Starphysiker hilft bei Fahndung nach Aliens

Wissen / 24.07.2015 • 17:30 Uhr
Der berühmte britische Astrophysiker Stephen Hawking ist schon lange davon überzeugt, dass es nicht nur auf der Erde Leben gibt. Foto: EPA
Der berühmte britische Astrophysiker Stephen Hawking ist schon lange davon überzeugt, dass es nicht nur auf der Erde Leben gibt. Foto: EPA

Russischer Milliardär zahlt 92 Mill. Euro für Suche nach außerirdischem Leben. Hawking unterstützt ihn.

LONDON. (VN-hrj) „Es gibt keine größere Frage“, sagt Stephen Hawking mit Hilfe seiner Computerstimme. „Wir sind intelligent, wir leben, wir müssen die Antwort kennen.“ Der 73-jährige an der Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) leidende Starwissenschaftler hat sich dazu entschlossen, die Initiative des russischen Milliardärs Juri Milner, die intelligentes Leben im Weltraum finden soll, zu unterstützen.

Das Projekt, in das Milner über das kommende Jahrzehnt 100 Millionen US-Dollar (rund 92 Millionen Euro) investieren will, heißt „Breakthrough Listen“ – Durchbruch Zuhören – und wird von renommierten Astronomen geleitet. „Wir glauben, dass sich das Leben auf der Erde spontan entwickelt hat“, ist Hawkings Ansicht. „Deswegen muss es in einem unendlichen Universum anderes Leben geben.“

Zwei Riesenteleskope

Beteiligt an dem Projekt sind neben anderen Frank Drake, ein Pionier der Suche nach außerirdischem Leben mit modernen Mitteln, und der Planetenforscher Geoff Marcy von der Universität Berkeley. Für „Breakthrough Listen“ soll das All mit zwei der größten und leistungsstärksten Teleskope der Welt unter die Lupe genommen werden. Diese stehen im Green-Bank-Observatorium in West Virginia (USA) und im Parkes-Observatorium in Australien. „Mit der Innovationskraft des Silicon Valley könnten die Milchstraße und 100 benachbarte Galaxien untersucht werden“, visioniert Milner. „Der Umfang unserer Forschung wird von beispiellosem Ausmaß sein: eine Million benachbarte Sterne, das Zentrum der Milchstraße und Hunderte benachbarte Galaxien.“

Abgehorcht werden sollen – auf allen möglichen Frequenzen – unter anderem eine Million Sterne in der Nähe der Erde, die Milchstraße und etwa 100 nahe gelegene Galaxien. „Davon gibt es immerhin zehn Milliarden“, erklärte Geoff Marcy. Parallel dazu soll mittels Wettbewerb festgelegt werden, welche Botschaft man Außerirdischen von der Erde aus schicken sollte. Milner zufolge sollen alle erfassten Daten und Erkenntnisse öffentlich zugänglich sein. An einem einzigen Tag werde „Breakthrough Listen“ mehr Daten sammeln, als bisher in einem ganzen Jahr zusammen gekommen seien. Milner: „Das Ausmaß unserer Suche wird beispiellos sein.“

Zu den Erfolgsaussichten konnten die Wissenschaftler bislang noch keine konkreten Angaben machen. „Es ist natürlich ein riesiges Wagnis“, räumt der Astrophysiker Martin Rees ein – er hatte einmal einen Lehrstuhl in Cambridge und zum Leitungsteam gehört. „Niemand zählt auf Erfolg, aber der Lohn wird so kolossal sein, wenn man erkennt, dass es anderswo Leben gibt, dass diese Investition sich sehr lohnt.“

Geplant sei auch, dass die Mitarbeiter nebenher auch andere Projekte verfolgen, damit sie bei etwaigem Misserfolg nicht deprimiert werden. Stephen Hawking, der wegen seiner Erkrankung gelähmt ist und sich nur über den Sprachcomputer verständigen kann, weist darauf hin, dass auch Erfolglosigkeit einer solch riesigen Suchaktion ein interessantes Ergebnis wäre. „Es ist wichtig für uns, zu wissen, ob wir alleine im Dunklen sind.“

Menschen und Aliens

Hawking ist schon lange davon überzeugt, dass es im All noch mehr Leben gibt als auf unserem winzigen Planeten Erde. Dabei könnte es sich meist um kleine, primitive Formen handeln, meint Hawking. Allerdings glaube er auch an die Möglichkeit von intelligentem Leben im All. Das hat er schon vor Jahren anlässlich öffentlicher Diskussionen betont. Fraglich sei aber, ob der Mensch sich wirklich wünschen sollte, dass die Aliens von ihm erfahren.

Zur Person

Stephen Hawking. Der 1942 in Oxford, Großbritannien, geborene Astrophysiker lieferte bedeutende Arbeiten zur Kosmologie, Allgemeinen Relativitätstheorie und der Physik der Schwarzen Löcher. Durch populärwissenschaftliche Bücher über moderne Physik ist er auch einem breiten Publikum außerhalb der Fachwelt bekannt geworden.

Die Diagnose ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) – eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems – wurde 1963 gestellt. Mediziner gaben Hawking nur noch wenige Jahre zu leben. Inzwischen ist er 73, wird als Starwissenschafter gefeiert und lebt mithilfe medizinischer Hightech, unter anderem mit einem Sprachcomputer. Hawking war zweimal verheiratet.