Lügen die „Lichtesser“?

Es gibt Menschen, die behaupten, sich nur von Licht zu ernähren. Beweise gibt es keine.
schwarzach. Sie heißt Ellen Greve, nennt sich Jasmuheen und behauptet, seit 1993 keine Nahrung im herkömmlichen Sinne mehr zu sich zu nehmen, sich stattdessen von „Licht“ zu ernähren – und meint damit „feinstoffliche Energie“. Die Australierin schlägt in ihrem Buch einen 21-tägigen „Lichtnahrungsprozess“ vor, durch den sich der Körper darauf einstelle, keine feste Nahrung und keine Flüssigkeit mehr zu benötigen, sondern nur noch mit „Lichtnahrung“ auszukommen. Sieben Tage lang darf dem „Lichtnahrungsprozess“ zufolge weder gegessen noch getrunken, die weiteren 14 Tage nur getrunken werden. Danach könne man schon wieder normal essen. Aber man sollte mithilfe von „Energiewesen“ die Möglichkeit ergreifen, künftig ganz auf „feststoffliche“ Nahrung zu verzichten.
Beim Essen erwischt
Naturwissenschafter und Mediziner warnen davor, diesen „Schwachsinn“ mit- bzw. nachzumachen. Greves „Lichtnahrungsprozess“ hat bereits mehrere Todesopfer gefordert. Sie selbst konnte in einem Eigenversuch im Jahr 1999 nicht beweisen, dass „Licht“ die feststoffliche Nahrung ersetzen kann. Nach vier Tagen musste sie das Experiment abbrechen, weil Dehydratation und deutlicher Gewichtsverlust ihr die Lebenskraft raubten. Außerdem wurde Greve wiederholt beim Essen ertappt. In Österreich war es der umstrittene Dokumentarfilm „Am Anfang war das Licht“, der die Diskussionen zum Thema Lichtnahrung ausgelöst hatte. Sechs Jahre habe der österreichische Regisseur Peter Arthur Straubinger recherchiert, bis der Film „im Kasten“ war. Dabei habe er mehrere Personen aufgesucht, die angeben, sich nur von „Licht“ zu ernähren. Unter ihnen sind die bereits erwähnte Australierin Ellen Greve, der indische Yogi Prahlad Jani und der Schweizer Michael Werner. Durch eine 2008 in Bern durchgeführte medizinische Studie wurde Werner zwar als „Selbstbetrüger“ entlarvt, im Film berichtet man lediglich von einem „erstaunlich geringen Gewichtsverlust“.
Greve hat bei der gefilmten Demonstration wegen ihrer angeblichen Fähigkeiten versagt. Doch im Film wird das nicht erwähnt.
Und der 84-jährige Inder Jani, der behauptet, seit 70 Jahren nichts mehr zu essen und zu trinken, hatte mit zwei Aufenthalten in einer indischen Privatklinik in den Jahren 2003 und 2010 einen Beweis für seine spezielle asketische Lebensweise erbringen wollen. Laut Auskunft der Ärzte habe Jani während des Untersuchungszeitraumes weder gegessen, getrunken noch uriniert. Aber es war nicht ausreichend sichergestellt, dass Jani nicht heimlich Zugang zu Wasser und Nahrung hatte. Die Studienergebnisse wurden jedenfalls nie veröffentlicht. Auch das wird in Straubingers Doku nicht mitgeteilt.
„Da ein Mensch pro Tag rund einen Liter Wasser ausatmet und ausschwitzt, muss man davon ausgehen, dass der Yogi ein Lügner und Schwindler ist“, heißt es in einem Interview mit den Science Busters im Magazin The Gap. Den Naturwissenschaftern der Science Busters, Dr. Werner Gruber und Dr. Heinz Oberhummer zufolge, gibt es kein Lebewesen auf der Welt, das sich von Licht ernähren kann. „Auch Pflanzen nehmen Kohlendioxid zu sich und geben Sauerstoff ab. Dafür benötigen sie Licht, aber auch Wasser und Dünger. Die Zellen von Lebewesen benötigen Wasser und Nährstoffe.“ Straubingers Film fanden die Science Busters „spannend, weil er so manipulativ war, wie man es selten sieht“.
Die Behauptung von Personen, dauerhaft auf Nahrung verzichten zu können, widerspricht nun mal den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wissenschafter sind der Meinung, dass es sich um bewussten Betrug handeln könnte. Bislang gibt es jedenfalls keinen Beleg dafür, dass eine Person dauerhaft ohne jegliche Nahrung überleben kann.
Als (schwergewichtiger) Experimentalphysiker macht Dr. Werner Gruber eines deutlich: „Wenn wir in der Nacht zum Kühlschrank gehen und zunehmen, dann ist auf alle Fälle nicht das Licht im Kühlschrank schuld.“
Detektive ansetzen
„Den Ansichten der Science Busters ist nichts hinzuzufügen“, sagt der Psychiater und Neurologe Dr. Albert Lingg. Der Chefarzt des Landeskrankenhauses Rankweil stellt klar, dass „der Mensch energetische Erfordernisse hat, die man nicht allein mit Licht erfüllen kann.“ Und Lingg schlägt vor, auf jene, die behaupten, sich nur von Licht zu ernähren, Detektive anzusetzen.