Fleißige Helfer müssen auch weiterhin summen

Wissen / 02.05.2014 • 15:45 Uhr
 Jeder dritte gegessene Bissen hängt indirekt von der Arbeit der fleißigen Bienen ab.  FOTO: BOIGENZAHN  
 Jeder dritte gegessene Bissen hängt indirekt von der Arbeit der fleißigen Bienen ab. FOTO: BOIGENZAHN  

Forschungsprojekt „Zukunft Biene“ soll deren Lebensgrundlagen verbessern.

schwarzach. Bienen gehören für die Menschen zu den wichtigsten Nutztieren der Welt. Sie produzieren nicht nur Honig, sondern bestäuben auch fast 80 Prozent der Nutzpflanzen, die für die Ernährung unverzichtbar sind. Damit hängt jeder dritte gegessene Bissen indirekt von der Arbeit der fleißigen Bienen ab. Deren Leistungen gehen aber noch viel weiter und sind unbezahlbar. Pflanzen benutzen sie für ihre sexuelle Fortpflanzung und den Transport von Pollen. Außerdem bieten Bienen Honig, Nektar, Pollen, Öle und Duftstoffe an.

Wildbienen akut bedroht

Der gesamte wirtschaftliche Wert der Naturleistung durch die Blütenbestäubung wird auf 153 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Dennoch sind sowohl Honig-, als auch Wildbienen weiterhin akut bedroht: Durch den Verlust der Vielfalt an heimischen Blütenpflanzen, alten Sorten, Hecken, ebenso durch Schwächung und Tod aufgrund des Einsatzes von Pestiziden, Antibiotika und durch die Varroa-Milbe. Das Immunsystem der Bienen wird geschwächt. „Die Natur ist ausgeräumt, und die Probleme sind vielfältig“, sagt der Präsident des Vorarlberger Imkerverbandes, Egon Gmeiner. Die 1200 Hobbyimker – Tendenz steigend – haben rund 10.000 Bienenvölker, „es fehlen uns wegen der großen Verluste aber noch 2000“. Von den 250 verschiedenen Arten seien elf massiv gefährdet.

Daneben steht die Ampel auch für Wespen, Ameisen und seltene Vögel auf rot. Umweltminister Rupprechter hat nun den Start für das bereits unter seinem Vorgänger Berlakovich konzipierte, bis 2017 angelegte Forschungsprojekt „Zukunft Biene“ freigegeben. Unter der Federführung von Univ.-Prof. Karl Crailsheim vom Institut für Zoologie an der Universität Graz werden die Ursachen von Bienenverlusten beleuchtet bzw. identifiziert. Crailsheim: „Das langfristige Ziel ist die nachhaltige Verbesserung der Situation der Honigbiene und der Imkerei in Österreich für zukünftige Generationen.“ Dabei werden möglichst viele Aspekte des Bienenschutzes, der Bienengesundheit und der Administration der Bienenhaltung in Österreich behandelt. „Zukunft Biene“ soll Bewährtes fortführen,

Vorhandenes gut nutzen, Neues ermöglichen und zukunftsweisende Forschung fördern. In die meisten Module des Projektes werden Imker eingebunden, um praxisbezogene und für die Imkerei relevante Ergebnisse zu erzielen. Außerdem sollen unterschiedliche Interessensgruppen in die Planung und Durchführung involviert werden. Die Untersuchungen betreffen verschiedene Ebenen, wie etwa Rückstandsuntersuchungen an den Pollenvorräten im Bienenvolk und die Wintersterblichkeit. Am Institut für Zoologie wird seit vielen Jahren der Themenkomplex Bienen intensiv behandelt.

Arbeit hat begonnen

Der erste Schritt sei bereits gesetzt: „Imker – darunter 60 aus Vorarlberg – wurden gebeten, Pollenpakete zu sammeln. Es wird dann analysiert, welche und wie viele Trachtpflanzen pro Bienenvolk enthalten sind“, so Crailsheim. Mit dabei sind die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), der Verein „Biene Österreich“ und die Länder als Co-Finanzierer des 2,4-Millionen-Euro-Projektes.

Der Vorarlberger Imkerverband ist nicht direkt eingebunden worden, „unsere Hoffnung, dass etwas herauskommt, ist groß“, so Gmeiner. Einen Beitrag leistet die Bodensee-Akademie im Rahmen des „Netzwerks blühendes Vorarlberg“. Hier wird angestrebt, „die Vorarlberger Kulturlandschaft möglichst bienen- und insektenfreundlich zu gestalten, zu bewirtschaften und zu pflegen.“

Christian Boigenzahn, Geschäftsführer des Vereins Biene Österreich, bezeichnet als sehr positiv, dass Maßnahmen zur Steigerung der Artenvielfalt im neuen Umweltprogramm ÖPUL bewertet werden, und etwa die „Bienenweide verpflichtend wird, was die Zahl der Bienenvölker steigern soll“. Weiters werden die Fördermittel für Imker angehoben.

Die Natur ist ausgeräumt, und die Probleme sind vielfältig.

Egon Gmeiner