Die Kritik wächst an den Energiesparlampen

Wissen / 08.02.2013 • 19:52 Uhr
Bei Baywa in Lauterach werden die retournierten Energiesparlampen in einem speziellen Container verwahrt. Foto: vn/paulitsch
Bei Baywa in Lauterach werden die retournierten Energiesparlampen in einem speziellen Container verwahrt. Foto: vn/paulitsch

Trotz UN-Quecksilberkonvention sind in der EU die Energiesparlampen noch im Handel.

schwarzach. Seit 1. September 2012 gilt das EU-Verbot für die Glühbirne. Die Energiesparlampe hielt Einzug in die europäischen Haushalte. Sie erfüllt zwar den Zweck des Energiesparens, ist aber wegen ihres unnatürlichen Lichtes, hohen Preises, der Entsorgungsproblematik, vor allem aber wegen des Quecksilbergehaltes in die Kritik geraten. Denn Quecksilber ist ein für Lebewesen hochgiftiges Schwermetall, das sich bereits bei Zimmertemperatur verflüchtigt und in der Atmosphäre ausbreitet. Es lagert sich im Gehirn ab und zerstört Nervenzellen.

Laut der neulich von 140 Staaten verabschiedeten UN-Quecksilber-Konvention, die im Oktober unterzeichnet wird, werden Abbau, Produktion, Verwendung und Lagerung des Schwermetalls geregelt. Unter anderem sollen zahlreiche Quecksilber enthaltende Produkte wie Batterien, elektrische Schaltkreise, Thermometer, Kosmetika, Energiesparlampen aus dem Verkehr gezogen werden. (Noch) nicht aus dem Handel verschwinden soll jene Sorte Energiesparlampe, die die Glühbirne ersetzt. Diese wird seitens der EU als ungefährlich eingestuft, weil deren Quecksilberanteil den Grenzwert von 2,5 mg pro Lampe nicht überschreite.

80 Prozent weniger Energie

Dass die EU den Stromverbrauch reduzieren will, müsse man akzeptieren, meint Markus Kaufmann, Energieberater für Unternehmen beim Vorarlberger Energieinstitut. „Und da ist der technische Kunstgriff geglückt, aus der gewöhnlichen Leuchtstoffröhre diese kleine für den Haushalt geeignete Kompaktleuchtstoffröhre zu bauen, die 80 Prozent weniger Energie verbraucht als die Glühlampe und die Halogenleuchte.“ Trotzdem sei die Energiesparlampe nur eine Übergangstechnologie. Die Zukunft gehöre der LED-Leuchte, „die jetzt zwar noch teuer ist, aber künftig viel billiger wird, vor allem kein Quecksilber enthält und somit das Produkt Energiesparlampe vom Markt verdrängt“.

Was die Entsorgung der Kompaktleuchtstoffröhren betrifft, „ist diese hierzulande durch das spezielle Sondermüllsammelsystem vorbildlich“, sagt Kaufmann. Obwohl dem EU-Gesetz nach nicht die Händler dazu verpflichtet sind, alte und kaputte Lampen zurückzunehmen, sondern nur die Hersteller, ist in Vorarlberg laut Umweltlandesrat Erich Schwärzler „durch abfallrechtliche Vorschriften geregelt, dass der Handel und die Kommunen Quecksilber-haltige Energiesparlampen kostenlos zurücknehmen“. Abgegeben werden können alte und kaputte Lampen in allen Bauhöfen, Baumärkten und größeren Elektrogeschäften. Im Bau- und Gartenmarkt Baywa in Lauterach, zum Beispiel, werden sie vom Verkäufer entgegengenommen. „Die Leuchtkörper werden in einem speziellen Container im Lager verwahrt und dann per Lkw zur Entsorgung nach Götzis zur Firma Loacker Recycling transportiert“, berichtet Marktleiter-Stellvertreter Alexander Schwerzler. Der Rücklauf sei jedoch gering.

Mit Vorsicht behandeln

„Wegen des Quecksilbergehaltes gelten Energiesparlampen als Sondermüll und werden darum bei uns mit besonderer Vorsicht behandelt“, teilt Erich Knappitsch, Leiter des Bregenzer Bauhofs, mit. „Gelagert werden sie in eigens dafür vorgesehenen Behältern.“ Ebenfalls bis zum Transport zu Loacker Recycling. In diesem auf Sammeln, Sortieren und Aufbereiten von Wertstoffen spezialisiertem Unternehmen landen praktisch alle Kompaktleuchtstoffröhren der kommunalen und gewerblichen Sammelstellen des Landes. „2012 haben wir rund 43 Tonnen Leuchtstofflampen und Sonderformen – darunter die Energiesparlampen – gesammelt. Elf Tonnen davon kamen von den Bauhöfen der Gemeinden“, informiert Gerald Engler, Mitglied der Geschäftsleitung der Loacker Recycling GmbH. „Hier werden sie bis zum Transport per Lkw zur Endstation – die Saubermacher Dienstleistungs AG in Wien – in großen Kartonbehältern in einem abgeschlossenen Raum gelagert. Weil Energiesparlampen zum gefährlichen Abfall zählen, hantiert nur speziell ausgebildetes Personal mit ihnen bzw. deren Resten.“ Dabei sei Schutzkleidung zu tragen verpflichtend, „und das wird kontrolliert“. Bei Saubermann werden die Energiesparlampen zerlegt und die Einzelteile mittels speziellem Recyclingverfahren fachgerecht entsorgt.

„Energiesparlampen sind übrigens sehr empfindlich und brechen leicht“, klärt Gerald Engler auf. „Darum sollte Bewusstseinsbildung beim Endverbraucher beginnen.“ Der Endverbraucher muss vor allem wissen, dass er, falls eine Lampe zerbricht, mit Sorgfalt vorgehen muss, weil Quecksilberaustritt unvermeidlich ist. Auch minimale über die Atemwege aufgenommene Mengen davon können zu Vergiftungserscheinungen führen. Der betroffene Raum muss sofort gründlich gelüftet werden. Die Lampenreste gehören in ein Gefäß, welches gut verschlossen wird. Dann ist der Boden nass aufzuwischen. Unbedingt Handschuhe tragen! Auf keinen Fall dürfen zerbrochene Lampenreste mit dem Staubsauger aufgesaugt werden. Lampenreste, Wischtuch und Handschuhe gehören in den Sondermüll.

Bewusstseinsbildung sollte beim Endverbraucher beginnen.

Gerald Engler