Das war 2023 in Wissenschaft und Forschung

Wissen / 23.12.2023 • 17:45 Uhr
<span class="copyright">APA/GEORG HOCHMUTH</span>
APA/GEORG HOCHMUTH

Wien Das Jahr 2023 war geprägt von der Erderwärmung mit den wohl heißesten zwölf Monaten der Messgeschichte. Die Durchschnittstemperatur eines Tages übersteigt dabei erstmals die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad. Zudem beendet die Weltgesundheitsorganisation WHO nach mehr als drei Jahren den Corona-Notstand. Und nach Anton Zeilinger im Vorjahr, bekommt 2023 mit Ferenc Krausz wieder ein Österreicher den Physik-Nobelpreis.

Klimawandel

Die weltweite Durchschnittstemperatur übertrifft an einem Tag erstmals die vorindustrielle saisonale Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad (exakt 2,06 Grad am 17.11.). Im Pariser Klimaabkommen von 2015 war vereinbart worden, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Das Jahr 2023 ist laut EU-Klimawandeldienst Copernicus global gesehen das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts und löst damit das Jahr 2016 ab. Geosphere Austria bilanziert ebenfalls eines der wärmsten Jahre der heimischen Messgeschichte. In Langenlebarn gibt es mit 30,3 Grad einen neuen österreichischen Temperaturrekord für einen Oktobertag (3.10.).

Die UNO-Klimakonferenz in Dubai endet am 13.12. mit einem Kompromiss. Im Schlussdokument findet erstmals ein Abkehrbekenntnis von den fossilen Energiequellen Erwähnung. Die EU-Staaten können ihre Forderung, einen klaren Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas zu vereinbaren, nicht durchsetzen. Umweltorganisationen protestieren das Jahr über weltweit für mehr Klimaschutz. In Österreich sorgen vor allem Aktionen der “Letzten Generation” für Aufregung, deren Mitglieder unangemeldet Verkehrsknotenpunkte in Großstädten wie Wien blockieren und dabei teilweise ihre Hände an Straßen kleben oder betonieren, was ihnen die Bezeichnung “Klimakleber” und Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung einbringt.

Coronavirus-Pandemie zu Ende

Mehr als drei Jahre nach Beginn der Coronavirus-Pandemie stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO Covid-19 nicht mehr als weltweiten Gesundheitsnotstand ein (5. Mai). Durch die Pandemie sind laut WHO weltweit mindestens 20 Millionen Menschen gestorben. Das Virus zirkuliert global weiter, hat sich aber in seiner Gefährlichkeit abgeschwächt und viele Menschen haben durch Impfung und durchgemachte Infektionen einen besseren Immunschutz aufgebaut. An die neuesten Virusvarianten angepasste Impfstoffe werden in Österreich in erster Linie noch für Risikogruppen empfohlen.

Physik-Nobelpreis für Österreicher

Nach Anton Zeilinger im Vorjahr, bekommt 2023 wieder ein Österreicher den Physik-Nobelpreis (3.10.). Der österreichisch-ungarische Forscher Ferenc Krausz, sein in den USA tätiger Kollege Pierre Agostini und die in Schweden arbeitende Physikerin Anne L’Huillier erhalten die Auszeichnung als Pioniere der Attosekunden-Physik, die mit ultrakurzen Lichtpulsen Elektronen sichtbar macht. Der Medizin-Nobelpreis wird der gebürtigen Ungarin Katalin Karikó und dem US-Forscher Drew Weissman für die Arbeit zur mRNA-Technologie zugesprochen. Auf Basis ihrer jahrzehntelangen Forschung konnten in Rekordzeit mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt werden, “die zusammen Millionen Leben gerettet haben”, betont das Nobelpreiskomitee in Stockholm (2.10.).

Medikamentenengpass und starke Grippewelle

In der Erkältungszeit Anfang 2023 trifft ein Medikamentenengpass Österreich und weitere westliche Länder, der auch Ende des Jahres nicht überwunden ist. Nach Aufhebung fast aller Corona-Maßnahmen gibt es viele Grippefälle. In der Saison 2022/23 wird von der MedUni Wien die höchste Zahl an Infektionen seit der Einführung der Influenzaüberwachung 1999/2000 registriert. Hinzu kommen RSV- und Corona-Infektionen. Neben diesem Umstand sorgt auch die Konzentration der Arzneimittelproduktion an wenigen Standorten in Asien für zusätzliche Lieferschwierigkeiten. U.a. fehlt es an Kinder-Antibiotika und starken Schmerzmitteln für unheilbar kranke Kinder. Im Lauf des Jahres werden auch neue Diabetes-Medikamente, die bei der Gewichtsreduktion helfen, knapp, weil sie vermehrt Nicht-Diabetikern zum Abnehmen verschrieben werden. Im Herbst gibt es in einer Corona-Welle einen Engpass beim Covid-Mittel Paxlovid.

Misserfolge in der Raumfahrt

Das größte jemals gebaute Raketensystem “Starship” bricht bei seinem ersten Testflug wenige Minuten nach dem Start auseinander (20.4.). Auch der zweite Testflug der Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk endet in einer Explosion (18.11.).

Russlands erste Mondmission seit fast 50 Jahren scheitert. Das unbemannte Fluggerät “Luna-25” gerät außer Kontrolle und zerschellt auf der Mondoberfläche (20.8.). Indien schafft dagegen drei Tage später (23.8.) als viertes Land nach den USA, der Sowjetunion und China eine sanfte Landung auf dem Mond. Lander und Rover der Mission “Chandrayaan-3” sammeln nach der Landung Daten, lassen sich dann aber bald nicht mehr aus dem Schlafmodus wecken. (APA)