Ein Stück Mexiko

Wetter / 29.10.2020 • 17:15 Uhr
Helmut Nussbaumer führt die Helldone’s Burritería im Feldkircher Stadtteil Nofels. Am Eingang grüßt „La Catrina“, eine Skelett-Frau. vn/jul
Helmut Nussbaumer führt die Helldone’s Burritería im Feldkircher Stadtteil Nofels. Am Eingang grüßt „La Catrina“, eine Skelett-Frau. vn/jul

Helmut Nussbaumer verwirklichte seinen Traum eines eigenen Streetfood-Lokals.

Feldkirch Wer die Helldone’s Burritería im Stadtteil Nofels betritt, könnte meinen, er befinde sich in Mexiko. Mariachi-Sombreros sowie Totenmasken in allen möglichen Variationen, Farben und Größen zieren die Wände. Am Eingang grüßt „La Catrina“, eine Skelett-Frau, die symbolisch für den Tag der Toten steht, den „día de los muertos“, wie er im Spanischen heißt. Er ist einer der wichtigsten Feiertage der mexikanischen Kultur und wird gerade eben zelebriert. Ebenso authentisch wie die Dekoration ist das Essen. Maistortilla, selbstgemachte Guacamole und pico de gallo, eine scharfe Würzsauce stehen mit Nachos, Quesadillas und etlichen Bowls auf der digitalen Speisekarte.

Einfach nur weg

Wenn jemand weiß, wie mexikanische Küche zu schmecken hat, dann ist es Geschäftsführer und Besitzer Helmut Nussbaumer. Nach Abschluss der Kochlehre wurde es dem Bregenzerwälder ziemlich schnell fad im Ländle. Als er 1985 das Angebot bekam, für eine führende Hotelkette in Mexiko zu kochen, unterschrieb er sofort. „Ich wusste nur, dass Mexiko irgendwo in der Nähe der USA ist“, gesteht er schmunzelnd. Gelegenheit um Spanisch zu lernen, hatte er keine. Kurze Zeit später landete er bereits in der 16-Millionen-Metropole.

Das Erdbeben, das einige Tage später Mexiko-Stadt erschütterte, gilt als das verheerendste in der Geschichte des Landes und forderte Tausende Menschenleben. Nussbaumer erinnert sich genau, wie er sich am Bettgestell festkrallte, als ihn frühmorgens das Beben aus dem Schlaf riss.

Ein erfreuliches Erlebnis war kurz darauf das Kennenlernen von Virginia, einer mexikanischen Bankangestellten, die später seine Frau werden sollte. Sie und ihre Familie brachten ihm nicht nur die warmherzige Kultur Mexikos näher, sondern auch den Geschmack der mexikanischen Küche. Neben dem kulinarischen Wissen faszinierte Nussbaumer die lebensfrohe Art seiner neuen Familie. „Es wurde viel musiziert und getanzt, wann wir zusammensaßen.“

Am Flughafen inspiriert

Bis zur der Eröffnung der Burritería wurde Nussbaumer nicht nur Vater von zwei Töchtern, sondern machte sich zunächst in Lustenau mit einem Restaurant selbstständig, das er von 2001 bis 2013 führte.

Die Idee eines Streetfood-Lokals kam ihm vor vier Jahren nach der Hochzeit seiner Tochter am Flughafen in Mexiko. Beim Rückflug sichtete er einen kleinen Imbisswagen, der mit wenig Platz und Mitteln exzellentes Essen servierte. Seit über drei Jahren gibt es nun authentisches Streetfood in Nofels. Wie alle Gastronomen traf auch Helmut der Lockdown überraschend. Dank des gut etablierten Onlinebestellsystems, das die Kunden auch davor schon zu schätzen wussten, konnten er sich aber gut über Wasser halten. Es gibt Tage da gehen, wie vor dem Lockdown, 500 Essen pro Abend über die Küchenanrichte.

Anstatt der jährlichen Karaoke Party zum Tag der Toten hat seine Tochter Melisa dieses Jahr den „Calaveritas-Wettbewerb“ gestartet, der die Gäste zum Basteln anstatt zum Singen animiert. „Jeder Gast kann ein vorgefertigtes „Calaverita“, zu Deutsch Totenköpfchen aus Gips mitnehmen und es angemalt zurückbringen. Die bunten Kunstwerke werden dann um den im Lokal aufgebauten Altar platziert, eine uralte Tradition, die wir aufrechterhalten wollen“, erklärt seine Tochter, die die Idee dazu hatte und seit Anbeginn für die authentische Dekoration in der Burritería verantwortlich ist. 82 Totenköpfchen zieren mittlerweile den Altar. Der Wettbewerb läuft noch bis zum 4. November. JUL

Zur Person

Helmut Nussbaumer

Geburtsdatum 6. 6. 61

Geburstort Egg

Familie zwei Töchter, in einer Beziehung mit Tamara 

Lieblingsessen Nachos