Preis ist Wertschätzung

Wetter / 03.06.2018 • 18:01 Uhr
Preis ist Wertschätzung

Roswitha Tschamon erhält in Graz den Bibliothekspreis 2018.

Frastanz. „Nachdem ich die ganze Woche schon unterwegs war, bin ich etwas aus dem Schlafrhythmus gekommen“, gesteht Roswitha Tschamon lachend und kann dem Jetlag dieses Mal nur Positives abgewinnen. Kein Wunder, hatte die 48-Jährige in der Nacht zuvor doch allen Grund zum Feiern. Sie und ihr Team der Bibliothek Frastanz sind die Gewinner des erstmals vom Büchereiverband verliehenen Bibliothekspreises 2018. Sie konnten sich mit ihrem Projekt „Vom Kommen und Gehen“ unter 60 Teilnehmern durchsetzen. Die Jury beeindruckte an der Frastner Einreichung ganz besonders die Aktualität des Themas sowie die Einbettung in ein größeres, mit der Ortsgeschichte verknüpftes Gesamtprojekt. „Vorbildlich“, lobte Gabriele Pum von der Österreichischen Nationalbibliothek und überreichte Tschamon einen Scheck in Höhe von 3000 Euro. „Für mich ist er aber eine Bestätigung für die gute Arbeit, die wir in der Bibliothek und in Zusammenarbeit mit dem Verein Domino leisten“, gesteht Tschamon. Eigentlich hat Roswitha Tschamon Erziehungswissenschaft studiert.

Bibliotheken sind wichtig

Doch als vor gut acht Jahren in Frastanz eine Stelle als Bibliotheksleiterin ausgeschrieben war, zögerte sie nicht lange und bewarb sich. Mit Erfolg. Sie lebte sich nicht nur schnell in die Welt der Bücher ein, sondern ließ sich auch zur Bibliothekarin ausbilden. Mittlerweile ist sie selbst Ausbildnerin für den Büchereiverband Österreich und zusätzlich noch Leiterin der Bibliothek Nenzing.

Gerade im Zeitalter der elektronischen Medien spielen Bibliotheken eine wichtige Rolle. Oftmals sind sie die erste Anlaufstelle, um Kinder mit Büchern in Verbindung zu bringen. Sie animieren aber auch Erwachsene, (wieder) zu einem Buch zu greifen.

Spielerisches Lernen

Einen weiteren Schwerpunkt setzt sie mit ihrem Team in der Lese- und Sprachförderung. „Ich fasse diese Begriffe jedoch sehr weit und versuche, sie in der Bibliotheksarbeit sogar zu vermeiden“, erklärt Tschamon und ist überzeugt: „Mit geeigneten Methoden können wir in der Bibliothek zu außerschulischem Lernen anregen und so die Arbeit der Pädagogen spielerisch und mit viel Spaß unterstützen.“ Deshalb möchte sie auch gerne die Zusammenarbeit mit den Bildungseinrichtungen weiter intensivieren.

Kulturkompetenz

„Lesen ist eine wichtige Kulturkompetenz, ohne die sich Menschen in der Gesellschaft nur schwer zurechtfinden“, ist sie überzeugt. Lesen zu lernen bedeute auch, selbstständig zu werden und aufgrund bestimmter Informationen Entscheidungen treffen zu können. Oder anders gesagt: „Wer nicht selbst lesen kann, ist auf die Informatione durch andere angewiesen und sozusagen abhängig von ihnen.“ Für die Leiterin sind Bibliotheken deshalb viel mehr als nur Orte, an denen Bücher und andere Medien zum Verleih angeboten werden. „Ich sehe die Bibliothek auch als Ort der Begegnung und des Verweilens“, so Tschamon. „Wir müssen uns daher vom Image der verstaubten Bücherverleihstellen lösen und zeigen, dass wir weit mehr leisten, als viele heute noch vermuten.“ CRO

„Ich sehe unsere Bibliothek auch als einen Ort der Begegnung und des Verweilens.“

Zur Person

Roswitha Tschamon

geb. 17. Juni 1969

Wohnort Nenzing

Beruf/Ausbildung Mag. Erziehungswissenschaften und soziale Verhaltenswissenschaften; Berufserfahrung als Bankangestellte, Sekretärin, Personalsachbearbeiterin

Hobbys Bücher, Bibliotheken, Reisen und Schwimmen

Lieblingsbücher „Stoner“ von John Williams, „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak, „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee, „Von Mäusen und Menschen“ von John Steinbeck u. v. m.