Die Waldbademeisterin

Wetter / 16.09.2019 • 19:03 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Für Karin Müller-Vögel ist der Wald wie ein zweites Zuhause.peintner
Für Karin Müller-Vögel ist der Wald wie ein zweites Zuhause.peintner

Karin Müller-Vögel leitet Lehrgang für Waldbaden.

bregenz Shinrin-yoku bedeutet so viel wie Baden in der Waldluft. In Japan und Südkorea ist Shinrin-yoku bereits zu einem festen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge geworden. Zudem belegen wissenschaftliche Arbeiten die positiven Auswirkungen des Waldes auf das Wohlbefinden. Waldbaden vermag demnach den Blutdruck zu regulieren sowie Stress zu reduzieren. Ebenso soll der achtsame Aufenthalt im Wald den Körper resistenter gegen Killerzellen machen.

Heilsame Wirkung

Die heilsame Wirkung blieb auch der westlichen Welt nicht verborgen. „Die Nachfrage nach Wald-Angeboten steigt“, bestätigt Karin Müller-Vögel (46) von der Waldschule Bodensee. Deshalb findet nun erstmals ein Waldbade-Zertifikatslehrgang statt. „Die Teilnehmer werden darin geschult, gezielt die Kraft des Waldes wahrzunehmen und weiterzugeben“, erklärt Müller-Vögel. Sie wird den Lehrgang, der von November 2019 bis April 2020 stattfindet, gemeinsam mit Peter Feuersinger von der Forstabteilung der Bezirkshauptmannschaft Bregenz leiten. Hineinschnuppern in die Materie können Interessierte bei einem Impulsnachmittag am Freitag, 27. September 2019, Treffpunkt ist um 14 Uhr bei der Landesbibliothek. Infos zum Lehrgang gibt es um 16 Uhr in der Waldschule.

Die Waldschule Bodensee wurde vor zwölf Jahren gegründet. Ziel war es, durch Aufklärung ein gutes Miteinander von Mensch und Natur zu schaffen. Am Anfang stand die Arbeit mit Schulklassen. Rund 100 nützen jährlich die Möglichkeit von Waldführungen. Als sich auch immer mehr Erwachsene dafür interessierten, erweiterte die als Verein organisierte Waldschule ihr Angebot. Karin Müller-Vögel erinnert sich: „Es ging um das Aufforsten einer Fläche am Berg Isel in Bregenz. Mehr als 30 Leute kamen, und noch heute besuchen manchen von ihnen ‚ihr‘ Bäumchen.“ Für die Mitarbeiter des Landes gibt es inzwischen sogar ein Workout im Wald. „Sie können mitarbeiten oder sich einfach entspannen“, berichtet Müller-Vögel und freut sich über die guten Rückmeldungen, die dieses Angebot bringt.

Die Idee mit dem Waldbaden hatte allerdings Thomas Ölz, Fachbereichsleiter in der Landwirtschaftskammer. Bei Karin Müller-Vögel rannte er mit seinem Vorschlag offene Türen ein. Der erste Waldbadetag im Mai zog Interessierte aus dem ganzen Land an. Müller-Vögel erzählt von Vermietern aus dem Montafon, die dem Event-Tourismus künftig Ruhe und Entspannung entgegensetzen wollen. Sie goutiert das Umdenken, das sich da anbahnt, aus vollem Herzen, stehen hier doch Mensch und Natur im Mittelpunkt.

Arbeit im Team

Karin Müller-Vögel hat sich von Anfang an für die Waldschule begeistert und übernahm die Öffentlichkeitsarbeit. Zuerst nebenberuflich, dann strampelte sie sich bewusst von anderen Aufgaben frei. Bereut hat sie diese Entscheidung nicht. Inzwischen laufen alle Fäden bei ihr zusammen. „Ich bin so etwas wie die Hausmeisterin der Waldschule“, sagt sie mit einem Lachen. Es ist ihr jedoch ein großes Anliegen, die Plattform als Team zu führen. Was sie schätzt, ist das flexible Arbeiten, das diese Konstellation ermöglicht. Privat kann die 46-Jährige ebenfalls zupacken, denn mit ihrem Mann bewirtschaftet sie zehn Hektar Wald und einen Bauernhof. VN-MM

„Die Teilnehmer werden geschult, die Kraft des Waldes wahrzunehmen und weiterzugeben.“

Zur Person

Karin Müller-Vögel

ist mit Begeisterung und Herzblut bei der Waldschule Bodensee dabei

Geboren 5. März 1973

Ausbildung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit

Laufbahn Privatwirtschaft, Waldschule Bodensee

Familie verheiratet, ein Sohn (10)

Infos zum Lehrgang: Tel. 05574/400-191, E-Mail: lfi@lk-vbg.at

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