Vorsicht vor Gen-Soja
Monsanto warnt vor eigenem Produkt. Die EFSA hält es indes für unbedenklich.
schwarzach. (VN-hrj) Es geht um die gentechnisch veränderte Sojapflanze Intacta des US-amerikanischen Konzerns Monsanto, die gegenüber dem Spritzmittel Glyphosat resistent ist und ein Bt-Insektengift (Bacillus thuringiensis) produziert.
Im Rahmen einer Studie, die brasilianische Wissenschaftler gemeinsam mit zwei Mitarbeitern von Monsanto durchgeführt haben, wurde festgestellt, dass bestimmte Schädlinge, wie die Falterart Spodoptera eridania (Southern Armyworm), im Anbau dieser gentechnisch manipulierten Soja-Pflanze zu schweren Schäden führen können. Die Schädlinge entwickeln sich nämlich schneller und leben länger, wenn sich ihre Raupen von diesen gentechnisch veränderten Pflanzen ernähren.
Strich durch die Rechnung
In dieser Studie, die im Fachjournal Bulletin of Entomological Research publiziert wurde, wird erklärt, wie Monsanto ursprünglich das Genmaterial der Soja-Pflanze Intacta so verändert habe, dass sie mit eigenem Gift Schädlinge abwehren kann und gegen Pflanzenschutzmittel immun ist. Allerdings macht ihnen der Spodoptera eridania einen Strich durch die Rechnung. Dieses Tierchen profitiert nämlich von der gentechnischen Veränderung der Soja-Pflanze: Es frisst sich an Intacta bessere Fortpflanzungsbedingungen an. Das Entwicklungsstadium seiner Larve verkürzt sich laut der Studie um drei Tage. Und das führt naturgemäß zur rascheren Vermehrung des Falters.
Tatsächlich räumt Monsanto ein, dass es bei Intacta zu „unbeabsichtigten Veränderungen bei den Pflanzenmerkmalen“ gekommen sei und warnt nun vor seinem eigenen Produkt: „Unsere Ergebnisse sollten als Alarm interpretiert werden, dass der Befall mit S. eridania auf Feldern mit Bt-Sojabohnen zunehmen kann“, heißt es in der Studie. „Die beobachteten Effekte können sich positiv auf die Entwicklung der Schädlinge auswirken.“ Monsanto empfiehlt deshalb, in den Feldern mit Gentechnik-Soja zusätzlich Nützlinge ausbringen zu lassen, um die Spodoptera-eridania-Raupen in Schach zu halten.
Die Warnung ist als Absicherung gegen wirtschaftlich geschädigte Landwirte zu verstehen, die gegen den Multikonzern Klagen einreichen könnten. Eine Warnung kommt auch vom Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie, Testbiotech, in München: „Die Soja Intacta ist in der EU zum Import und zur Verarbeitung in Futter- und Lebensmittel zugelassen. Obwohl es zahlreiche Auffälligkeiten in der Zusammensetzung der Pflanzen gab, ging die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA in ihrem Prüfbericht davon aus, dass diese biologisch nicht relevant seien.“ Testbiotech habe zusammen mit anderen Organisationen vor dem Europäischen Gerichtshof Klage gegen die Zulassung der Soja eingelegt.
Testbiotech alarmiert
Des Weiteren alarmiert Testbiotech, dass die EU-Kommission schon bald neun weitere gentechnisch veränderte Pflanzen genehmigen könnte. Mindestens acht Anträge für den Import von Gentechnik-Pflanzen zur Verwendung als Futter- und Lebensmittel stünden zur Zulassung an. „Über diese Zulassungsanträge haben die Mitgliedsländer bereits abgestimmt“, informiert Christoph Then von Testbiotech, „aber keine ausreichenden Mehrheiten für oder gegen eine Zulassung erzielt.“ Zudem könnte die EU-Kommission jederzeit den Gentechnik-Mais 1507 zum Anbau zulassen.