Ein himmlischer Anblick
Der Wiener Schriftsteller Ignaz Franz Castelli war 1822 von einem Aussichtspunkt am Bodensee so hingerissen, dass er ein Gedicht verfasste, das mit den Worten schloss: „Wer dies geseh’n, kann unbekümmert sterben, für’s Auge hat er nichts mehr zu erwerben.“ Dieses von der Kritik als qualitativ recht mäßig eingeschätzte, aber seinerzeit sehr verbreitete und folglich viel gelesene Poem war auf den „himmlischen Anblick“ zurückzuführen, den das Panorama von Bodenseelandschaft und Rheintal dem Schriftsteller Castelli
vom Gebhardsberg aus bot. Ähnlich positiv äußerten sich beispielsweise der Reiseschriftsteller Karl Julius Weber („Den Gebhardsberg erkläre ich für den schönsten Punkt am See“) oder der Erzherzog Johann, der 1835 „alle Reitze der Natur und der Kultur, welche sich auf diesem einzig schönen Standpunkte dem entzückten Auge ringsum darbiethen“, hervorhob. In späteren Berichten ist dann unweigerlich auch von einer „der Kapelle beigesellten trefflichen Wirtschaft“ die Rede.
Seit 1988 hat der Bregenzerwälder Unternehmer Christian Greber diese treffliche Wirtschaft, nämlich das Burgrestaurant, gepachtet, und im Laufe der Zeit eine Reihe von Innovationen eingeführt, vor allem den gut bestückten Weinkeller im Wasserturm, den Heumilchkäse „furore“ und den an Absinth erinnernden, aber Wermut-freien Kräuterschnaps „Upsynth“. Die Webseite spricht von einem „Mekka für Feinschmecker“, was eine als Werbung verzeihliche Übertreibung ist, die Küche liefert eher das, was man früher „gutbürgerlich“ nannte, also Wiener Schnitzel (19,60), Zwiebelrostbraten (19,80), ein „Gebhardsberg-Töpfle“ mit Schweine-, Hühner- und Rindsfilet (21,80) oder ein 200-Gramm-Filetsteak vom Bio-Weiderind (32,50). Das aktuelle fünfgängige Festspielmenü (Ziegenmozzarella auf Baby-Leaf-Salat, Pfifferlingessenz, Felchenfilet auf Ratatouille, Kalbsfilet mit Kartoffelsoufflé, Mango-Topfenterrine auf Beerenragout, 59 Euro) bleibt in diesem Rahmen. Klar, dass auch „Original Greber’s Kässpätzle“ mit „Alpen- und Bergkäse aus der Genuss Region“ auf der Karte stehen, dass die Spätzle „hausgemacht“ sind, hätte ich allerdings für eine Selbstverständlichkeit gehalten, die man nicht extra erwähnen muss. Der Service überzeugte uns bei unserem letzten Besuch nicht so ganz, aber am Ausblick von der Terrasse kratzt das ja nicht.
Burgrestaurant Gebhardsberg, Gebhardsberg 1, 6900 Bregenz,
Tel. 05574/42515, www.greber.cc, gebhardsberg@greber.cc,
Öffnungszeiten täglich von 10 bis 24 Uhr, von Jänner bis April Mo Ruhetag.