Im musikalischen Netz der Schwarzen Witwe

Erika Stucky unterhält mit Humor, Gesangskunst und schrillen Performances.
SCHWARZACH. In ihrem neuen Programm spinnt die unkonventionelle Schweizer Sängerin Erika Stucky als „Schwarze Witwe“ ein schillerndes musikalisches Netz aus neuen Mafia-Songs, düsteren Adaptionen bekannter Pop-Songs und absurden Coverversionen von längst totgeglaubten Standards. Sentimentaler Pop und alpiner Blues, listiger Jazz und skurrile Comedy sind tragende Elemente in der verrückten Welt der charismatischen Entertainerin. Heute Abend präsentiert die Künstlerin ihr brandneues Album „Black Widow“ mit der illustren Besetzung David Coulter, Terry Edwards und Michael Blair – allesamt Multiinstrumentalisten – im Sonnenbergsaal in Nüziders. Beginn ist um 20 Uhr.
Wie entstehen Ihre Programme, woher kommen die Ideen dazu?
Stucky: Ich liebe Filme. Wenn ich Jeanne Moreau mit ihren runtergezogenen Mundwinkeln oder James Gandolfinis Lächeln sehe, kommen mir gleich drei Songtexte in den Sinn. Filme wirken auf mich total inspirierend. Meine Programme entstehen erstmal im Schlaf. Im Verdauen sozusagen – und danach kommt dann die harte Arbeit.
Ihr neues Programm nennt sich „Black Widow“ – Schwarze Witwe. Was hat es damit auf sich?
Stucky: Ich finde, Spinnen sind super. Sie sind flink und haarig. Aber schwarze Witwen gab es in meiner Kindheit auch im Wallis. Alle verwitweten Frauen waren bis an ihr Lebensende schwarz gekleidet. Das hat mich inspiriert.
Für „Black Widow“ haben Sie sich großartige Musiker wie David Coulter, Terry Edwards and Michael Blair ins Boot geholt – wie kam diese Zusammenarbeit zustande?
Stucky: Über ein Projekt, das sich „Raindogs revisited“ nannte. Wir haben uns gleich musikalisch ineinander verliebt. Nicht ganz unschuldig ist auch mein Agent 007, also Ralph Gluch, der mit mir bei einer Kübisssuppe dann die Spinnen-Grundidee dazu mitentzündete, sozusagen mit mir das Spinnennetz webte.
Sie komponieren, singen, jodeln, performen, spielen Akkordeon . . . was macht Ihnen am meisten Spaß?
Stucky: Alle freien Momente. Damit meine ich die Momente zwischen den Songs, egal ob gesungen, gesprochen oder getanzt.
Dazu können Sie gesanglich sehr viele Sparten abdecken, mal sanften Jazz, mal rockige Nummern oder sogar Volkstümliches, sie jodeln auch – welche Richtung liegt Ihnen am meisten?
Stucky: Wenn ich das wüsste!
Welche Musik hören Sie gerne?
Stucky: Pink Floyd. Ich bin da eher „old school“ orientiert. Oder auch noch Jack White, aber der ist ja auch schon „old school“.
Sie geben sich auf der Bühne bzw. in Ihren Videos oft schrill– wie ist denn die Erika Stucky privat?
Stucky: Ach, die private Stucky ist eigentlich sehr, sehr ruhig, still und ziemlich wortkarg.
Gibt es ein bestimmtes musikalisches Ziel, das Sie in weiterer Zukunft anstreben?
Stucky: Immer mehr zum Kern zu kommen. Immer weniger lügen, immer näher bei der Wahrheit bleiben. Einfach weitermachen, weitersuchen und weitersingen.
Auf die Spinne gekommen: Erika Stucky präsentiert heute Abend ihr neues Programm „Black Widow“ in Nüziders.
Zur Person
Erika Stucky
Geboren: 1962 in San Francisco
Wohnort: Am Zürisee
Familienstand: Verliebt, verlobt, verheiratet – in umgekehrter Reihenfolge
Lebensmotto: Keines. Es wechselt ja eh immer wieder.
Erika Stucky gastiert heute Abend mit ihrem neuen Programm „Black Widow“ im Sonnenbergsaal in Nüziders. Karten: Musikladen (05522/41000).