gab zwar immer wieder Versuche, die beiden gegensätzlichen Bereiche unter dem Motto „Pop meets Classic“ zu verbinden, aber ist das nicht doch so etwas wie die Quadratur des Kreises? „Nein“, lächelt Pecoraro milde. „Das ist nicht der typisch gängige Pop, das geht Richtung Film und Musical, verpackt in tolle Arrangements für das Symphonieorchester Vorarlberg und den Landesjugendchor Wien, und spricht deshalb wohl Opernfreunde ebenso an wie Popliebhaber. Für Mario waren diese Kompositionen eine Art Lebensprojekt, das ihn jahrelang beschäftigt hat.“ Und für Herwig, der gewohnt ist, mit seiner Stimme ohne Verstärkung ein großes Opernhaus zu füllen, eine völlig neue Erfahrung: „Der Tonmeister ist bei den CD-Aufnahmen im Studio fast verzweifelt, als ich mit Kopfhörer vor dem Mikrofon wie auf der Bühne losgelegt habe. Aber nach diesem Lernprozess fühle ich mich inzwischen auch im Entertainment auf der Bühne absolut wohl.“
Singender Stadtpolizist
Die Show in Bregenz wird übrigens der erste musikalische Liveauftritt des Kammersängers seit etwa 30 Jahren in seiner engeren Heimat sein. Damals erregte der „singende Stadtpolizist“ in Bludenz regelmäßig Aufsehen, wenn er nach alter Manier auf einer Trommel den Verkehr mit Handzeichen regelte und dazu das alte Lied „Wandern, ach wandern“ ertönen ließ.
Regisseur Otto Anton Eder hat das für eine Unterhaltungssendung im Fernsehen festgehalten. Auch wenn in seiner Familie schon immer viel gesungen wurde, ergriff Herwig Pecoraro doch zunächst seinen Eltern zuliebe, deren Vorfahren einst zum Bau des Arlberg-Eisenbahntunnels aus Italien nach Bludenz eingewandert waren, den sicheren Beamtenberuf.
Letztlich aber gab eine spontane Begegnung mit der berühmten Sängerin Elisabeth Schwarzkopf, die ihn während ihres Urlaubs in Schruns drei Wochen lang kostenlos unterrichtete, den Ausschlag, den Gesang zum Hauptberuf zu machen und dazu seinen von Natur aus hellen, italienisch timbrierten Tenor in Modena beim legendären Arrigo Pola professionell ausbilden zu lassen. Dort kam er auch mit dem berühmten Kollegen Luciano Pavarotti in Berührung und wurde schließlich an einem der berühmtesten Opernhäuser der Welt das, was er immer sein wollte: Opernsänger. „Das war ja fast zwingend“, schmunzelt er. Einen schöneren Namen als Pecoraro könne es für einen Opernsänger nicht geben.
Einen schöneren Namen gibt es für einen Opernsänger nicht.
Herwig Pecoraro
Zur Person
Herwig Pecoraro
Geboren: 1957 in Bludenz
Ausbildung: bei Elisabeth Schwarzkopf und Arrigo Pola
Beruf: Opernsänger. Verpflichtung am Opernhaus Graz, seit 1991 in verschiedenen Partien Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper
Auszeichnung: 2004 Berufstitel Kammersänger
Familie: lebt mit seiner Frau in
Klosterneuburg
Pecoraro & Pecoraro: „When Father & Son“, 23. April, Bregenzer Festspielhaus, begleitet vom Symphonieorchester Vorarlberg und dem Landesjugendchor Wien.