Wissenschafter baut Mini-Vulkan im Labor

Wissen / 02.05.2014 • 15:45 Uhr

Vulkanblitze sollen bei Prognose von Aschewolken für Luftfahrt helfen.

wien. „Mit vulkanischen Blitzen kann man abschätzen, wie viel Asche bei einem Ausbruch ausgestoßen wird“, erklärt der Geophysiker Corrado Cimarelli von der European Geosciences Union (EGU). Weil solche Blitze an Ort und Stelle schwer zu untersuchen sind, hat er mit seinen Mitarbeitern im Labor einen künstlichen Mini-Vulkan gebaut.

Mit Hilfe von Gas werden Aschepartikel, die von echten Vulkanen wie dem Popocatepetl (Mexiko), Eyjafjallajökull (Island) und Soufriere Hills (auf der Karibikinsel Montserrat) stammen, in einer Kammer so lange unter Druck gesetzt, bis eine Membran bricht und die Asche durch die Öffnung, die dem Vulkankegel entspricht, freigesetzt wird. Dort warten eine Vielzahl von Sensoren und eine Hochgeschwindigkeitskamera, mit denen das Geschehen aufgezeichnet wird. Damit stellte Cimarelli fest, dass noch keine Blitze entstehen, wenn zunächst nur Gas ausströmt. Sobald die Asche kommt, beginne es aber zu blitzen. Zunächst bilden sich viele kurze und schwache Blitze, die schließlich immer weniger, aber stärker werden.

Außerdem beobachtete er, dass die Art der Asche die Zahl der Blitze beeinflusst: „Je mehr kleine Partikel in der Aschewolke sind, umso mehr Blitze entstehen.“ Mit diesem Wissen könnte man umgekehrt von der Anzahl der Blitze auf die Menge
und die Beschaffenheit der Asche schließen, die bei einem echten Vulkanausbruch ausgestoßen wird. „Dies ist wichtig für Vorhersagen für die Luftfahrt“, so der Forscher. Die war etwa beim Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 massiv beeinträchtigt. Dass sich dies wiederholt und die Eruption eines Vulkans in Island
noch einmal den Flugverkehr in ganz Europa lahmlegt, hält der Geologe Adam Dingwell für unwahrscheinlich.