Nachwuchskünstler mit 68

Wetter / 18.03.2018 • 18:51 Uhr
Nachwuchskünstler mit 68

Walter Zingerle stellt seine „Trash-Kunst” in New York aus.

Bludenz Die Idee war schon lange da und ließ ihn nicht mehr los. Walter Zingerle, der über 30 Jahre lang Leiter der Abteilung Umweltschutz beim Amt der Stadt Bludenz war, beschäftigte sich schon früh mit der Auseinandersetzung von Abfall als wiederverwertbarem Rohstoff. Als Abfall- und Umweltberater war ihm deutlich bewusst, welche Ressourcen nicht mehr benötigte Materialien darstellen. So setzte er sich als einer der Ersten für Neuerungen wie Mülltrennung und die Wiederverwertung von Altmaterialien ein.

Umweltthemen

Zudem sah der Bludenzer eine wichtige Aufgabe in einer frühzeitigen Aufklärung über Umweltthemen, deshalb produzierte er bereits in den 80er-Jahren CDs mit Kinderliedern, die Umweltthemen beinhalteten und zum Mitsingen anregten. Außerdem drehte er zwei Kurzfilme, die als Vorspann in den Kinos in Vorarlberg gezeigt wurden, ebenfalls zu Umweltthemen. Die Resonanz auf diese Produktionen war sehr beachtlich.

Ein weiteres künstlerisches Betätigungsfeld ist für ihn die Magie. Ein Zauberer namens Corantini habe in der Etage ober ihm gewohnt und somit wurde das Interesse auch an diesem Gebiet geweckt. Seit über vierzig Jahren ist der 68-Jährige nun Mitglied des „Magischen Zirkels Deutschland“ in jungen Jahren war er als Magier und Bauchredner unterwegs.

Schon während seiner Berufstätigkeit entstand bei ihm die Idee, mit Altmaterial künstlerisch zu arbeiten. Eine Idee, die stets konkretere Gestalt annahm, dann aber immer wieder aufgeschoben wurde. Im Rahmen seiner Tätigkeit fand Zingerle ständig Objekte, die nicht mehr gebraucht wurden, die jedoch seine künstlerische Fantasie befruchteten. Eine Zeit des Sammelns begann, jedoch noch mit unklarem Ziel.

Einen dramatischen Wendepunkt in seinem Leben stellte ein Hirnschlag dar. Mit 60 Jahren musste er alles neu lernen: Gehen, Sprechen, Schreiben – die banalsten Dinge. Eine unheimliche Belastung.

Vier Monate dauerte es, bis er wieder einigermaßen fit war. „Seither bin ich viel zufriedener. Ich lebe viel bewusster, so stehe ich jeden Morgen gerne auf und bin dankbar dafür, mein Leben wieder selbst gestalten zu dürfen. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, betont er.

In der nachfolgenden Zeit gestaltete er erste Skulpturen aus alten Materialien. Die Arbeit damit beflügelte seine künstlerischen Ambitionen. Eine kleine Ausstellung in der Bludenzer Mühlgasse folgte. Die „Trash-Kunst“ aus Abfall erregte viel Aufsehen, war sie in ihrer Form doch etwas Einmaliges. Gezeigt wurden Köpfe, die aus Altmaterial gegossen und mit diversen Altmaterialien bestückt wurden, um Redewendungen wie beispielsweise „Die Haare stehen zu Berge“ und andere umzusetzen. „Die Ideen entstehen im Kopf und der Kopf dient als Ausdrucksmittel, um diese Ideen zu transportieren“, erklärt der engagierte Künstler.

Durch den enormen Erfolg wurde die Galerie Steiner in Wien auf ihn aufmerksam, eine einmonatige Ausstellung fand dort statt. Der Stein kam ins Rollen. So waren Zingerles Skulpturen letztes Jahr bei der „artexpo“ in New York zu sehen und auch heuer ist er mit der Figur „Kurzschlusshandlung“ auf der „Artweek“ in der amerikanischen Metropole vertreten. „Ich werde dort als Nachwuchskünstler gehandelt“, lacht er. BI

„Seit meinem Hirnschlag bin ich viel zufriedener. Ich lebe viel bewusster.“

Zur Person

Walter Zingerle

der Bludenzer ist als Objektkünstler Autodidakt und stellte als solcher auf der „Artweek“ in New York aus.

Geboren 22. Juli 1949

Familie verheiratet mit Renate, eine Tochter

Hobbys Lesen, Musik, Keyboard spielen, Magie, Zaubern

 BI