Empathische Begleiterin

Renate Sandrell leitet die ARGE Palliativ im Sozialzentrum Bludenz.
Tschagguns Renate Sandrell ist in einem besonders sensiblen Bereich in der Pflege tätig: Sie leitet die ARGE Palliativ im Sozialzentrum SeneCura in Bludenz. „Der Begriff ‚Palliativ‘ wird zumeist mit Sterbebegleitung gleichgesetzt und ist daher eher negativ konnotiert. Eine Studie belegt, dass acht von zehn Bewohnern in Pflegeheimen Schmerzen haben. Das halte ich mir immer wieder vor Augen. Oft werden Schmerzen gerade bei Menschen mit einer Demenz-Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt, was teilweise zu verstörenden Verhaltensweisen führen kann. Die Sensibilisierung für dieses Problem gehört in ein palliatives Setting“, erklärt Renate Sandrell. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin hatte bereits im Jahr 2001 einen Palliativ-Basislehrgang absolviert, eine Vertiefung erfolgte durch einen weiteren Ausbildungslehrgang vor zwei Jahren.
Klare Richtlinien
Seit rund elf Jahren wird im Bludenzer Sozialzentrum palliativ gearbeitet, die aktuelle Situation bietet jedoch eine besondere Herausforderung. Wobei die Bereichsleiterin relativiert: „Schon beim ersten Lockdown wurde von der Leitung her sofort reagiert, da bereits vorher ein Krisenplan erstellt worden ist. Wir hatten ausreichend Schutzkleidung und wurden von Anfang an auf das Covid-19-Virus getestet. Diese Maßnahmen und klare Richtlinien vermittelten Sicherheit für unsere Bewohner, deren Angehörige und auch uns als Team.“ Renate Sandrell zeichnet eine grundlegend positive Herangehensweise aus, was sich auch in ihrem Berufsalltag widerspiegelt. „Bei uns stirbt niemand allein. Palliativ-Patienten können – unter Berücksichtigung der Sicherheitsvorkehrungen – von ihrer Familie besucht werden. Wir schauen, dass nicht zu viele Familienmitglieder gleichzeitig im Zimmer sind. Es ist manchmal schwierig, einen guten Mittelweg zu finden, aber auch die Angehörigen zeigen viel Verständnis“, betont die dreifache Mutter.
Vorrangig wollte sie eigentlich Kinderkrankenschwester werden, aus diesem Grund hat sie ihre Ausbildung in Innsbruck absolviert. „Ich war dann im Akutbereich tätig. Nach den Geburten meiner Kinder blieb ich zu Hause und baute die Sennerei in unserer Landwirtschaft aus. Bei meiner Rückkehr in den Pflegedienst habe ich mich jedoch für die Langzeitpflege entschieden.“
Das SeneCura-Prinzip „Bestens begleitet“ habe sie von Anfang an begeistert. In der Palliativ-Pflege zu arbeiten bedeutet eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit: „Bei uns wird niemand gesund entlassen. Die Verweildauer der Bewohner wurde in den letzten Jahren immer kürzer. Es kommen nicht nur betagte Menschen, um hier ihren letzten Lebensabschnitt zu verbringen, sondern auch jüngere Patienten aus der Onkologie.“
Bindeglied
Das Pflegepersonal in der SeneCura verstehe sich als Bindeglied zu den Angehörigen und den Hausärzten sowie zu anderen Institutionen. Wichtig sei vor allem, dass die Bedürfnisse von neuen Bewohnern rasch erfasst und erspürt werden können. „Uns ist es ein Anliegen, Lebensqualität für Menschen bis zur letzten Minute zu gewährleisten. Es braucht eine Kombination von Medikation und Zuwendung. So bieten wir etwa Einreibungen und Wickel mit Aroma-Ölen an. Auch Genussmomente sollen gelebt werden“, führt die engagierte Gesundheitsfachfrau weiter aus. Als Leiterin der ARGE Palliativ legt sie Wert auf die Aus- und Weiterbildung des Teams. Sie arbeitet aber auch nach wie vor aktiv in der Pflege mit: „Ich brauche den direkten Kontakt mit den Bewohnern, sonst geht der Bezug verloren. Den Beruf als Palliativ-Pflegerin, aber auch den als Bäuerin würde ich sofort wieder wählen!“ BI
Zur Person
Renate Sandrell
Geboren 21. September 1968
Familie verheiratet, drei Kinder, ein Enkelkind
Hobbys Musik (spielt Saxofon in der Harmoniemusik Tschagguns), Lesen (Fachliteratur und Krimis), Ski-Wandern, Wandern, Yoga