Wo Gulasch Pörkölt heißt
Bludenz ist ein nettes Städtchen mit guten Wirtshäusern und Restaurants, aber nicht gerade ein kulinarischer Hotspot. Jedenfalls hat das „Städtle“ es nie in die Gourmet-Guides geschafft, in „À la carte“ kommt nach Bizau gleich Braz und im „Falstaff“ Brand. Der „Gault- Millau“ weist zwar auf „Dörflinger“ und Val Blu Resort Hotel hin, enthält sich aber kulinarischer Wertungen.
Seit ein paar Monaten gibt es mit dem „Ilona“ in der Kirchgasse den Versuch, mit ungarischer Küche eine Nische zu nutzen. Den Bludenzern fällt zu Ungarn wahrscheinlich Paprika und Gulasch ein, und manch einer weiß inzwischen, dass „unser“ Gulasch nicht Gulyás, sondern Pörkölt heißt, während Gulyás einer Gulaschsuppe entspricht. Vielleicht auch, dass die Türken im 16. Jahrhundert den Paprika nach Ungarn gebracht haben und dass Escoffier 1879 im Grand Hotel Monte Carlo mit Paprikapulver aus Szeged sein „Poulet au Paprika“ zubereitete, was das Paprikahuhn interna-tional bekannt machte.
Im „Ilona“ wechselt die Speisekarte wöchentlich. Man findet darauf neben Fleisch und Süßwasserfisch (Ungarn ist ein Binnenland) stets ein vegetarisches Gericht und meistens eines mit Kraut, alle Hauptgerichte gibt’s auch in kleinen Portionen. Das Gefüllte Kraut (13,50/8,50) bringt gleich zweimal Kraut auf den Teller, nämlich gedämpfte Blätter, gefüllt mit Faschiertem und Reis, in einem Sauerkrautring: verschieden gewürzt, darf so viel Kraut sein. Der Kolozsvárer Krautauflauf (11,90/7,90) hat fast dieselben Zutaten. Die Gulaschsuppe (12,50/7,50), im Tischkessel mit Brot serviert, ist durchaus ein Hauptgang. Ein anderer Klassiker, die Hortobágyi Fleischpalatschinken (12,50/7,20) mit Sauerrahm-Paprikasoße, sind mit Hühnerfleisch gefüllt. Bei den Fischen gibt es nicht nur den berühmten Fogas, also Zander (16,90/10,50), sondern auch beispielsweise Welsfilet „Müllerin“ (17,90/11,50), natürlich vom österreichischen Waller, nicht vom fernöstlichen Pangasius. Unter den Desserts dürften die Somlóer Nockerln (6,20) das bekannteste sein – von Palaczinta natürlich einmal abgesehen. Zu trinken gibt es österreichische und ungarische Weine. Dabei konnte ich ein altes Vorurteil abbauen: Die Cuvée „Stierblut“ aus Eger ist nicht das elende Zeug, das wir vor Jahrzehnten unter diesem Namen serviert bekommen haben, sondern ein echt feiner Wein.
Ilona. Das ungarische Speiselokal. Ilona Érsek, Kirchgasse 12, 6700 Bludenz,
ilona.lokal@gmail.com, Tel. 0680/3137345,
Öffnungszeiten Mi bis Sa 18 bis 24 Uhr, So 18 bis 23 Uhr, Ruhetage Mo und Di.