VN-Wissen: Zweifelhafte Bräune

Wie man richtig Vitamin D herstellt.
Schwarzach Der vergangene April war übermäßig sonnig und hat viele Sonnenanbeter ins Freie gelockt. Das ist nicht unbedingt gesund. Wer zu lange in der Sonne liegt, kriegt einen Sonnenbrand, das weiß jeder. Aber im selben Atemzug wird die „gesunde Bräune“ gelobt, sofern sie maßvoll erworben wurde. Hautärzte warnen allerdings schon lang davor: „Gesunde Bräune“ gebe es nicht, heißt es, jede Bräunung ist schon der Versuch der Haut, sich gegen die Folgen der Sonnenstrahlung zu schützen.
Diese Folgen sind prekär: Weltweit sterben jedes Jahr über 200.000 Menschen an Hautkrebs, die meisten Todesfälle verursacht das maligne Melanon, der „schwarze Hautkrebs“. Die Zahlen steigen in allen Industrienationen an, weil die Menschen einen „sonnigen“ Lebensstil pflegen. Nützt einschmieren mit Sonnencreme? Viel weniger, als allgemein geglaubt wird. Denn schon bei einem Drittel jener Sonnendosis, die zum Sonnenbrand führt, ist das Reparatursystem der Zelle überfordert. Sonnencreme verführt dazu, länger in der Sonne zu bleiben und das eindeutige Alarmsignal seiner Haut zu verlieren, dass es schon zuviel war. Besonders gefährlich ist Sonnenbaden für Kinder.
Immunsystem
Die UV-Strahlung der Sonne desensibilisiert das Immunsystem der Kinder, macht es unempfindlicher – deshalb geht es später nicht mehr gegen Stoffe vor, die es bekämpfen sollte, z.B. Hauttumore. Bei Allergikern kann man nach einem einzigen Sonnenbad zwei Wochen keinen Allergentest machen – das Immunsystem toleriert in diesem Zustand auch hochpotente allergieauslösende Mittel, die körpereigene Abwehr ist geschwächt. Wenn man in südlichen Gefilden zwischen elf und sechzehn Uhr in die Sonne muss, sollte man das nicht ohne sonnendichte Kleidung und einen Hut machen. Wer außerhalb dieser gefährlichen Zeiten sonnenbaden will, sollte wenigstens nicht mit der Creme sparen: Empfohlen sind 30 Milliliter für den ganzen Körper, eine normale Tube reicht dann für gerade drei Sonnenbäder. Die dünne und empfindliche Haut kleiner Kinder hat in der Sonne absolut nichts verloren: lange Ärmel, lange Hosen und Mütze sind Pflicht, sagt die Weltgesundheitsorganisation. Und Babys dürfen nicht in die Sonne. Überhaupt nie! – Aber ist Sonne nicht nötig für das Vitamin D? Stimmt. Vitamin D3, das Cholecalciferol, kann von Sonnenlicht des UVB-Typs aus einem Vorläuferstoff, einem Verwandten des Cholesterins, gebildet werden. Es kommt aber auch in Nahrungsmitteln vor, z.B. in fettem Fisch, Pilzen, Eiern. Und natürlich im Lebertran. 80% des benötigten Vitamin D wird aber von der Sonne gebildet.
Wie lange sollte man sich der Strahlung aussetzen? Maximal ein Drittel der Zeit, die nötig ist, um einen Sonenbrand auszulösen. Das sind beim „winterblassen Hauttyp“ zwanzig Minuten; die Hälfte also zehn Minuten. Längeres Sonnenbaden hilft nichts, weil das erzeugte Vitamin selber strahlungsempfindlich ist und in inaktive Stoffe umgewandelt wird. Christian Mähr