Litauen: Fluchttunnel aus Zweitem Weltkrieg entdeckt

Wissen / 01.07.2016 • 14:00 Uhr
Archäologen fanden den Tunnel auf dem Gelände der ehemaligen Vernichtungsstätte Paneriai. Foto: AP
Archäologen fanden den Tunnel auf dem Gelände der ehemaligen Vernichtungsstätte Paneriai. Foto: AP

Vilnius. Ein internationales Team von Archäologen hat auf dem Gelände der ehemaligen Vernichtungsstätte Paneriai in Litauen einen Fluchttunnel aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Über den heimlich gegrabenen Tunnel versuchten vor mehr als 70 Jahren Juden dem Massenmord der Nationalsozialisten zu entkommen. Ausfindig gemacht wurde die Fluchtanlage mit Hilfe geophysikalischer Methoden, wie die israelische Altertumsbehörde mitteilte. „Diese Entdeckung ist ein herzerwärmendes Zeugnis für den Sieg der Hoffnung über die Verzweiflung“, sagte der verantwortliche Archäologe der Altertumsbehörde, Jon Seligman. Die israelische Kulturministerin Miri Regev sprach von „einem weiteren Beweis, der die Lügen der Holocaust-Leugner zunichtemacht“. Im Wald von Paneriai wurden zwischen Juli 1941 und Juli 1944 etwa 100.000 Menschen von deutschen Erschießungskommandos und litauischen Kollaborateuren ermordet. Darunter waren
70.000 Juden, die in Erdgruben erschossen und verbrannt wurden.

Geoelektrische Messungen

Bereits mehrfach versuchten Wissenschaftler die genaue Lage des Fluchttunnels
ausfindig zu machen. Doch erst jetzt konnte mit Hilfe von geoelektrischen Messungen dessen Verlauf und
exakte Länge erfasst werden. Beteiligt an den Untersuchungen waren nach Angaben der Altertums­behör-
de Archäologen aus den
USA, Kanada, Israel und Litauen. Bei ihren Untersuchungen fanden die Forscher eine weitere Grube mit der Asche von vermutlich 7000 Leichen. Dies wäre dem Bericht zufolge die zwölfte identifizierte Bestattungsgrube in Paneriai, das früher auch als Ponary (oder Ponar) bezeichnet wurde.