Die Justiz ist Elvirs Revier

Feldkirch. (VN-gs) Wer am oder mit dem Landesgericht Feldkirch zu tun hat, kennt ihn. Justizpersonal, Anwälte und Notare gehen mit herzlichem Gruß an ihm vorbei. Nicht an ihm vorbei kommen jedoch jene, die hier zu anderen Terminen erscheinen. Angeklagte, Zeugen oder Besucher von Häftlingen. Denen schaut Elvir Veletanlic in die Taschen und streicht mit dem Metalldetekor über die Kleidung.

Der 39-Jährige bewacht den einzigen öffentlichen Zugang zum Landesgericht. Wie wichtig hier der Wachdienst ist, zeigen beispielsweise allein die im März von ihm sichergestellten Gegenstände: sieben Faustfeuerwaffen, 45 Stichwaffen und vier Pfeffersprays, um nur einige zu nennen.

Die Rambo-Frau

„Unglaublich, was da schon zutage gekommen ist“, erinnert sich Elvir an einige Überraschungen. „Da war eine junge Dame, kaum 140 cm groß, die hatte gleich vier Rambo-Messer eingesteckt. Als Begründung gab sie Selbstschutz an. Genauso wie jene Frauen, bei denen ich Pfeffersprays sichergestellt habe“, sagt er.

Andere scheuen sich nicht, volltrunken zur Gerichtsverhandlung zu kommen. Oder im Drogenrausch. Suchtgiftkonsumenten, die in den heiligen Hallen der Justiz ihre Joints rauchten, habe es auch schon gegeben. Eine Frau sei so zugedröhnt gewesen, dass sie vor dem Verhandlungssaal am Boden lag.

„Besser als Schnupftabak“

Elvir schnupft manchmal gerne Tabak. Ein wegen Drogenmissbrauch vorgeladener Angeklagter bemerkte dies und machte dem Wächter prompt folgendes Angebot: „Ich habe was Gescheiteres für dich, etwas Besseres als Schnupftabak – für nur 50 Euro pro Gramm.“

„Stolz, Österreicher zu sein“

Eigentlich wollte der in Vorarlberg geborene 39-Jährige mit Wurzeln aus Bosnien-Herzegowina ursprünglich Kriminalbeamter werden. „Aber es scheiterte schlussendlich an meinem Gewicht, also an den sportlichen Voraussetzungen“, lacht er. Seitdem ist das Landesgericht seine zweite Heimat. Nur hin und wieder übernimmt er auch Detektiv- und Wachdienste, beispielsweise in Supermärkten. Neben seinen beruflichen Aufgaben ist der Gaißauer auch als begeisterter Fußballtrainer und Integrationsarbeiter tätig. „Ich bin stolz darauf, Österreicher zu sein. Vor allem wegen des hohen Lebenstandards.“

Eine junge Dame hatte gleich vier Rambo-Messer eingesteckt.

Elvir Veletanlic