Statt Abschaltung wird Reaktorleistung erhöht

Wissen / 13.12.2013 • 14:19 Uhr
Geplant ist, die Leistung von zwei Reaktoren im alten Kernkraftwerk Gundremmingen zu erhöhen. Foto: fotolia
Geplant ist, die Leistung von zwei Reaktoren im alten Kernkraftwerk Gundremmingen zu erhöhen. Foto: fotolia

Die geplante Leistungserhöhung des AKW Gundremmingen birgt Risiken für Vorarlberg.

schwarzach. Statt die Risikoreaktoren des Kernkraftwerks (KKW) Gundremmingen abzuschalten, plant der bayrische Betreiber-Konzern deren Leistung zu erhöhen.

Wie in Fukushima ist das AKW Gundremmingen nicht mit den heute verbreiteten Druckwasserreaktoren ausgerüstet, sondern mit alten Siedewasserreaktoren. Und wie in Fukushima befindet sich das Abklingbecken in den Gundremminger Reaktoren ebenfalls außerhalb des Containments und ist erhöht gelegen.

„Die Sicherheit dieser Siedewasserreaktoren ist generell niedriger als bei neueren Druckwasserreaktoren, weshalb der störanfällige Schwesterreaktor Krümmel im Jahre 2011 nach Fukushima für immer vom Netz genommen wurde“, berichtet Global 2000.

Nur 110 Kilometer entfernt

Das KKW Gundremmingen liegt zwischen München und Stuttgart. Die Reaktoren stehen nahe der österreichischen Grenze – von Bregenz ist es 110 Kilometer entfernt. Zum Vergleich: Die Distanz zum AKW Tschernobyl liegt bei 1300 Kilometern. Die radioaktive Wolke, die sich beim Nuklearunfall 1986 gebildet hatte, erreichte Österreich in nur drei Tagen.

Jetzt will der Betreiber des AKW Gundremmingen, der Energieversorgungskonzern RWE, die Leistung der Reaktoren B und C jeweils um bis zu 56 Megawatt erhöhen. Global 2000 zufolge sei – um zu beschwichtigen – offiziell von „nur 20 MW“ die Rede. Doch sobald die Genehmigung für die Erhöhung der thermischen Leistung erteilt wurde, könne die dazu benötigte neue Turbine installiert und die zusätzliche Leistung von aktuellen 1344 MW auf 1400 MW hochgefahren werden. Dadurch würden in den maroden Reaktoren die letzten Sicherheitsreserven ausgeschöpft, warnt Global 2000, und kleine Defekte könnten schneller zu noch größeren Unfällen führen. Patricia Lorenz, Atomsprecherin bei Global 2000, erklärt: „Eine Leistungserhöhung von nur 4,2 Prozent kann gefährlicher sein als ein Neubau und ist somit ein weit unterschätztes Risiko.“

Aus Fukushima nichts gelernt

Als eine der wichtigsten Lektionen aus der Katastrophe von Fukushima nennt die Umweltschutzorgansation, dass Atomkraftwerke viel größere Sicherheitsreserven als bisher haben müssten. Doch das wird ignoriert. Resümee: In Gundremmingen hat man aus der Nuklearkatastrophe in Fukushima anscheinend nichts gelernt.

Breiner besorgt

Und das berunruhigt auch die Präsidentin des Naturschutzbundes Vorarlberg und Sprecherin der Vorarlberger Plattform gegen Atomgefahren, Hildegard Breiner: „Der in dieser Zeit richtige Schritt wäre Abschalten statt Leistungserhöhung“, sagt sie, „zumal völlig unberechenbar ist, wie sich Leistungserhöhungen auf die eigentlich am Ende ihrer berechneten Lebensdauer angekommenen Blöcke auswirken.“ Der Dr.-Toni-Russ-Preis-Trägerin ist es sehr wichtig, „dass diese Tatsache auch der Vorarlberger Bevölkerung bekannt wird“, und sie fordert auf, die Petition von Global 2000 zu unterzeichnen.

Schwärzler verständnislos

Absolut kein Verständnis dafür, „dass für eines der ältesten Kernkraftwerke eine Leistungserhöhung beantragt wird“, hat Landesrat Erich SChwärzler. „Deutschland nennt als Grund Sicherheit. Meines Erachtens handelt es sich aber um wirtschaftliche Beweggründe.“ Die Botschaft müsse sein: „Ausstieg aus der Atomenergie und Sicherheit für bestehende AKW, aber keine Leistungserhöhung.“

AKW jetzt abschalten

Der Appell von Global 2000 an den bayrischen Umweltminister Marcel Huber, die Leistungserhöhung des AKW Gundremmingen zu verhindern, kann hier unterzeichnet werden: www.global2000.at/gundremmingen.