Ehrgeizige Pläne: China will im All hoch hinaus
In zwei Jahren soll mit dem Bau einer Raumstation begonnen werden.
Peking. Nach Verzögerungen in der Raketenentwicklung will China in zwei Jahren mit dem Aufbau seiner ersten Raumstation beginnen. Das Kernmodul „Tianhe-1“ (Himmlische Harmonie) soll 2018 mit einer neuen, leistungsstärkeren Trägerrakete vom Typ „Langer Marsch 5“ ins All geschossen werden. Wie ein Sprecher des Raumfahrtprogramms berichtete, werden zwei Labormodule folgen. Der Bau der Raumstation soll bis 2022 abgeschlossen sein – zwei Jahre später als geplant.
Einziger Außenposten im All
Jetzt hat China erstmals Astronauten zu seinem neuen Raumlabor „Tiangong 2“ gebracht. Das Raumschiff „Shenzhou 11“ dockte am Mittwoch am Raumlabor an, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die beiden Astronauten an Bord des Raumschiffes hätten daraufhin das Labor betreten. China ist das dritte Land nach den USA und Russland, dem ein Andockmanöver im Weltall glückte. Die beiden Raumfahrer waren am Montag dieser Woche mit einer Trägerrakete vom Typ „Langer Marsch-2F“ vom Raumfahrtzentrum Jiuquan am Rande der Wüste Gobi gestartet. Sie sollen 30 Tage an Bord von „Tiangong 2“ bleiben. Es wäre die bisher längste chinesische Allmission.
Die Experimente auf dem sechsten bemannten Raumflug Chinas sind wichtige Voraussetzungen für den Bau einer eigenen chinesischen Raumstation, die um das Jahr 2022 herum fertig werden soll. Sollte die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Erde verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm, das nicht nur den Aufbau einer ständigen Raumstation und eines Raumteleskops, sondern auch Missionen zum Mond und Mars als Ziele hat.
Nachschubflug 2017
Nach dem Flug der Astronauten soll im April 2017 das erste Frachtschiff „Tianzhou 1“ (Himmlisches Schiff) folgen, um Material zu liefern und das Raumlabor aufzutanken. Es wäre Chinas erster unbemannter, robotergesteuerter Nachschubflug.
Für die jeweils 20 Tonnen schweren, großen Module der Raumstation braucht China tragfähigere Raketen, die von dem dritten Raumfahrtbahnhof des Landes in Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan starten sollen. Die Nähe am Äquator ist für Raumflüge besser geeignet. Die Entwicklung der neuen Raketen hinkte nach Angaben von Experten allerdings seit einiger Zeit hinter dem Plan her. Die neue Raumstation soll laut Experten eine Lebensdauer von zehn Jahren haben. Mit allen Modulen und einem angekoppelten Raumschiff dürfte sie ein Gewicht von 90 Tonnen erreichen. Sie soll über zwei Roboterarme verfügen, von denen einer 25 Tonnen bewegen kann. Maximal drei Raumfahrer sollen gleich-
zeitig in der Raumstation leben können, die allerdings nicht ständig bemannt sein soll.
Raumteleskop wird stationiert
Neben der Raumstation soll in der gleichen Umlaufbahn auch etwa um 2022 ein Raumteleskop stationiert werden, das dem „Hubble“-Teleskop der USA von 1990 ähnelt, berichtete der Chefingenieur des bemannten Raumprogramms, Zhou Jianping, laut Xinhua. Die Linse soll zwei Meter Durchmesser und ein 300 mal größeres Blickfeld als „Hubble“ haben. Astronauten sollen das Teleskop bei Problemen von der Raumstation aus warten können.
Nach dem Erfolg mit der Landung einer Falcon-9-Raketenstufe der US-Raumfahrtfirma SpaceX Anfang April berichtete die Staatsagentur Xinhua, dass auch China an wiederverwertbarer Raketentechnologie forsche. Ernsthafte Ergebnisse seien allerdings erst im Laufe der nächsten fünf Jahre zu erwarten. Es könnte allerdings noch sehr viel länger dauern, bis solche Raketen die heutigen Typen ablösen könnten, hieß es.
Auch China plant nach Angaben eines hohen Raumfahrtfunktionärs, 2021 erstmals mit einer Sonde auf dem Mars zu landen. Der Chefdesigner des Mond- und Marsprogramms, Wu Weiren, sagte dem britischen Rundfunksender BBC, vorher wolle sein Land aber erneut zum Mond fliegen und erstmals auch Proben zur Erde zurückbringen.