Neandertaler-Erbgut in Europäern nachweisbar

Wissen / 31.01.2014 • 16:43 Uhr

boston, Washington. Gene von Neandertalern haben den Vorfahren des modernen Menschen wahrscheinlich dabei geholfen, sich an die kühlere Umgebung außerhalb Afrikas anzupassen. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Studien, die US-Forscher in den Fachjournalen in „Nature“ und „Science“ veröffentlicht haben. Beide Studien stützen sich auf die Daten des 1000-Genom-Projekts, für das von heute lebenden Menschen jeweils das komplette Erbgut entziffert wurde.

Das Team um Sriram Sankararaman von der Harvard Medical School in Boston fand das Neandertaler-Erbgut an Stellen, die die Bildung des für Haut und Haare wichtigen Proteins Keratin beeinflussen. Benjamin Vernot und Joshua M. Akey von der University of Washington in Seattle beschreiben ein Gen, das unter anderem die Färbung von Haaren und Haut regelt und bei Europäern zu 70 Prozent in der Neandertaler-Variante vorliegt. Bei Ostasiaten hingegen ist es nicht zu finden. Diese Erkenntnis könne einige der äußerlichen Unterschiede zwischen den Menschengruppen erklären.

Gemeinsame Kinder

Nach heutigem Wissensstand haben sich die Neandertaler früh vom Stammbaum der heutigen Menschheit abgetrennt. Später gingen auch die Vorfahren moderner Afrikaner einerseits und Europäer und Ostasiaten andererseits getrennte Wege. Während die Afrikaner nicht mehr mit den Neandertalern in Berührung kamen, hatten die Vorfahren der Europäer und Ostasiaten mit Neandertalern gelegentlich gemeinsame Kinder. Diese Kinder besaßen zur Hälfte das Erbgut der Neandertaler, die so in den Genpool des modernen Menschen gelangten.