Sonnenernte kann man jetzt selber speichern

Wissen / 28.06.2013 • 18:05 Uhr
Auf der Intersolar Europe wurden die neuesten Stromspeicher-Technologien präsentiert. Foto: intersolar
Auf der Intersolar Europe wurden die neuesten Stromspeicher-Technologien präsentiert. Foto: intersolar

Erst noch belächelt, ist Speicherung von selbst erzeugtem Sonnenstrom nun marktreif.

schwarzach. Man stelle sich vor, der von der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder in die Fassade integrierte erzeugte Strom wird zu Hause gespeichert, und nur noch der „Überfluss“ geht ins öffentliche Netz. Eine deutlich günstigere Alternative im Vergleich zur Steckdose. Deshalb wird der Einsatz von Batteriespeichern zunehmend attraktiver, um den Eigenverbrauch auch jenseits der tatsächlichen Sonnenstunden zu ermöglichen. Wirtschaftlichen Nutzen bringen zusätzliche Solarspeicher, wenn sie optimal aufeinander abgestimmt sind. Auf der diesjährigen weltgrößten Energiemesse, der Intersolar Europe in München, haben Experten des EWE-Forschungszentrums in Oldenburg Ansätze diskutiert, wie sich Solarstrom in integrierten Energiesystemen für Gebäude besonders effizient nutzen lässt.

Die wirtschaftlich sinnvolle Speicherung von Solarstrom sei von gleich mehreren Faktoren abhängig, so die Fachleute. Zum einen müsse die Dimensionierung der Einzelkomponenten möglichst präzise auf die individuellen Verbrauchseigenschaften abgestimmt sein.

Intelligente Steuerung

„Unser Ziel ist es, die Energieflüsse je nach Angebot und Bedarf zwischen Erzeugern, Verbrauchern, Speichern und elektrischem Niederspannungsnetz über ein Gebäude-

Energiemanagement intelligent zu steuern“, so die Forscher. Dafür testeten die Experten den energetischen Betrieb einzelner Gebäudeenergie-Komponenten im Labor. Mit einer Kapazität von zwei Kilowattstunden (kWh) eignet sich ein Speicher ideal für den Gebrauch in Privathaushalten und ermöglicht dort einen hohen Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Solarstrom. Eine langlebige Lithium-Ionen-Batterie wirkt sich positiv auf die gesamtwirtschaftliche Betrachtung des Speichersystems aus und verringert dessen Ausfallsrisiko.

Privater und aus Beteiligungskraftwerken erzeugter Ökostrom muss also nicht dem Stromversorger „abgeliefert“, werden. Bei den in Österreich geltenden Einspeisetarifen und sinkenden Kosten der Photovoltaik-Anlagen hat das großartige Engagement der Bürger gerade in Vorarlberg eher ideellen Charakter. Dies dient der Energieautonomie, hat aber wenig mit Autarkie zu tun, also der wirklichen Unabhängigkeit.

Wohin mit dem vielen Strom?

Kritiker des deutschen Atomausstiegs hatten bis vor Kurzem vor einem Defizit in der Versorgungssicherheit gewarnt, sollte weniger oder kein Atomstrom mehr genutzt werden. Dies ist bisher nicht eingetroffen: Deutschland ist seit 2012 Stromexportland, so das statistische Bundesamt. Insgesamt wurden 66,6 Terawattstunden (TWh) exportiert, während 43,8 TWh über die europäischen Stromnetze importiert wurden. Eine Terawattstunde sind eine Milliarde Kilowattstunden. Mit den netto exportierten 22,8 TWh wurden im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Exportzahlen bestätigen den Trend der vergangenen sechs Jahre. Atomkraftgegner nahmen die Nachricht zum Anlass für Kritik. Bei derartigen Stromüberschüssen müsse der Atomausstieg beschleunigt werden. Immer lauter wird der Ruf, dass die neun verbleibenden Atomkraftwerke Deutschlands abgeschaltet werden, und die Gaskraftwerke als Ausgleich zu der schwankenden Stromerzeugung durch erneuerbare Energien vorläufig am Netz bleiben. Der Überschuss wird nach Frankreich und auch Österreich exportiert. Geradezu skurril, was sich da in den Köpfen der Energieriesen zusammenbraut: Billiger Strom könnte auch zur Wärmeproduktion eingesetzt werden. In Vorarlberg sind Elektroheizungen baurechtlich sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung nicht mehr zugelassen.