Himmlische Fügungen
Julia Großsteiner singt seit ihrer Kindheit. Nun als Cupido in der Operette „Orpheus in der Unterwelt“.
Nüziders. (VN-cd) Wer mit der jungen Vorarlberger Sopranistin spricht, vor dessen geistigem Auge stellt sich ein wunderbares Bild ein. Ein Familie mit fünf Töchtern, jede ist musikalisch begabt, und die Mutter, eine Pädagogin und Gesangstherapeutin, leitet die Mädchen liebevoll an. Julia Großsteiner ist eine aus der Fünferbande.
Sich für eine Musikausbildung zu entschließen, war quasi vorgezeichnet, und rückblickend war es auch das absolut Richtige. Sie hat bei Ingeborg Dobozy und Clemens Morgenthaler am Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch studiert, ein Ausbildungsteil ist abgeschlossen, das Diplom wird demnächst folgen. Abgesehen davon, dass sie schon seit geraumer Zeit in verschiedenen Bühnenproduktionen in der Region mitwirkte (etwa in „Victoria und ihr Husar“ in Ludesch oder in „Dido und Aeneas“ am Landestheater) gibt die Sopranistin ihr Wissen auch weiter. Sie unterrichtet an den Musikschulen in Bludenz und in Brand.
Orpheus mal zwei
Die Arbeit mit jungen Menschen mache ihr ungemein viel Freude, erzählt sie; auch deshalb will sie ihren Lebensmittelpunkt nicht unbedingt anderswohin verlagern. Die Engagements, die sich in der Region ergeben, seien durchaus spannend und bieten Herausforderungen. So darf man amüsiert feststellen, dass Julia Großsteiner nicht nur jetzt den Cupido in „Orpheus in der Unterwelt“ singt, in einer konzertanten Fassung von „Orfeo ed Euridice“ übernahm sie die Partie des Amors. Die Gluck-Oper entspricht, wie man weiß, der ernsthaften Variante des Orpheus-Mythos, den Offenbach in seiner Operette aufgreift, um in satirischer Abwandlung ein Paar zu zeigen, das nicht mehr in Liebe zueinander entbrannt ist. Dass sie jetzt in Götzis als Liebesgott auf der Bühne steht, ist allerdings einem kleinen Zufall geschuldet, nämlich dem Umstand, dass die ursprünglich engagierte Cupido-Darstellerin schwanger wurde. So hat Intendant Nikolaus Netzer bei ihr angefragt und ging davon aus, dass sie auch derlei Herausforderungen liebt.
„Für einen Sopran ist die Partie ziemlich tief, man kann sie aber schön ausschmücken“, erklärt sie, „ich habe mehrere kurze Passagen, die auf hundert Prozent zu bringen sind, aber die Partie ist spielerisch natürlich ungemein witzig.“ Die putzige Figur, die es aber immerhin mit Jupiter aufnimmt, ist für die Künstlerin auch eine gewinnbringende Sache. Im Moment sei ihr Repertoire ziemlich breit gefächert. „Ich versuche herauszufinden, wo sich die Stimme am meisten zu Hause fühlt, für mich geht es gerade in Richtung Barock, aber dort muss ich nicht bleiben.“
Himmlisch wie höllisch
Wer den Namen Großsteiner hört, der denkt vermutlich auch an Susanne, eine der Schwestern, die man etwa in der Pountney-Inszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ auf der Bregenzer Seebühne erleben konnte, und die nun unter anderem an der Zürcher Oper engagiert ist. „Meine vier Schwestern haben alle musikalische Berufe“, zeigt sich Julia Großsteiner absolut zufrieden mit ihrer Wahl. Sie lässt ihr noch so einige Möglichkeiten offen. Vorerst ist es ein himmlischer und auch höllischer Spaß in Götzis.
Ich lebe gerne hier, mir macht das Unterrichten viel Freude.
Julia Großsteiner
Zur Person
Julia Großsteiner
Geboren: 1989 in Bludenz
Ausbildung: Gesangsstudium am Landeskonservatorium in Feldkirch
Tätigkeit: Sopranistin (u. a. in Konzertproduktionen, am Landestheater und am Musiktheater Vorarlberg), Musikpädagogin
Wohnort: Nüziders
„Orpheus in der Unterwelt“ wird noch am 14. und 15. Oktober in der Kulturbühne Ambach in Götzis aufgeführt: www.mtvo.at