Komet Atlas
Vielleicht der hellste unseres Lebens (aber nicht sicher).
Schwarzach Der Knabe heißt offiziell C 2019 Y4 (Atlas), wobei sich der Name „Atlas“ nicht auf den Helden der griechischen Sage bezieht, der das Gewicht der Welt trägt, sondern auf das Beobachtungsprogramm ATLAS, das bei drohenden Asteroideneinschlägen auf der Erde Alarm schlagen soll. Dazu betreibt die Nasa auf Hawaii zwei vollautomatische Spiegelteleskope von jeweils einem halben Meter Durchmesser, die den gesammten Himmel nach potentiell gefährlichen Besuchern absuchen. Dazu wird einfach dieselbe Himmelsgegend mehrmals hintereinander fotografiert, ein Computer vergleicht die Bilder.
Ins Netz gegangen
Sterne bleiben an derselben Stelle, alles andere schreitet am Himmel voran, nicht nur die Planeten („Wandelsterne“), sondern auch Kometen und Asteroiden. Tatsächlich kann man idealerweise aus nur drei Positionsbestimmungen zu drei Zeiten die Bahn eines Himmelskörpers berechnen. Nun ist den Teleskopen also C 2019 Y4 ins Netz gegangen, ein Komet, der am 23. Mai seine geringste Entfernung zur Erde erreichen wird, dann wird er von der Erde etwa so weit entfernt sein wie die Erde von der Sonne, also droht keine Gefahr. Komet Atlas hat eine extrem gestreckte Bahn, man nennt so etwas „fast parabolisch“.
2500 Jahre
Nur acht Tage nach der engsten Begegnung mit der Erde wird er durch sein Perihel laufen, den sonnennächsten Punkt der Bahn, danach entfernt er sich wieder von der Sonne. Kommt er wieder? Ja, sonst wäre die Bahn parabolisch, nicht nur „fast“, es dauert aber ein bisschen. In 2500 Jahren dürfte er sich wieder bei uns einstellen. Der sonnennächste Punkt liegt nur 37 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, näher als der Merkur; der sonnenfernste Punkt liegt aber 99 Milliarden Kilometer weit weg. Wenn wir das Sonnensystem zehn Milliarden Mal verkleinern, ist die Erde nur einen Millimeter groß, die Sonne 14 Zentimeter in 15 Metern Abstand, in diesem Maß wäre ATLAS dann rund zehn Kilometer weit weg. Was ist nun so besonders an C 2019 Y4? Eigentlich nichts, ein normaler Komet, das heißt ein Brocken aus gefrorenen Gasen und Gestein. Aber er wird wahrscheinlich sehr hell! Heller als jeder Komet, den wir in unserem Erdendasein noch zu Gesicht bekommen werden. Kommentatoren in der amerikanischen Fachpresse überschlagen sich schon jetzt vor Begeisterung. Grund ist die fantastische Helligkeitszunahme des Kometen von der Entdeckung Ende 2019 bis Mitte März: Faktor 4000!
Wenn er so weitermacht, wird er in der letzten Maiwoche jeden Tag um das Zweieinhalbfache an Helligkeit zulegen, die Venus übertreffen und mit freiem Auge sichtbar sein.
Wenn ein Kommentator schrieb: „Kometen sind wie Katzen. Sie haben einen Schweif und machen, wad sei wollen.“ Dafür gibt es ernüchternde Beispiele aus der Vergangenheit. Hoffen wir das Beste!