„Es ist der Groove, der entscheidet“

Mardi Gras.BB laden ein zum Musiktrip nach New Orleans und ins swingende New York.
Euer Sound ist ja nicht gerade in Europa beheimatet. Woher kommt die Idee, als deutscher Musiker den Sound von New Orleans nach Mitteleuropa zu transferieren?
Uli Krug: Die Bandgeschichte begann 1992. Ich war damals schon mit den schnell wechselnden Trends im Popgeschäft konfrontiert und wollte aussteigen. Nicht mehr Produzenten, Agenturen, Plattenfirmen und Labels hinterherlaufen. Auf der Straße vermutete ich die entscheidende Inspiration. In dieser Zeit hat mir ein Kollege die erste LP der Dirty Dozen Band in die Hand gedrückt. Danach ging alles sehr schnell. Ich flog Ende 1992 nach New Orleans, habe mir jeden Abend ein Konzert angehört. Als ich zurück war, ging’s los.
Beschränkt sich eure Liebe zu den Südstaaten lediglich auf die Musik oder gibt es da eine generelle Affinität?
Krug: New Orleans war schon immer ein Schmelztiegel der Kulturen. Die Legende sagt, dass auf dem Kongo Square der Jazz entstand. Da muss man mal gewesen sein. Ich habe mir dann gleich noch in Memphis das Haus von Elvis angesehen und bin in Nashville die Printers Alley rauf und runter gelaufen. Es ist der Groove, der entscheidet. Die Zuhörer müssen einen unwiderstehlichen Drang verspüren, mit dem Hintern zu wackeln. Das ist es!
Ihr besteht seit nunmehr gut 20 Jahren. Was hat sich in dieser Zeit in eurer Musik verändert, wie hat sie sich weiterentwickelt?
Krug: Wir sind so etwas wie eine Institution, eine Schule. Bei uns mitzuspielen, ist eine Adelung für junge Musiker aus unserer Region. Obwohl wir inzwischen zehn CDs mit ganz verschiedenen Konzepten aufgenommen haben, ist die Basisidee immer wieder gleich. Die Herzen meiner Brüder müssen den gleichen Takt schlagen, dann wird alles gut.
Wenn Sie die Musik von Mardi Gras.BB mit einem Gericht vergleichen müssten, welches wäre das?
Krug: Das wäre Couscous Royal.
Bis auf wenige Musiker herrscht bei euch ein reger Wechsel innerhalb der Band. Wie kommt das?
Krug: Die Kollegen werden im Lauf der Jahre bequemer und komplizierter – sie wollen nicht mehr jedes Jahr 50.000 Kilometer im Bus herumfahren. Und wir wollen und brauchen die Energie der Jugend.
Wie entstehen eure Songs? Gibt es eine bestimmte Aufteilung, was Text und Musik betrifft, oder werden die Songs von der Band gemeinsam entwickelt?
Krug: Im Wesentlichen hat Doc Wenz die Titel der MGBB-Alben geschrieben und dann mit dem Produzenten Gordon Friedrich und mir das Konzept für die CDs abgestimmt.
Euer aktuelles Album trägt den Titel „Crime Tape Storys“. Was erwartet die Hörer?
Krug: Die Hörer dürfen sich auf Swing der 1940er freuen, auf Lindy-Hop und Jive, auf die Atmosphäre der Chandler-Krimis.
Was würden Sie als bislang größten musikalischen Erfolg von Mardi Gras.BB bezeichnen?
Krug: Unvergesslich ist auf jeden Fall unser Auftritt beim berühmten Filmfestival in Cannes – das Meer, die Jachten, die Sonne und mit uns als Tänzerin auf der Bühne Milla Jovovich. Danach gratulierte uns Luc Besson und lud uns alle zu seiner Party ein!
Gibt es abseits der Musik noch ein anderes künstlerisches Gebiet, das Sie interessiert und auf dem Sie sich gerne einmal versuchen würden?
Krug: Ja, ich würde gerne ein Kinderbuch schreiben, mein Vorbild ist Michael Ende.
Zur Person
Uli Krug
Bandmitglied Mardi Gras.BB (E-Bass, Sousafon)
Geboren: 16. März 1952
Wohnort: Mannheim
Familienstand: ledig
Lebensmotto: Venceremos! (spanisch für „Wir werden siegen!“)
Mardi Gras.BB sind im Rahmen des „foen-x“-Festivals am 26. Juli in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard zu Gast. Tickets: Musikladen, Tel. 05574 82731, Tel. 05574 697-0, www.foen-x.com