Gene vom Neandertaler in uraltem Knochen

Wissen / 24.10.2014 • 14:02 Uhr

Forscher isolierten Erbgut aus 45.000-jährigem Skelettteil.

leipzig. Das Forscherteam um Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut in Leipzig hat das Erbgut eines Mannes entziffert, der vor 45.000 Jahren durch Westsibirien streifte. Das war in etwa zu einer Zeit, als die Vorfahren heutiger Europäer und Asiaten begannen, sich getrennt voneinander zu entwickeln. Es stellte sich heraus, dass der Mann ebenso wie die heute lebenden Europäer und Asiaten kleine Mengen Neandertaler-Erbgut in sich trug.

Die Wissenschafter hatten das Erbgut aus dem linken Oberschenkelknochen des Mannes isoliert, dessen Reste 2008 in Westsibirien am Fluss Irtysch gefunden wurden. Aus der Genom-Analyse geht hervor, dass sich die Vorfahren des Mannes und die Neandertaler vor 50.000 bis 60.000 Jahren miteinander vermischten. Den Forschern zufolge könnte es allerdings sein, dass auch spätere Vorfahren des analysierten Menschen noch mit dem Neandertaler Kinder bekommen haben. Bisher wurde die Vermischung zwischen Neandertalern und modernen Menschen auf einen Zeitraum von vor 37.000 bis 86.000 Jahren datiert. Bei dem 45.000 Jahre alten Knochen betrug der Neandertaler-Anteil im Erbgut etwa 2,3 Prozent. Das ist etwas höher als der Anteil in heutigen Europäern, der laut den Forschern bei 1,6 bis 1,8 Prozent liegt. Asiaten besitzen 1,7 bis 2,1 Prozent Neandertaler-Gene.

Nach weiteren Analysen gehen die Forscher davon aus, dass sich seit der Zeit, in der der Mann in Sibirien lebte, pro Jahr im Schnitt ein bis zwei Mutationen im Erbgut der Europäer und Asiaten angesammelt haben.