Einsatz in der Unterwelt

Gerd Engelhardt (50) sorgt für Sauberkeit in der Kanalisation.
BREGENZ Niemand kennt die Bregenzer Unterwelt so gut wie Gerd Engelhardt. Der 50-jährige Bauhofmitarbeiter ist für die Wartung des 160 Kilometer langen Kanalnetzes, das unter der Stadt verläuft, verantwortlich. Er sorgt aber nicht nur für saubere Kanäle, sein Aufgabengebiet umfasst eine Reihe von weiteren Tätigkeiten, die den Bürgern der Landeshauptstadt nützlich sind.
Eigentlich wollte Gerd Engelhardt Motorradmechaniker werden. Heiße Öfen haben ihn schon als Kind fasziniert, als er noch in der Kärntner Ortschaft Seeboden lebte. An den Bodensee, nach Bregenz, übersiedelte er mit Eltern und drei Geschwistern 1976.
Von seinem Traumberuf ließ er ab, nachdem ihm der Großvater geraten hatte, das Pflasterer-Handwerk zu lernen. Das tat Engelhardt und arbeitete nach der Lehre bei mehreren Tiefbauunternehmen. Zum Bregenzer Bauhof-Team stieß er 2012. Seitdem wartet und reinigt er die Abwasseranlagen. Dazu gehören neben dem Kanalnetz die Tagwasserschächte, Regenklärbecken, Geschiebesperren (Schmutzfänger) und Bergbäche. Zudem hält er die Pumpwerke instand, „und im Winter kommt die Schneeräumung dazu“. Überdies berät Engelhardt bei der Planung von Straßen und Abwasseranlagen für Bauvorhaben. Pflasterarbeiten macht er weiterhin.
In die Kanalisation gelangt Engelhardt über die mehr als 5500 Schachteinstiege. Wann immer er einen Gullideckel lupft und in den Schacht hinuntersteigt, erwarten ihn Schmutz und Gestank. „Am ärgsten stinkt Fett. Zudem lässt es Rohre und Anlagen zuwachsen.“ Fett sollte darum im Bauhof entsorgt werden. Probleme verursachen auch Feuchttücher, die übers Klo in die Kanalisation gespült werden und die Pumpen verklumpen. Die Verklumpungen abzulösen, ist eine mühsame Aktion für das gesamte Team vor Ort. Darum appelliert Engelhardt: „Feuchttücher bitte nicht in die Toilette, sondern in den Restmüll geben.“
Als Kanaler ist man übrigens immer einsatzbereit, betont er. Auch an Feiertagen. Auch in Zeiten von Corona. Bei Abwasser-Notfällen etwa wird er oft in Privathaushalte gerufen, auch außerhalb der Dienstzeit. Oder wenn Starkregen einen Großeinsatz fordert: „Da helfen wir alle zusammen, Bauhof, Bauunternehmen, Feuerwehr, Wasserrettung.“
Sein Hobby ist eine Kawasaki ZX10RR. Derzeit ist das Superbike eingewintert, aber im Frühling holt er es aus der Garage und richtet es für die im Sommer veranstalteten Amateur-Motorradrennen her. Doch wie es damit 2021 ausschaut, weiß Gerd Engelhardt nicht. Weihnachten, das weiß er jedoch, feiert er gemütlich mit „Liebelein“, seiner Partnerin, mit der er seit 27 Jahren beisammen ist. HRJ
Zur Person
Gerd Engelhardt
Geboren 1970 in Villach
Wohnort Bregenz
Beruf gelernter Pflasterer, Tiefbauarbeiter, Anlagenbetreuer
Familie Partnerschaft, ein Sohn (31)