Auf den Spuren von Jesus

Wetter / 27.04.2016 • 19:00 Uhr
Vera Merkel bittet um Spenden für Sant’Egidio. „Derzeit bringen wir auf humanitären Korridoren Flüchtlinge sicher nach Europa.“   Foto: privat
Vera Merkel bittet um Spenden für Sant’Egidio. „Derzeit bringen wir auf humanitären Korridoren Flüchtlinge sicher nach Europa.“   Foto: privat

Vera Merkel engagiert sich für Arme. Sie gehört dem katholischen Verein Sant’Egidio an. 

Innsbruck. (VN-kum) Die andächtige Atmosphäre, die in einer Kirche herrscht, mag Vera Merkel bis heute. Das hat mit ihrer Kindheit zu tun. Ihre Großtante war Organistin. „Sie hat meine Schwester und mich immer in die Kirche mitgenommen.“ Dort entstand Veras Liebe zur Musik; sie spielt heute Orgel und Klavier. Dort liegen auch die Ursprünge ihres Glaubens. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt bei der Lepraärztin Dr. Ruth Pfau in Pakistan begann die Maturantin ihren Glauben zu leben. Die enorme Armut in Pakistan öffnete ihr die Augen für die Armut in Österreich. „Nach Pakistan konnte ich nicht so weiterleben, als ob ich die Armut nicht sehen würde.“

Brote an Obdachlose verteilt

In einer Radiosendung hörte die Bregenzerin das erste Mal von der Gemeinschaft Sant’Egidio, einem katholischen Verein, der sich für Notleidende einsetzt. Vera erinnert sich: „Gemeinschaftsmitglieder berichteten von einer schwerkranken, obdachlosen Frau, die starb, weil sich Sanitäter geweigert hatten, sie im Krankenwagen mitzunehmen.“ Neugierig geworden, fuhr sie kurzerhand nach Rom zu Sant’Egidio. Dort bestärkte man die junge Frau, sich im Namen der Organisation für Notleidende in Österreich zu engagieren. „Ich merkte, dass man allein nicht viel bewegen kann, aber mit Freunden schon.“ In Wien begab sie sich mit anderen Studenten auf die Spuren von Jesus. „Wir haben benachteiligten Kindern Nachhilfe gegeben, alte, einsame Menschen regelmäßig besucht und Tee und Brote an obdachlose Menschen verteilt.“ Vera kommt Peter in den Sinn. „Der hat jahrelang auf der Donauinsel geschlafen. Wir fanden für ihn eine Wohnung. Heute arbeitet er als Gärtner. Solche Wunder habe ich erleben dürfen.“ Ihr Engagement für Notleidende hat ihr nicht nur Freude und Freunde beschert, sondern auch ihrem Leben mehr Sinn gegeben. Außerdem: „Die eigenen Probleme relativieren sich. Man wird zufrieden.“ Aber sie hat auch gemerkt, dass es anstrengend ist, sich für Arme einzusetzen, gerade in den letzten Monaten, als sie sich darum bemühte, für Flüchtlinge Wohnungen aufzutreiben. „Es ist kein bequemes Leben. Aber es macht glücklich.“ Apropos Flüchtlinge: „Die gehen mit mir ins Altersheim. Die Bewohner sind begeistert von den hilfsbereiten Männern.“ Die Dolmetscherin, die zwei Töchter hat und in Innsbruck lebt, denkt nicht daran, ihr Engagement für Bedürftige einzustellen. Da hält sie es mit Ruth Pfau, deren Motto ist: Weitermachen wäre verrückt, Aufhören noch verrückter.            

Es macht glücklich, sich für Notleidende einzusetzen.

Vera Merkel

Zur Person

Vera Merkel

ist es zu verdanken, dass der katholische Verein Sant’Egidio in Österreich Fuß gefasst hat.    

Geboren: 12. Oktober 1975

Ausbildung: Krankenschwester, Dolmetscherin