Huhn aus dem Tandoor
Indien hat zur Zeit keine gute Presse, aber das muss man ja nicht auf seine Regionalküchen ausdehnen. In Vorarlberg gibt es nicht viele indische Restaurants, auch österreichweit nicht, wenn man ihre Zahl etwa mit jener der Thai-Lokale vergleicht. Manche sind eigentlich pakistanisch, was zwar politisch einen großen Unterschied macht, in der Küche aber keine Rolle spielt. Schweinefleisch kommt weder in Indien noch in Pakistan auf den Tisch, und Curry schmeckt überall vorwiegend nach Kardamom, Kreuzkümmel, Koriandersamen und Kurkuma. In Indien ginge es hier um die Details, zum Beispiel um den Unterschied zwischen grünem und schwarzem Kardamom, die von zwei verschiedenen Pflanzengattungen stammen und in der Küche ganz verschieden eingesetzt werden. In Europa spielt das höchstens in Großbritannien eine Rolle.
Das kleine Restaurant „Indian Palace“ in Feldkirch gibt es seit zwei Jahren. Auf der Karte stehen als Hauptgerichte Huhn, Lamm, Rind, Shrimps, ein anonym bleibender „Fisch“ und Gemüse, teils aus dem Tandoor-Ofen, teils geschmort. Mit den Gewürzen übertreibt man es nicht, und die Gäste, die im Internet loben, dass die Gerichte gar nicht so scharf seien, verwechseln wohl die indische Küche mit südostasiatischen, welche die schärfsten Chilis verwenden. Im „Indian Palace“ habe ich jedenfalls noch keine Träne vergossen, auch nicht bei reichlichem Gebrauch des roten Chutneys zum Gemüse in Kichererbsenteig Sabzi Pakora (4,10) oder beim schon etwas schärferen Lammgericht Saag Wala Meat Rice (13,40). Natürlich kann man sagen, wie scharf man es haben will, aber die Würzung indischer Speisen ist sowieso eher auf Harmonie ausgerichtet als auf den grellen Ton von Vogelaugenchilis.
Die Spezialität des Hauses ist – nein, nicht Lamm Ämirstan, um eine berühmte Kurzgeschichte von Stanley Ellin zu zitieren, sondern Murgh Malai, ein Huhn aus der Moghul-Küche. Murgh heißt „Huhn“, Murgh Tandoor mit Naan (12,50) ist ein halbes Hähnchen mit Naan-Brot, Murgh Tikka Nawabi (13,50) ein Hähnchenspieß, Murgh Pakora (4,80) Hähnchenstücke im Kichererbsenteigmantel als Vorspeise. Sieben Gemüsegerichte bringen Dal-Linsen, Okra, Spinat, Blumenkohl, Kartoffeln, Reis und Auberginen auf den Tisch, wovon mir vor allem Letztere sehr gut geschmeckt haben. An Werktagen gibt es ein Mittagsbuffet mit fünf verschiedenen Speisen für 6,90 Euro.
Indian Palace, Hirschgraben 16, 6800 Feldkirch, Tel. 05522 32304, www.indian-palace.at, Öffnungszeiten Mi bis Mo 11 bis 14 und 17 bis 23 Uhr, Ruhetag Dienstag.