Chinesische Talgbäume erobern US-Wälder

Baumart verdrängt einheimische Arten. Käfer soll Abhilfe schaffen.
New Orleans Die Samen von Chinesischen Talgbäumen sind vermutlich erst seit etwa 1905 in den USA erhältlich. Inzwischen haben sich die Bäume als Plage erwiesen, sind dabei, einheimische Arten im Süden der USA zu verdrängen und damit die Wälder zu erobern. Da sie keine natürlichen Feinde in den USA haben, drei Mal schneller wachsen als angestammte Laubhölzer und jeder Baum ungefähr 100.000 Samen im Jahr abgibt, sind sie bisher einfach nicht zu stoppen. Kontrolliertes Abbrennen hat ihre Verbreitung von Texas bis Florida nicht bremsen können, auch nicht das Besprühen mit Pestiziden von Helikoptern aus. Sie abzuholzen hilft nur, wenn der Baumstumpf sofort mit Chemikalien getränkt wird.
Was also tun? Eine Reihe von Wissenschaftlern sieht als erfolgversprechendste Methode, einen Flohkäfer einzuführen, der im natürlichen Habitat der Bäume im östlichen China heimisch ist. Was bedeuten würde, eine nicht angestammte Tierart zu importieren, um eine nicht angestammte invasive Pflanzenart zu bekämpfen.
Riskantes Unterfangen
Das klingt nach einem krassen und riskanten Mittel, einem möglichen „Albtraumszenario“, wie auch Umweltwissenschaftler Michael Massimi einräumt. Aber der Experte für invasive Spezies verweist zugleich auf Erfolgsgeschichten wie etwa den Einsatz eines im Wasser lebenden Rüsselkäfers.
Dieser ernährt sich von Schwimmfarn, einer aus Brasilien eingeschleppten Spezies, die Wasserwege in Florida und Texas verstopfte, bis das Insekt, sein natürlicher Feind, aus Brasilien eingeführt wurde.
Insekten und Pflanzen hätten sich zusammen über Millionen von Jahren hinweg entwickelt, erläutert Massimi. In vielen Fällen konzentriere sich das Insekt stark auf einen bestimmten Wirt. Wie der besagte Rüsselkäfer, der seinen gesamten Lebenskreislauf auf einer Pflanze verbringt, und wie der Flohkäfer (Bikasha collaris), der in der Regel andere Pflanzen ignoriert und sich von den Wurzeln und Blättern der Chinesischen Talgbäume (Triadica sebifera) ernährt.
Die für Gesundheitsinspektionen von Tieren und Pflanzen zuständige Abteilung des US-Landwirtschaftsministeriums lässt zurzeit noch prüfen, wie sich eine Einführung des Käfers auf die Umwelt auswirken würde. Dann kann sich die Öffentlichkeit zu den Ergebnissen äußern. Gibt die Behörde am Ende grünes Licht, könnten die Insekten in betroffenen Gebieten ausgesetzt werden.
Viele Waldschützer können die Hilfe der Käfer kaum erwarten. Nach offiziellen Statistiken haben sich die Talgbäume mittlerweile über zehn Staaten ausgebreitet. In Texas hat sich ihr Bestand in den vergangenen 20 Jahren fast verdreifacht. In Louisiana ist er gar um 500 Prozent gewachsen: Dank ihrer größeren Toleranz für Salzgehalt gelingt es hier den Bäumen zunehmend, moosbedeckte Sumpfzypressen zu verdrängen. Auch die Atlantikküste ist immer stärker betroffen, von Florida bis hinauf nach North Carolina.