Weshalb das Wetter völlig verrückt spielt

Ist der Klimawandel für das aktuelle weltweite Wetterchaos verantwortlich?
schwarzach. Der Nordosten der USA versinkt in Schnee und Eiseskälte. Der Westen hingegen wird von einer Dürreperiode heimgesucht. Auf der wegen ihres milden Klimas bekannten Insel Madeira stürmt und schneit es gewaltig. Ebenso in Italien. In England wurden weite Gebiete überschwemmt, mehrere Menschen kamen ums Leben. Schwere Stürme tobten neulich tagelang über Frankreich.
Schneechaos in Kärnten
Wetterchaotisch geht es auch in Österreich zu. Kärnten liegt seit Wochen unter Schneemassen. Mit viel Schnee und dickem Glatteis kämpfen die Steirer und Osttiroler. In Vorarlberg hingegen blühen längst Schneeglöckchen und Gänseblümchen.
Was ist für die seit Wochen anhaltende chaotische Wetterlage verantwortlich? Nach Ansicht von US-Forschern könnte ein Zusammenhang mit dem Klimawandel bestehen. „Es stimmt überein mit dem Muster, das wir auf Basis unserer Daten erwarten“, berichtet die Klimaforscherin Jennifer Francis von der Rutgers-Universität im US-Bundesstaat New Jersey, betont aber, für eine definitive Aussage dazu sei es noch zu früh.
Was Francis forscht
Eine Ursache könnte Francis zufolge der Jetstream sein. Diese starke Luftströmung in großer Höhe bestimme die Großwetterlage in den USA und Europa mit. „Die Erwärmung der Arktis führt dazu, dass der Jetstream insgesamt schwächer wird und in größeren Wellen verläuft“, erklärt Francis. „Diese Wellen bewegen sich langsam und führen dazu, dass die Wetterlage sich über einen längeren Zeitraum nicht ändert. Wenn sich nun eine Welle nach Norden beult, strömt warme Luft in den Süden. Beult sie sich nach Süden, kommt kältere Luft aus der Arktis.“ Bereits seit 1980 hat die Wissenschafterin für ihre Forschungen Wetterdaten ausgewertet. Besonders in den vergangenen beiden Jahrzehnten entdeckte sie eine Schwächung des Jetstreams und deutlich größere Jetstream-Wellen. Das heißt, der Jetstream ufert stärker nach Norden beziehungsweise Süden aus.
Francis’ Ergebnisse decken sich mit denen anderer Forscher, die ebenfalls Auffälligkeiten in Bezug auf die größeren Jetstream-Wellen beschrieben haben.
Was Grabherr weiß
„Extreme sind statistisch schwer nachzuweisen – je seltener, umso weniger“, sagt der Vorarlberger Forscher Georg Grabherr, der sich hauptsächlich im Gebiet der Klimafolgenforschung – speziell die Auswirkungen auf die Hochgebirgsvegetation – bewegt, aber auch mit der Klimaentwicklung und deren Ursachen beschäftigt. „Ein 1000-jähriges Hochwasser kann 2015 oder erst in 999 Jahren auftreten“, informiert er. „Indirekt gilt, dass die Wetterwerte wie die Lufttemperatur über längere Zeiträume im Mittel einer Normalverteilung folgen. Eine Verschiebung des Mittels bringt zwangsläufig auch extremere Ereignisse mit sich.“
Dass die erhöhte Konzentration von Dipolgasen (Greenhouse gases) durch die Absorbierung von mehr Wärmestrahlung mehr Energie ins Wettergeschehen bringt, sei gesetzmäßig. Die Energie ist hier, habe einmal einer der führenden Klimaforscher, Andre Berger, in einer Besprechung einer Arbeitsgruppe bei der Wissenschaftsdirektion der EU in Brüssel zu Grabherr gesagt. „Mehr Energie, heißt mehr Wetterextreme“, erklärt Grabherr.
Sonne-Erde-Distanz
Natürliche Veränderungen in der Vergangenheit waren laut dem Vorarlberger Wissenschafter mit Veränderungen der Distanz zwischen Sonne und Erde verbunden, mit Sonnenfleckenaktivitäten und mit Vulkanausbrüchen. Die heutige Situation sei durch die Mobilisierung des im Kalkgestein, in der Biomasse der Wälder, den fossilen Erdöllagern gebundenen Kohlenstoffs zu erklären.
Wetterextreme sind statistisch schwer nachzuweisen.
Georg Grabherr
