In der Welt zu Hause

Theresa Scherrer lebt in Wien, Den Haag und Bludenz.
Den Haag Jeder Mensch hat Hobbys, möchte man meinen. Zumindest gehören eventuelle Hobbys zum Standardrepertoire der Fragen an zu porträtierende Personen. Eine Antwort zu finden gestaltet sich aber mitunter schwierig, etwa bei Theresa Scherrer aus Bludenz/Wien/Den Haag. Sie überlegt lange, grinst und antwortet: „Ich glaube, was ich gerade mache, ist auch mein Hobby. Schön, wenn ich es zum Beruf machen konnte.“ Die Bludenzerin ist 23 Jahre alt und studiert Design in Wien und Den Haag.
Häuser in Den Haag sind mit jenen in Vorarlberg schwer vergleichbar. Sie heißen Huis und sind oft ein wenig kleiner. Zumindest jenes Huis, in dem Theresa Scherrer mit vier Studienkollegen wohnt. Auch ihre Mitbewohner studieren Grafikdesign an der Royal Academy Den Haag. „Der Wohnungsmarkt hier ist überlastet. Viele Studenten kommen her, bevor sie etwas gefunden haben“, erzählt sie. Derzeit schlafe eine Kollegin auf der Couch im Wohnzimmer, bis sie etwas gefunden hat.
Theresa Scherrer pendelt: zwischen Den Haag und Wien, zwischen Wien und Bludenz, zwischen Bludenz und Den Haag. Im Sommer war sie fast drei Monate zu Hause. Zu Hause, das bedeutet für sie Wien und Bludenz: „Ich bin auch nur für zwei Tage nach Wien gefahren, das macht mir gar nichts. Ich war an beiden Orten.“ Vor einem Jahr kam Den Haag dazu. Im Sommer hat sie ihre Wohnung in Wien aufgelöst.
Nach der Matura in Bludenz und zwei Praktika zog sie als 19-Jährige in die Bundeshauptstadt. Sie bewarb sich an der Universität für angewandte Kunst und wurde genommen. „Am Anfang war es nicht einfach, weil die Studienkollegen im Schnitt ein paar Jahre älter waren. Aber wir sind beste Freunde geworden und ständig in Kontakt“, erzählt sie und betont: „Deshalb werde ich mit Wien immer verbunden sein.“ Sie wird auch wieder zurückkehren: „Ab März bin ich in Wien, um meine Kurse abzuschließen. Nach sechs Monaten geht‘s dann wieder zurück nach Holland fürs Diplom.“ Wie gesagt: Sie pendelt.
Die Verbindung zu Holland kommt nicht von ungefähr. Theresa Scherrers Oma stammt von dort, sie kam als 20-Jährige nach Vorarlberg. Im Gegensatz zu ihrer Oma habe sie sogar einmal Königin Beatrix gesehen, erzählt sie und lacht. „Meine Oma war eifersüchtig.“
Konzepte erarbeiten
Im Ausland sein bedeutet nicht, aus der Welt zu sein. „Mein Bruder ist Programmierer. Er hilft mir sehr, mit ihm unterhalte ich mich oft.“ Denn Design, was bedeute das schon? „Auch ein Tisch kann angewandte Kunst sein“, sagt die 23-Jährige. Ihre Leidenschaft gehöre der Konzeption. Sie entwirft etwa gerade ein Buch. Außerdem hat sie mit Studienkollegen ein Projekt von Amnesty International ergattert, wie sie schildert: „Ein Konzept zusammen mit etwas Politischem und Sozialkritischem, das taugt mir.“ Auch für ein Modelabel in Los Angeles war sie ein Jahr lang tätig, allerdings von Wien aus. „Das ist doch heutzutage kein Problem.“ Online verschwinden jegliche Grenzen, weshalb Theresa Scherrers Fazit nicht verwundert: „Ich bin gerne im Internet. Das Internet ist ein schöner Ort.“ Sie lächelt.
Klingt fast wie ein Hobby … oder? „Ich weiß nicht. Fahrradfahren kannst du ja auch nicht schreiben. Das macht hier in Holland eh jeder.“ VN-mip
„Ich bin gerne im Internet. Denn das Internet ist eigentlich ein schöner Ort.“
Zur Person
Theresa Scherrer
ist Designstudentin mit bereits einigen Aufträgen als Freelancerin.
Geboren 8. Oktober 1993
Ausbildung Matura am Gymnasium in Bludenz, danach Uni für angewandte Kunst in Wien und Royal Academy of Art in Den Haag
Wohnort Den Haag, Bludenz, Wien