Rote Liste für bedrohte Amphibien in Vorarlberg

Kammmolch, Teichmolch, Gelbbauchunke und Laubfrosch machen sich immer rarer.
Schwarzach. Das sommerliche Quaken der Frösche ist immer seltener zu hören. Auch die orange gefärbten Bäuche der Molche schimmern nur noch vereinzelt durch die Wasseroberfläche der heimischen Gewässer.
Vorarlbergs Amphibienpopulationen werden stetig kleiner. Zu den gefährdeten Tieren zählen vor allem der Kammmolch, der Teichmolch, die Gelbbauchunke und der Laubfrosch. „Hauptursache für den starken Rückgang dieser Amphibien ist der Verlust geeigneter Laichgewässer“, informiert der Biologe Markus Grabher (56). Der Leiter des Umweltbüros Grabher (Ingenieurbüro für ökologische Forschung) in Bregenz erneuert im Auftrag der inatura die Rote Liste der Amphibien (und Reptilien) in Vorarlberg.
Potenzielle Lebensräume
„Gartenteiche sind vor allem für den Laubfrosch und den Kammmolch zum Laichen ungünstig“, erklärt Grabher. „Der Laubfrosch bevorzugt überschwemmte Wiesen.“
Durch den Wasserspiegelanstieg im Sommer gibt es am Bodensee zwar noch überschwemmte Wiesen und somit potenzielle Lebensräume für den Laubfrosch, jedoch sei das Angebot an geeigneten Wiesen deutlich zurückgegangen.
Der Kammmolch hingegen kann sich nur in fischfreien Gewässern erfolgreich fortpflanzen, sagt Grabher. In einigen Gebieten im Rheintal – zum Beispiel in den „alten Rüttenen“ in Feldkirch – wurden Folienteiche angelegt, die diese Tiere vor gefräßigen Fischen schützen sollen.
Die Gelbbauchunke laicht vor allem in temporären Kleingewässern. Solche Gewässer seien früher durch Überschwemmungen in natürlichen Flussauen entstanden, die heute aufgrund von Flussregulierungen nicht mehr entstehen können, erklärt Grabher.
Bei niedrigem Wasserstand sei das Angebot an Laichplätzen noch geringer, „deshalb wird am Rheinspitz, dem wichtigsten Amphibienlebensraum in Vorarlberg, die Wassertiefe um 30 bis 60 Zentimeter erhöht, um ein sicheres Laichen garantieren zu können“.
Gefahr auf der Straße
Als weitere Ursache für den Rückgang der Amphibien im Land nennt Markus Grabher den Straßenverkehr. „Als temporäre Schutzmaßnahme werden in Vorarlberg vermehrt Amphibienzäune errichtet – als permanente Amphibiendurchgänge sozusagen.“ In Feldkirch-Levis wurde bereits 1996 ein permanenter Durchgang errichtet, nachdem in den letzten Jahrzehnten Tausende Amphibien bei der Überquerung der Straße zum Levner Weiher umkamen.
Herztod durch Pilz
Rasant verbreitet sich derzeit ein Pilz, der viele Amphibien in Vorarlberg befällt. Der sogenannte Chytridpilz wird über Hautkontakt oder durch im Wasser befindliche Sporen übertragen. Durch den Befall der Haut wird die Sauerstoffzufuhr gehemmt, die Tiere sterben demnach meist an Herzversagen.
Im Rheintal wurden bereits acht Gewässer beprobt. Sechs davon waren mit dem Pilz infiziert. Dies deutet auf einen flächenbedeckten Befall des Rheintales hin. „Um eine weitere Ausbreitung des Pilzes möglichst gering zu halten, sollten weder erwachsene Tiere noch Larven oder Eier bewusst in andere Gewässer überführt werden“, klärt Grabher auf. „Arbeitsgeräte und mit Wasser in Kontakt gekommene Kleidung oder Schuhe müssen vor dem Betritt in ein anderes Gewässer desinfiziert und gereinigt werden, um die Sporen nicht weiter zu verbreiten.“
Ausgesetzte Goldfische
Auch ausgesetzte Goldfische tragen zum Rückgang der Amphibien bei. „Larven aller bedrohten Frosch- und Schwanzlurche werden von Goldfischen vertilgt“, erklärt der Zoologe Timo Kopf von der Universität Innsbruck. „Selbst ein einziger ausgesetzter Goldfisch im Teich kann ungemein großen Schaden anrichten.“
Der Goldfisch kann sich in Form der sogenannten Gynogenese fortpflanzen. Dies bedeutet laut Kopf, „dass auch das in das Ei eindringende Spermium einer anderen Karpfenart die Eientwicklung anstoßen kann“. Somit findet der Goldfisch in fast jedem Teich die Gelegenheit, sich erfolgreich fortzupflanzen.
Beobachtungen melden
Als Beitrag zur Erneuerung der Roten Liste der Amphibien und Reptilien in Vorarlberg können unter dem folgenden Link eigene Beobachtungen gemeldet werden: www.umwelttipps.com
Zum Schutz vor gefräßigen Fischen wurden in einigen Gebieten im Rheintal Folienteiche angelegt.
Markus Grabher