Artenvielfalt allein macht Ökosysteme nicht stabil

Wissen / 11.09.2020 • 10:20 Uhr
Je synchroner die Arten, desto eher ge­rät eine Gemeinschaft ins Wanken. APA
Je synchroner die Arten, desto eher ge­rät eine Gemeinschaft ins Wanken. APA

Bern Ob eine Pflanzengemeinschaft stabil ist, hängt nicht nur von der biologischen Vielfalt ab. Eine wichtigere Rolle spielt das sogenannte „asynchrone Wachstum“: Wächst unter gewissen Bedingungen eine Art weniger gut, kompensiert eine andere Art den Verlust mit besserem Wachstum. Das hat ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) herausgefunden.

Je stabiler eine ökologische Gemeinschaft ist, desto besser kann sie auf Veränderungen wie etwa Dürren oder intensivierte Landnutzungen reagieren. Welche Faktoren für Stabilität sorgen, untersuchten die Forschenden anhand von 79 Datensätzen, die fast 8000 Pflanzengemeinschaften weltweit repräsentieren. Die meisten Daten beziehen sich auf Wiesen und Weiden. Die vom WSL-Ökologen Martin Schütz beigesteuerten Informationen stammten aus dem Schweizer Nationalpark. Dabei zeigte sich: Je synchroner sich Arten verhalten, desto eher gerät eine ökologische Gemeinschaft ins Wanken. Bei 71 Prozent der Datensätze bestätigte sich dies, schreiben die Forschenden im Magazin „PNAS“. Zwar ging auch ein höherer Artenreichtum mit einer höheren Stabilität einher – allerdings nur bei 29 Prozent.

Den Autoren zufolge sollten sich Strategien zur Vermeidung von Ökosystemschäden daher auf die Auswahl von Arten mit unterschiedlichen Ansprüchen an die Umwelt konzentrieren. Allerdings: Ein Ökosystem auf „asynchron“ zu trimmen, sei alles andere als einfach, betonte Schütz gegenüber Keystone-SDA. Möglich sei dies allenfalls unter künstlichen Bedingungen, wo ungewünschte Arten entfernt werden können.

Artenreiche Ökosysteme erhalten

Die bessere Taktik bleibt eben doch, artenreiche Ökosysteme zu erhalten“, sagte er. „Rein aufgrund der Wahrscheinlichkeit gibt es in artenreichen Gemeinschaften mehr Arten, die sich asynchron verhalten als in artenarmen Gemeinschaften.“