Kaserne statt Schule

Einsatzvorbereitung der Miliz: Mittendrin ist Lehrer Mayrhuber.
Wien Eigentlich wäre Lukas Mayrhuber gerade bei seinen Schülern in der HTL im oberösterreichischen Grieskirchen. Der Geografie- und Geschichteunterricht ist laut den Covid19-Regeln in angepasster Form wieder möglich. Der Lehrer hat die Schule aber mit dem Milizeinsatz in Vorarlberg getauscht. Sein neuer Arbeitsplatz ist seit dieser Woche die Walgaukaserne in Bludesch.
Mayrhuber zählt zu den 2300 Milizsoldaten, die erstmals in der Geschichte Österreichs mobilgemacht wurden. Sie sollen die Polizei bei den Grenzkontrollen sowie der Grenzraumüberwachung und der Bewachung kritischer Infrastruktur unterstützen.
Interesse am Militär
Zur militärischen Laufbahn des Oberösterreichers gibt es kein großes Märchen, wie er es formuliert. Er hat seinen Grundwehrdienst im Panzergrenadierbataillon in Ried im Innkreis als pragmatisch in Erinnerung. „Ich habe maturiert, wollte studieren und hatte ein Zeitfenster.“ Ein grundsätzliches Interesse am Militär habe er aber immer gehegt. Seine Dissertation der Geschichtswissenschaften an der Uni Salzburg hat er etwa über die österreichische Sicherheits- und Verteidigungspolitik während des Kalten Krieges geschrieben.
Mayrhubers Weg im Bundesheer ist relativ klassisch verlaufen. 2006 wurde er dem Jägerbataillon in Vorarlberg als Wachtmeister zugeteilt, 2010 Leutnant, 2011 Informationsoffizier und 2013 Oberleutnant. Für den Milizeinsatz ist er nun stellvertretender Kompaniekommandant. Zum einen schätzt es der 32-Jährige, den für drei Monate geplanten Einsatz in Vorarlberg leisten zu dürfen. „Es hat auch was Positives, die militärische Tätigkeit nicht in seiner Heimat durchzuführen.“ Gleichzeitig vermisse er seine Frau und seine zwei Söhne. Das sei der große Nachteil.
Ob auch der Vorarlberger Dialekt zu den Kehrseiten zählt? „Eigentlich nicht.“ Er verstehe ihn halbwegs. Den meisten Vorarlbergern sei außerdem bewusst, dass sie nicht den einfachsten Dialekt sprechen. Sie würden Rücksicht nehmen.
Die Kompanie der nun in Bludesch einberufenen Milizsoldaten ist 105 Mann und zwei Frauen stark. „Es sind langgediente Soldaten. Wir bauen bei ihnen militärisch und zivil auf einen großen Erfahrungsschatz auf“, berichtet Mayrhuber. Daher könnten die Einsatzvorbereitungen, die nun seit vier Tagen laufen, in rund zwei Wochen abgeschlossen werden. „Unsere Kompanie durchläuft dabei mehrere Stationen, die für den Einsatz relevant sein werden.“ Waffen- und Schießdienst, Selbstverteidigung, allgemeiner Kasernendienst und Theoriekurse stehen an: „Wir machen uns auch rechtlich schlau.“
„Einsatz ist lageabhängig“
Am 25. Mai wird die Milizkompanie dann jene Soldaten ablösen, die im März zur Unterstützung aus der Steiermark nach Vorarlberg gekommen sind. Der Ablauf des weiteren Einsatzes sei dann lageabhängig. „Das wird nicht von uns selbst bestimmt“, sagt der stellvertretende Kommandant. Aus heutiger Sicht geht er von einem wunderschönen Einsatz ohne allzugroße Stressmomente aus. „Wenn sich die Zahlen und politischen Entscheidungen aber ändern, kann alles anders werden.“
Ausrüstung und Gerät stehen der Miliz zur Verfügung. Allerdings verbucht die Miliz gleich wie alle anderen militärischen Einheiten gewisse Mängel. „Aber wir schimpfen nicht über Gerät, das wir nicht haben. Wir arbeiten mit dem, was vorhanden ist.“ Auch das funktioniere, hält der 32-jährige Oberösterreicher fest: „Es zeigt sich immer wieder: Wir haben die Fähigkeit zu improvisieren.“ VN-ebi
Zur Person
Lukas Mayrhuber
stellvertretender Kompaniekommandant für den Milizeinsatz in Vorarlberg
Geboren 16. Juni 1987, Vöcklabruck
Laufbahn Studium der Geschichtswissenschaften, Geschichte und Geografie auf Lehramt an der Uni Innsbruck, Promotion an der Uni Salzburg, Lehrer an der HTLBA Grieskirchen für Geschichte und Geografie
Familie verheiratet, zwei Söhne